Klappentext:
" Irland sollte für einen Schweizer Schriftsteller zu einem Fluchtpunkt werden, zu dem Ort, an dem seine Frau und er ihre Liebe lebten. Nun sitzt er betrogen und voller Zweifel in seinem Haus und versucht mit Selbstironie über die Runden zu kommen. Da begegnet ihm Niamh, eine sechzigjährige Irin, die ihn zu sich einlädt, um ihn zum Chronisten ihres Lebens zu machen. Niamh reißt ihn aus seiner Trauer und führt ihm die Wunder des alten, untergegangenen Irland vor Augen. Mit betörend schönen Worten nimmt sie ihn mit auf die Reise zurück zu ihrer vielköpfigen Familie, zu ihrer deutschen Freundin, ihrer traurigen, verlorenen Liebe - und sie zeigt ihm eine andere Seite der Musik, die Musik des Regens, die man nur in Irland hören kann. Bald wird er zu ihrer Vertrauten und kann sich auf ihr letztes großes Geheimnis einlassen, das ihm auch einen Weg in die Zukunft weist...."
Mich hat die Geschichte von Anfang an in ihren Bann gezogen. Mit unpatetischen aber poetisch-schönen Worten beschreibt Schertenleib irische Landschaft und Stimmungen, so dass ich schon auf den ersten Seiten das Gefühl hatte, dort angekommen zu sein. Die beiden sehr ungleichen Protagonisten, der junge Schweizer Schriftsteller "Sean", tief verunsichert, weil er von seiner Frau verlassen wurde und Niamh, die kurz vor ihrem Ende steht, werden sehr behutsam charakterisiert. Ähnlich wie bei Harold und Maud spielt der Altersunterschied zwischen den beiden bald keine große Rolle mehr, da sie durch die Aufgabe ihren Kummer zu bewältigen, seelenverwandt werden. Anfangs sind die beiden Erzählstränge - die Geschichte von Sean und die Geschichte von Niamh streng getrennt, als Leser hüpft man hin und her, auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zu Beginn erfährt man auch nur wenig von Niamhs Schicksal, sie gibt es nur zögernd preis. Nach und nach verbinden sich die beiden Geschichten immer enger, finden zu einer Synthese und am Ende findet sich ein gemeinsames Lebensmotto:
Es ist nicht die Zeit, die alle Wunden heilt. Aber die Vergangenheit, die man nicht vergessen kann, macht uns aus. Erinnern, sein Leben kennen, sich verzeihen und nicht neu erfinden, das ist der Weg in eine Zukunft, die wir uns im Kummer gar nicht vorstellen können.
Das "Regenorchester" ist übrigens eine Sammlung von verschiedenen Gläsern, die Niamh in ihrem Garten aufgestellt hat, um die "Musik" des irischen Regens hörbar zu machen und es spielt am Ende der Geschichte eine besondere Rolle..
Für mich eine wunderschöne Geschichte, die sehr einfühlsam und ohne jeglichen Kitsch an tiefe Gefühle heranführt. Dabei sind auch die rührenden Szenen unpathetisch geschildert und sie wechseln sich ab mit lustigen Szenen, denn die beiden Hauptdarsteller sind schon sehr originell und Niamh kann durchaus sehr derb sein. Besonders die irischen Redewendungen z.B. "I`m as sick as a plane to Lourdes" etc. hatten es mir angetan! Manche Symbole in der Geschichte bleiben offen und lassen sich nur ansatzweise deuten, z.B. die Bienen die durch Seans Zimmer fliegen, als er Niamhs Geschichte aufschreibt...
Wäre klasse, wenn jemand mit mir versuchen würde diese Bienen zu deuten, ich habe so eine Ahnung, aber...
Ein sehr lesenswertes Buch!! Bin gespannt auf euer Urteil!