Sergej Lukianenko - Wächter des Zwielichts

  • Inhalt (aus der Amazon.de-Redaktion): Der undurchsichtige Mann im Versace-Anzug hat ein Anliegen. Er steht am Ufer der Moskwa in der Nähe eines nahezu unbewohnten Moskauer Luxus-Hochhausblocks und scheint mit den Wellen zu plaudern. So jedenfalls sieht es für seinen Chauffeur und den Leibwächter aus der Ferne aus. In Wirklichkeit aber spricht der reiche Emporkömmling mit einem aus dem Reich der Anderen, der ihn selbst zu einem Anderen machen soll. Kein Vampir will er werden, auch kein unglücklicher Werwolf. Lieber ein rangniedriger Magier, und gern auch einer, der Gutes tut. Dafür ist ihm jedes Mittel, auch das der Erpressung, recht.


    Eigentlich klingt das Anliegen des Mannes aus dem Roman Wächter des Zwielichts gar nicht so schlimm. Die Folgen für die Welt aber wären verheerend. Denn noch nie wurde ein Mensch ohne Begabung zu einem Anderen dieser Kategorie initiiert. Und die Gefahren, die die Grenzüberschreitung mit sich bringen könnte, wären verheerend. Denn zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis besteht ein in einem Friedensvertrag verankertes, überaus schwer austariertes Gleichgewicht. Wenn es einer der beiden Seiten gelänge, wahllos Menschenmassen für sich zu rekrutieren, könnte die Welt im Chaos eines grausamen Kampfes versinken. Zum Glück bekommen die Jenseits-Polizisten von der Nacht- und von der Tagwache gleichermaßen einen Hinweis. Die Spur führt in einen nahezu unbewohnten Luxus-Hochhausblock nahe der Moskwa, von dem aus ein spannender Wettlauf gegen einen Tabubruch mit verheerenden Folgen beginnt.


    Meine Meinung: Wie seine Vorgänger, ist auch “Wächter des Zwielichts“ in drei miteinander verknüpfte Geschichten gegliedert, welche wie schon bei “Wächter der Nacht“ alle aus der Sicht von Anton erzählt werden, der sich seit den Ereignissen des ersten Teils der Serie sehr stark weiterentwickelt hat. Allerdings ist er immer noch von Selbstzweifeln geplagt, welche von der mächtigen Hexe Arina, um die sich die zweite Geschichte des Buches dreht, noch vergrössert werden.


    So erfährt man als Leser immer mehr über das Zwielicht, die Inquisition, die Anderen und die beiden Wachen, welche weit weniger verschieden zu sein scheinen, als anfangs gedacht. Am besten verdeutlicht dies meiner Meinung nach diese Aussage von Edgar, dem dunklen Magier und Inquisitor: „Es gibt weder Licht noch Dunkel in reiner Form. Die beiden Wachen sind doch letzten Endes wie die Demokraten und die Republikaner in den USA. Sie streiten sich, hetzen gegeneinander – und treffen sich abends zur Cocktailparty.“


    Für mich persönlich ist “Wächter des Zwielichts“ das bisher beste Buch der Serie, was nicht zuletzt am ausgeklügelten und wirklich überraschenden Schluss liegt. Mal sehen, ob Lukianenko das im vierten und letzten Teil noch toppen kann ;)


    Meine Wertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: / :bewertung1von5:


    Rezensionen der übrigen Teile der Serie:
    Sergej Lukianenko - Wächter der Nacht
    Sergej Lukianenko - Wächter des Tages

  • [...] So erfährt man als Leser immer mehr über das Zwielicht, die Inquisition, die Anderen und die beiden Wachen, welche weit weniger verschieden zu sein scheinen, als anfangs gedacht. Am besten verdeutlicht dies meiner Meinung nach diese Aussage von Edgar, dem dunklen Magier und Inquisitor: „Es gibt weder Licht noch Dunkel in reiner Form. [...]


    Müsste man die Kernaussage der Wächter-Reihe mit einem einzigen Satz auf den Punkt bringen, so könnte man es nicht besser ausdrücken als Edgar in der von Coldblood zitierten und von mir hervorgehobenen Textstelle. Schwarz-Weiß-Denken ist Lukianenko fremd, was die ganz große Stärke der Wächter-Reihe darstellt. Aber ich wiederhole mich, denn diese Tatsache habe ich ja bereits im Thread zu Wächter der Nacht zum Ausdruck gebracht.


    Am Rande sei noch erwähnt, dass die komplette Reihe - meiner Meinung nach - als ein zusammenhängendes Werk zu verstehen ist. Man tut sich keinen Gefallen, will man die einzelnen Bände losgelöst voneinander betrachten. Insofern - und das muss ja auch mal gesagt werden dürfen - gefällt mir Coldbloods Rezension sehr gut, da er es schafft, diesen Punkt zu berücksichtigen, ohne Details zu verraten. :thumleft:

  • Ich kann die Bücher auch nicht einzeln bewerten. Sergej Lukianenko hat eine sehr faszinierende Welt erschaffen. Im Gegensatz zu anderen Fantasy Werken kann ich diese Bücher nicht schnell verschlingen, sondern muss die Bücher eher langsam lesen und immer wieder ein Pause einlegen und über die Geschichten nachdenken. Alleine schon die ganzen Infos über das Zwielicht, die man da bekommt...

  • Auch ich empfinde "Wächter des Zwielichts", neben "Wächter der Nacht" als stärksten Roman der Reihe. Und, man muss sie zwar als Gesamtwerk sehen (ich gehe davon aus, dass alle Bände vor konzipiert waren ehe mit dem Schreiben begonnen wurde, zumindest grob), dennoch unterscheiden sie sich ein wenig in der schreiberischen Qualität, wie auch im Spannungsbogen. Band 2 wurde im Übrigen nicht von Lukianenko alleine verfasst, was man dem, mMn schwächsten Buch der Reihe, wirklich anmerkt.


    Das Gesamtpaket, aller bisher erschienenen Romane (wie im Thread zu "Wächter der Ewigkeit" erwähnt sollen noch weitere folgen, hab ich zumindest irgendwo gelesen) ist stimmig und erzählt eine wirklich interessante Geschichte die das übliche "Schwarz-Weiß-Denken" aufbricht und mal andere Wege beschreitet.

    Mein Tauschticket!!!


    Gelesen 2010: 25 Bücher (davon eins abgebrochen)
    Gelesen 2011: 26 Bücher
    Gelesen 2012: 14 Bücher (davon eins abgebrochen)


    Ich :study: gerade:


    Max Brooks - Der Zombie Survival Guide
    Sergej Lukianenko - Trix Solier II

  • Nachdem ich mich vor längerer Zeit durch "Wächter der Nacht" und vor allem "Wächter des Tages" gekämpft hatte, habe ich nun die "Wächter des Zwielichts" gelesen und bin restlos begeistert! Keine Spur mehr von irgendwelchen Verwirrungen (bei mir), sondern nur noch Spannung pur. Das Buch ist wiederum in 3 Geschichten gegliedert, die aber direkt an einander anschließen.


    Im Mittelpunkt steht wieder Anton Gorodezki, der diesmal in einem ganz speziellen Fall ermitteln muss: angeblich versucht ein Anderer, einen Menschen zum Anderen zu machen. Das sollte eigentlich unmöglich sein und falls doch, wäre das eine Katastrophe für das mühsam aufrecht erhaltene Gleichgewicht zwischen Lichten und Dunklen. So kommt es, dass Nachtwache, Tagwache und Inquisition gemeinsam nach dem geheimnisvollen Anderen suchen. Bei dieser Gelegenheit begegnen dem Leser viele alte Bekannte, wie Kostja und Edgar. Die Beziehung zwischen Kostja und Anton, die ja befreundet waren, bevor Kostja zum Hohen Vampir wurde, sorgt immer wieder für Spannung(en). Ist es möglich, dass sie etwas von der alten Freundschaft bewahren konnten?


    In der zweiten Geschichte tritt die Hexe Arina auf den Plan. Sie ist nicht registriert und wird schon seit einigen Jahren von der Inquisition gesucht. In ihrem Besitz scheint sich ein Buch zu befinden, das es eigentlich gar nicht geben soll. Auf der Jagd nach Arina es geht durch Schichten des Zwielichts, die Anton nie zuvor betreten hat. Überhaupt entwickelt Anton immer erstaunlichere Kräfte. Auf dem Höhepunkt der Geschichte greift auch Swetlana, die sich ja aus der Wache zurückgezogen hatte, ins Geschehen ein. Sie betritt sogar die fünfte Ebene des Zwielichts und erhält dort unglaubliche Erkenntnisse über das Wesen der Anderen. Dennoch wird das geheimnisvolle gefährliche Buch wird gestohlen und ein Hoher Inquisitor ermordet.
    Nun beginnt die Jagd nach dem Mörder und ich möchte hier gar nicht weiter auf die Details eingehen. Wie schon in den ersten beiden Geschichten dieses Teils wird Lukianenko ungemein philosophisch: Anton zweifelt an seinem Weltbild - die Unterschiede zwischen Lichten und Dunklen verschwimmen immer mehr und mehr als einmal werden Fragen nach Sinn und Unsinn unserer menschlichen Gesellschaft aufgeworfen. (wer einfache Antworten erwartet, kennt Lukianenko nicht :wink: ) Wunderbar zu lesen ist die russische Sichtweise Lukianenkos. Er beschreibt die russische Menthalität, die Gedanken und Gefühle seiner Landsleute auf eine so herrliche selbstironische Art, dass ich manches mal Schmunzeln musste. Und wie immer entwickelt sich die Handlung so unvorhersehbar und dennoch logisch, dass man als Leser immer wieder verblüfft wird.


    Ich kann die Wächter-Reihe nur empfehlen, wenn auch besonders der zweite Teil (Wächter des Tages) ein wenig zäh geraten ist. "Wächter des Zwielichts" erhält von mir glatte :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich fand bereits die ersten beiden Bände der Wächter-Reihe wirklich gut, aber ich muss auch sagen, dass mir der dritte bislang am besten gefallen hat. Die Geschichte ist spannend, gut konstruiert und durchdacht und es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen. Mir gefällt vor allen Dingen, wie man mit Anton, dem Protagonisten, zusammen alles erfährt, was es über die Vorgänge zu erfahren gibt. Das Buch wird mit jedem Kapitel spannender und irgendwann kann man es eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen. Neben Anton hat mir in diesem Band besonders Arina gefallen, aber auch über Kostjas Auftreten habe ich mich gefreut - auch wenn er natürlich jetzt eine ganz andere Rolle spielt als noch im ersten Band.
    Von mir gibt's gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: