Mason, Richard - Minutenwalzer

  • Ein großartiger Unterhaltungsroman, der allerdings ein paar nachdenkliche Fragen hinterlässt in wie weit da über eine Krankheit spekuliert wird und sie evtl. verharmlost.


    Die erste Handlungsebene ist schnell beschrieben: Eloise ist Investmentmaklerin und sucht für ihre Mutter ein passendes Altersheim. Das luxuriöse “Albany” erfüllt ihren Ansprüchen, es ist allerdings auch sehr kostspielig. Und so setzt Eloise ihre kompletten Karten (privat und unternehmerisch) auf einen Rohstoff, der laut Aussage eines guten Freundes in der Zukunft eine große Rolle spielen wird. Zunächst steigt der Kurs steil an, doch dann fällt er ins bodenlose. Panik bricht bei Eloise aus.


    Viel interessanter fand ich die Erzählebene von Joan, Eloises Mutter. Sie ist die Enkeltochter einer Burenfamilie in Südafrika. Ihre Großmutter wurde während des Burenkriegs in ein Konzentrationslager interniert, wo sie ihre Kinder der Reihe nach sterben sah.
    Diese Geschichte verknüpft sich später mit einer anderen historischen Geschichte, und beide zusammen sollen dann die Phantasie und Halluzinationen von Joan darstellen, die Wirklichkeit und Traum nicht mehr auseinander halten kann.


    Ich war zunächst begeistert davon, dass sich ein Autor in das Empfinden einer Demenzkranken hinein zu versetzen versuchte. Und was er über diese Krankheit schreibt, Lewy-Body-Demenz (Demenz mit Parkinson gekoppelt), hat Hand und Fuß und ist stimmig. Aber nach und nach kamen meine Bedenken, ob dies nicht zu positiv dargestellt wurde. Denn Joan verfällt gerne in diese Anfälle, sie flüchtet in sie hinein, sie werden ihr zum Sinn und Lebenszweck, und sie entzieht sich “bewusst” der Realität.
    Zu Beginn hatte der Leser noch das Gefühl, dass es sich um harmlose Phantasien handle, doch sukzessive stellt es sich als ernst zunehmendes Problem dar.


    Was der Autor allerdings glänzend herausarbeitet hat, ist die Zerrissenheit. Nicht nur zwischen Halluzination und Wirklichkeit, sondern auch bei den Emotionen der Protagonisten und ihren Beziehungen zueinander sowie zu ihrem Lebensstil.


    Mir hat der “Minutenwalzer” eigentlich sehr gut gefallen, wenn der bittere Beigeschmack der Verharmlosung nicht gewesen wäre. Es hat mich gepackt, es war spannend, unterhaltsam und sogar informativ, ein guter Schmöker.

  • Das Buch liest sich wirklich gut, es ist interessant und kurzweilig geschrieben. Was mich nur etwas verwirrt, ist die Vielzahl an Personen, die mehr oder weniger ausführlich vorgestellt wird. Wer hier wie zu wem gehört, ist für mich noch nicht ganz ersichtlich, aber ich lese erst mal weiter. :study:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich habe das Buch gerade beendet. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass das so schnell gehen würde, das Buch hat immerhin über 600 Seiten. Aber es liest sich einfach sehr flüssig und angenehm und gut unterhalten hat es mich auch.


    Ich war zunächst begeistert davon, dass sich ein Autor in das Empfinden einer Demenzkranken hinein zu versetzen versuchte. Und was er über diese Krankheit schreibt, Lewy-Body-Demenz (Demenz mit Parkinson gekoppelt), hat Hand und Fuß und ist stimmig. Aber nach und nach kamen meine Bedenken, ob dies nicht zu positiv dargestellt wurde. Denn Joan verfällt gerne in diese Anfälle, sie flüchtet in sie hinein, sie werden ihr zum Sinn und Lebenszweck, und sie entzieht sich “bewusst” der Realität.


    Ehrlich gesagt habe ich mir beim Lesen gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, ob der Autor das Krankheitsbild einer Lewy-Body-Demenz realistisch beschreibt oder dabei zu stark übertreibt. Ich hatte das Gefühl, dass das Krankheitsbild von Joan sehr dramatisch ist und dass ihre Anfälle das Krankheitsbild wahrscheinlich gut widerspiegeln, deswegen habe ich mich davon in meinem Eindrücken von dem Wort "Demenz" bestätigt gesehen und so dem Autor auch alles abgenommen, was er hierzu geschrieben hat.


    Mir hat der “Minutenwalzer” eigentlich sehr gut gefallen, wenn der bittere Beigeschmack der Verharmlosung nicht gewesen wäre.


    Ich habe dem Buch ebenfalls 4 :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: gegeben, allerdings aus einem anderen Grund. Mir hat die Geschichte um die Huntleys nicht gefallen. Warum, kann ich nicht mal genau sagen, aber es hat für mich im Zusammenhang mit der sonstigen Handlung einfach irgendwie gestört.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


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    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Ich bin schon der Meinung, gaensebluemche, dass man Krankheiten oder sonstige Leiden von Menschen nicht zu seinem Vorteil ausnutzen darf (verkauft sich dann gut), sondern dass man hier sehrwohl mit Fingerspitzengefühl an die Sache herangehen muss/sollte. Aber vielleicht denkt man so, wenn man selber chronisch krank ist und auch schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat :wink:

  • Werde mir dieses Buch auch gleich mal auf die Wunschliste setzen. Habe schon Bücher von ihm gelesen und war bis jetzt immer begeistert.

    Ich summe, also Bien ich!


    Meiner einer :study: im Moment:

    Skullduggery Pleasant Band 1
    Jennifer Armintrout - Besessen
    S. E. Phillips - Kein Mann für eine Nacht.


    2011 erst 02 Bücher gelesen (ich arbeite einfach zu viel)

  • Buchkrümel, ich habe ehrlich gesagt noch eine Weile über deinen Beitrag gegrübelt, aber ich glaube, ich verstehe jetzt, was du meinst. Erst dachte ich, du spielst nur auf die Geschichte selbst an. Hier konnte ich deine Meinung aber nicht teilen, weil der Autor doch einfach nur eine Geschichte erzählt. Mittlerweile glaube ich aber, dass du deine Beiträge auf die zwei Briefe beziehst, die sich am Ende des Buches finden? Wenn das so ist, dann teile ich deine Meinung in diesem Fall. Hier hatte ich auch ein komisches Gefühl und fand die Briefe sehr unpassend nach der Lektüre des Buches.


    :flower:

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    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Achso, ok. :lol:


    Ich habe das beim Lesen aber gar nicht so kritisch betrachtet. Wie du schon vermutet hast, Buchkrümel, habe ich keine persönlichen Erfahrungen mit dieser Krankheit, oder anderen chronischen Krankheiten, gemacht. Deswegen habe ich beim Lesen des Buches auch nicht darauf geachtet, wie der Autor damit umgeht. So, wie er mir als Leser die Geschichte verkauft hat, habe ich sie ihm auch abgenommen.


    Was genau hat dich denn gestört? Meinst du, dass der Autor das Krankheitsbild nicht umfassend genug dargestellt hat, sondern sich nur auf die Anfälle konzentriert hat, die die Symptome dieser Krankheit nicht umfassend beschreiben? So habe ich das deinen Beiträgen entnommen.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


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    Bettina Belitz - Scherbenmond


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