Neal Stephenson - Snow Crash

  • Gerade eben habe ich den Buchdeckel geschlossen und muss sofort mal was dazu schreiben.


    Inhalt:


    In einem alternativen Heute (geschrieben wurde es in der Vorstellung einer nahen Zukunft, aber auf Grund der genannten Daten kann es nun nicht mehr in der Zukunft sein) ist die Regierung der USA und wohl auch der meisten anderen Staaten zusammengebrochen. Es herrscht eine Art brodelnde Anarchie. Das Gebiet der USA ist übersäht mit eigenständigen Hoheitsgebieten ganz unterschiedlicher Couleur: Von Neu-Südafrika über Mr. Lees Groß Hong Kong bis zu in Ketten organisierten Burbklaven. Das Internet ist mittlerweile in 3D und heißt hier Metaversum.
    In diesem Setting wird Hiro Protagonist (Name ist Programm) in die Mitte der Ereignisse gestrudelt. Laut seiner Vsitenkarte ist er: Letzter freiberuflicher Hacker, größter Schwertkämpfer der Welt, Stringer der Central Intelligence Corporation spezialisiert auf Software-Fälle (Musik, Filme & Microcode).
    Er wird Zeuge eines sich im Metaversum ausbreitenden Virus namens Snow Crash, was gleichzeitig auch der Name einer in der realen Welt auf dem Vormarsch befindlichen Droge ist. Wiederum gleichzeitig breitet sich eine Sekte rasant aus und irgendwie hängt alles zusammen und er mittendrin.


    Bewertung:


    Es ist eine rasant erzählte Geschichte, die immer spannender wird. Allerdings muss man sich zunächst durch die reichlich bizarr-verwirrenden ersten Kapitel durchbeißen, in denen es nur um Pizza geht (kleiner Scherz des Autors?) Wirklich faszinierend fand ich, wie es dem Autor gelingt, High-Tech, Medizin, Religion und Linguistik zu einer einzigen "Verschwörungstheorie" zu verschmelzen. Ab einem gewissen Punkt habe ich es ihm nicht mehr ganz abgenommen, weil ich einige seiner linguistischen Postulate nicht glauben kann. Da es aber schließlich Fiktion ist, macht das eigentlich nichts. Es macht wirklich Spaß seiner Konstruktion zu folgen und über die alten Sumerer habe ich dabei auch noch was gelernt :mrgreen: .
    Reichlich gewöhnungsbedürftig fand ich die Sprache. Das Buch ist im Präsens geschrieben und die Ausdrucksweise ist recht derb. Nach einer Weile hatte ich mich aber daran gewöhnt und fand auch die Formulierungen den sprechenden/ denkenden Personen angemessen.
    Die Figuren werden gut ausgearbeitet und zum Schluss mochte ich selbst einige von den Gegnern so gern, dass ich gar nicht recht wusste, wie es denn nun ausgehen sollte.
    Der Schluss hat mich ein klein wenig enttäuscht, da

    Dann wiederum fand ich das einen Moment später gar nicht mehr so schlimm, weil

    Und das ist ja auch das Fazit des Buches:


    Dieses Buch hat mich mit großem Lesespaß beschenkt und ich gebe was ich kann: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und eine klare Leseempfehlung! :dance: :study: :study: :study:


    :drunken: :mrgreen: :farao:

  • Moin!


    Vielen Dank fuer die Rezension - auch wenn ich die Haelfte wegen Spoiler-Alarms jetzt nicht gelesen habe...
    Das Buch liegt hier auch irgendwo auf meinem SUB ... hm, absedimentiert... na, wird sich schon wieder anfinden. Bin jetzt auf jeden Fall mal gespannt, wie es sich tatsaechlich lesen wird. Das mit der Sprache (Praesenz???) hoert sich ja schon etwas merkwuerdig an.



    CU


    Thomas

    "Das Informationszeitalter: Man sieht in der halben Zeit doppelt so bescheuert aus." (Matt in "Dork Tower")

  • Klappentext (Inhalt):

    Hiro Protagonist war mal Programmierer, aber seit auch hier die Konzerne alles gleichgeschaltet haben, zieht er jeden Bullshit-Job vor: Information Broker für die ehemalige CIA. Oder Pizza-Auslieferer für die Mafia.


    Wichtiger als die echte Welt ist für ihn ohnehin das Metaverse, ein virtueller Ort, an dem sich die Menschen mit ihren selbst gestalteten Avataren treffen. Dort begegnet er auch zum ersten Mal der Droge »Snow Crash«. Das Besondere: Snow Crash ist ein Computervirus, der auch Menschen befallen kann. Zusammen mit seiner Partnerin Y. T. ermittelt Hiro – und kommt einer Verschwörung auf die Spur, die bis in die menschliche Vorgeschichte zurückreicht.


    Klappentext (Autor):

    Neil Stephenson studierte Physik und Geografie, bevor er sich als Schriftsteller und Technologie-Berater selbstständig machte. Seit „Snow Crash“ (1992) gilt Stephenson als einer der originellsten SF-Autoren, der für alle größeren SF-Preise nominiert war (und einige davon gewonnen hat). Er lebt und arbeitet in Seattle.


    Meinung:

    Für mich teilt sich der Roman in drei Teile auf. Im ersten Teil werden die beiden Hauptcharaktere Hiro Protagonist und Y. T. sowie das Setting des Romans vorgestellt. Vom Schreibstil her war dieser erste Teil zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch recht kreativ. Die recht detaillierten Beschreibungen dürften nicht jedem gefallen, aber ich mochte sie. Bei den meisten hatte ich sehr das Gefühl, der Autor hat Ahnung, von was er schreibt bzw. recherchiert gründlich und lässt sich gut beraten. Das Gefühl habe ich nicht bei jedem Autor. Und was das Setting betrifft, es ist für mich auch das, was den Roman besonders macht. Allein schon wegen dem Metaverse, dass der Autor hier entwickelt. Eine virtuelle Welt, in die sich Menschen per Avatar bewegen können, wie in den häutigen Videospielen. Dort treffen sie sich mit anderen Leuten, bummeln dort rum, veranstalten Spiele, auch Kämpfe, es wird gehandelt usw. Tatsächlich gibt es heutzutage bereits virtuelle Metaversen. Daher wird dieser Roman auch als sehr visionär bezeichnet. Hier der Wikipedia-Artikel zum Metaverse: https://de.wikipedia.org/wiki/Metaversum


    Zum Setting gehört auch die Welt, deren staatlichen Grenzen sich aufgelöst haben. Konzerne und Organisationen, sowohl kriminelle wie auch ehemalige Behörden, haben eigenen Staaten aufgebaut, die sie kontrollieren. Also sollte man sich zu Anfang nicht wundern, wenn man von lauter eigenartiger Staaten und Bezirken (und natürlich deren eigenartigen Namen) liest. Wer das Spiel Cyperpunk 2077 kennt, kann sich das Setting ungefähr vorstellen.


    Auch der mysteriöse Virus „Snow Crash“ wird im ersten Teil eingeführt. Aber erst im zweiten Abschnitt, also in der Mitte des Romans, wird näher darauf eingegangen, überwiegend durch viele Gespräche des Protagonisten Hiro mit einem virtuellen Bibliothekar. Tja, was soll ich über dieses Virus sagen, ohne viel zu verraten. Der erste Teil des Romans fühlte sich an wie ein klassischer Science-Fiction-Roman mit dem Schwerpunkt Cyberpunk. Der zweite Teil eher wie ein Wissenschaftsthriller mit Verschwörungstheorien. Also wie ein typischer Dan-Brown-Roman. Was das Virus angeht, da sage ich nur, entweder wird man es mögen oder wie eine bittere Pille runterschlucken müssen. Für mich war es etwas von beidem. Einerseits war es „eigentlich recht originell“ andererseits „ein ziemlicher Schwachsinn“.


    Das letzte Drittel des Romans ist dann überwiegend ein durchschnittlich guter, spannender und recht brutaler Actionthriller mit Science-Fiction-Elementen. Für mich nicht gerade herausragend, aber gut lesbar und unterhaltsam.Und einen weiteren kleinen Erklärungs-Einschub gibt es noch dazu.


    Was gibt es sonst noch zu sagen. Der Roman hat starke parodistische Züge, ohne wirklich wie eine Parodie zu wirken. Auf tor-online.de habe ich gelesen, dass allein schon der Name des Protagonisten „Hiro Protagonist“ bereits auf diese parodistischen Züge verweist. Also sollte man nicht alles absolut ernst nehmen, was in diesem Roman geschrieben wurde. Wie beispielsweise die Übertreibungen bei dem Mafia-Pizza-Dienst oder dem Toilettenpapier-und-Überwachungs-Problem der Feds (FBI). Das kann man mögen oder auch nicht. Mich hatte es nicht wirklich gestört. Und in den Danksagungen erwähnt der Autor, dass diese Geschichte Snow Crash eher als Graphic Novel gedacht war.


    Was mir sehr gut gefallen hatte, waren die skurrilen Protagonisten. Nicht nur der sarkastische, verbitterte Hiro, auch die etwas naive, bisweilen todesmutige Y. T.. Aber auch andere Charaktere, wie die Mafia-Typen und der Kerl mit den Speeren und der Wasserstoffbombe. Und auch der Kerl, der sich Ng nennt, und die Wauwaus.



    Fazit:

    In diversen Science-Fiction-Bestenlisten der Amerikaner (also Listen mit der Empfehlung von Science-Fiction Romanen) wird man diesen Roman vorfinden. Das kann ich verstehen. Allein schon wegen der Erfindung des Begriffs Metaverse gehört dieser Roman zu den „must-read“ der Science-Fiction. Andererseits hat der Autor für mehrere seiner anderen Werke Science-Fiction-Preise gewonnen, für diese aber keines. Auch das kann ich verstehen. Denn die Story ist, sagen wir mal, nicht jedermanns Sache. Ich würde sagen, hätte er statt einer sumerischen Verschwörungstheorie eher in der Story etwas verwendet, dass mehr nach visionärer Science-Fiction wirkt, hätte er mit diesem Roman wahrscheinlich sogar mehrere Preise abgeräumt. Bei mir schafft der Roman immerhin insgesamt locker die :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: .