Heinrich Rüdig: Ein Direktschuß mit vollem Risiko

  • Buchbesprechung Rüdig Fußballcartoons

    „100 originell Fußball – Cartoons beleuchten humorvoll das vielseitige Geschehen um das runde Leder: Die Spieler – der Torwart – der Trainer – der Schiedsrichter – das Tor – die Fans – Übertragungen im Fernsehen – der Nachwuchs – das Umfeld,“ steht auf dem hinteren Buchdeckel.
    Na ja. Ich bin mir nicht so sicher, was ich von dem Buch halten soll. Da die Cartoons zeitlich und neutral gehalten sind, treten sie niemandem auf die Füße. Inhaltlich sind sie auch nicht besonders anspruchsvoll. Daher kann es leicht passieren, daß man das Buch in wenigen Minuten gelesen hat.Interessanter ist es vielmehr, daß das Buch in einem Druckkostenzuschußverlag erschienen ist. „Als Zuschußverlag bezeichnet man einen Verlag, der Bücher unter Beteiligung der jeweiligen Verfasser an den Druckkosten (Druckkostenzuschuß) publiziert. Zuschußverlage sind in ihrer heutigen Form Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden. Allerdings war es auch früher schon üblich, daß der Autor die Kosten für den Druck ganz oder teilweise selbst übernimmt. Heute gilt des hauptsächlich noch für wissenschaftliche Arbeiten. Den Zuschuß können die Autoren selbst, häufig aber auch Dritte, zum Beispiel bei wissenschaftlichen Werken Stiftungen leisten. Vor allem ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden viele kleinere Verlage. Diese konnten die Druckkosten oft nicht alleine tragen, so daß der Autor das Risiko einer Veröffentlichung gemeinsam mit dem Verlag trug. Heute haben sich zahlreiche Verlage auf Zuschußbücher spezialisiert. Zuschußverlage zählen zu den Kommissionsverlagen. Die Veröffentlichung eines Buches kann im Format A5 mit etwa 300 Seiten / 250 Stück (Stand: 2006) zwischen 2.000 und 5.000 Euro liegen. Dazu können noch die verschiedenen, teilweise schon erwähnten, zusätzlichen Kosten kommen. Davon sind reine Druckkosten mit etwa 2.000 Euro anzusetzen, wenn ein Druck unterstellt wird, der im mittleren Preissegment liegt, und ohne besondere Ansprüche an Papier, Bindung und Umschlaggestaltung / Cover auskommt.Kritiker meinen, daß Zuschußverlage kein Interesse am Verkauf ihrer Produkte hätten, da sie aus den Zuschüssen selbst schon Gewinn schöpfen würden. Der Verband deutscher Schriftsteller nimmt keine Autoren auf, die ausschließlich in Zuschußverlagen veröffentlicht haben. In zahlreichen Internetforen diskutieren Autoren über Druckkostenzuschußverlage und ihre Geschäftsgebaren. Wobei festzuhalten ist, daß die Erfahrungen der Autoren nicht einhellig sind, was auch die große Zahl von Büchern zu belegen scheint, die von Druckkostenzuschußverlagen jährlich auf den Markt gebracht werden.Befürworter der Zuschußverlage argumentieren, daß diese für unbekannte Autoren der einzige Weg seinen, ein Buch zu publizieren und sich einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen zu können. Dagegen steht die Erfahrung jener Autoren, die der Ansicht sind, daß die hohen Kosten, die bei der Veröffentlichung eines Buches in einem Druckkostenzuschußverlag berechnet werden, nicht gerechtfertigt sind. Um Mißverständnissen vorzubeugen und sich aus dem negativen Bedeutungsfeld des Begriffes zu lösen, bezeichnen sich einige Zuschußverlage inzwischen ausdrücklich als „Dienstleisterverlage“.Die klassische Alternative zu sämtlichen etablierten Verlagsformen ist der Eigen- oder Selbstverlag. Die im Eigenverlag herausgegebenen Bücher verursachen zunächst die Kosten, die durch den Buchdruck entstehen, wenn sich der Autor dazu entschließt, sein Buch in dieser Form herauszugeben, und nicht etwa in der Form eines elektronischen Buches, dem sogenannten E – Book. Neben den durch den Buchdruck entstandenen Kosten fallen hier noch die Kosten an, die ein Autor bereit ist, für Werbung / Promotion auszugeben. Eine ISBN kann der Autor seinem Werk ebenfalls zuweisen lassen, damit sein Werk über den Buchhandel zu erwerben ist. Der Selbstverleger ist weitgehend unabhängig, muß aber sämtliche Arbeiten (Buchhaltung, Vermarktung), die ansonsten vom Verlag übernommen werden, selbst abdecken.Pseudoverlage verlangen vom Autor keinen Zuschuß, sondern die Gesamtkosten der Verlegung zuzüglich einer Gewinnspanne.Eine weitere Alternative stellt das Book on Demand – Verfahren dar. Dabei zahlt der Autor für den Druck der ersten Auflage. Das Buch verbleibt elektronisch beim Verlag und wird auf Anfrage / on demand erneut gedruckt. Manchmal sind verschiedene Dienstleistungen wie Lektorierung im Verlagsangebot enthalten.Die preiswerteste Form der Veröffentlichung eines Buches ist sicherlich die Veröffentlichung als E – Book, wobei hier zu berücksichtigen ist, daß diese Buchform lange nicht den Veröffentlichungsgrad besitzt, wie etwa das herkömmliche Buch. Andererseits besitzt das Medium E – Book ein solch großes Potential, daß es nicht zu vernachlässigen ist. Da es über das Internet vertrieben wird, steigt die Zahl der potentiellen Interessenten ständig. Für Autoren, die ihre Werke im Eigenverlag herausbringen, kann auch der E – Book – Vertrieb interessant sein,“ berichtet Wikipedia.Nach meiner persönlichen Beobachtung können Druckkostenzuschußverlage getrost als Abzocker bezeichnet werden. Sie bereichern sich an der menschlichen Eitelkeit, die es gerne sieht, wenn der eigene Name in der Öffentlichkeit auftaucht. Da ist vermeintlich jemand, der meine Arbeit schätzt.Ich habe mal in Duisburg und Umgebungen in Buchhandlungen und öffentlichen Büchereien darauf geachtet, ob mir dort Bücher aus Druckkostenzuschußverlagen auffallen. Mitnichten! Mein Eindruck: Druckkostenzuschußverlage werden dort gemieden. Die Qualität der Bücher ist ja oft genug auch zumindest zweifelhaft. Druckkostenzuschußverlage gaukeln ihren Autoren vor: „Wir kümmern uns um den Vertrieb Ihrer Bücher!“ Den Beweis dafür bleiben sie oft genug schuldigIch selbst habe auch schon in Druckkostenzuschußverlagen veröffentlicht. Hatte ich anfangs noch ein naives Gefühl des Erfolges, so kam die Ernüchterung schon bald. Kein seriöser Verlag, keine seriöse Literaturzeitschrift wollte meine ach so gute Literatur. Es waren eben nur die Druckkostenzuschußverlage, die neben der Literatur gerne auch mein Geld nahmen. Daß meine Literatur Hobby und Liebhaberei und nicht konkurrenzfähig war (und heute auch noch ist), gebe ich heute gerne zu. Für mich persönlich ist es wichtigre, selbst Spaß beim Schreiben zu haben. Eine Veröffentlichung um jeden Preis ist mir daher nicht wichtig. Natürlich schmeichelt es auch meiner Eitelkeit, wenn ich behaupten kann: „Ich habe Texte veröffentlicht. Jedermann kann jetzt meinen Namen im Internet oder einer Zeitschrift lesen“. Diese kleine Eitelkeit gestehe ich gerne. Aber Geld für eine Veröffentlichung werde ich nicht mehr ausgeben. Das ist mir mein Hobby nicht wert. Heinrich Rüdig: Ein Direktschuß mit vollem Risiko – Fußball Cartoons; Haag + Herchen Verlag Frankfurt 1999; 129 Seiten; ISBN 3 – 86137 – 912 – 0