Kurzbeschreibung:
Mit Liebe hat es wenig zu tun, als Sara den armen Jacob Mortensen heiratet und mit ihm nach Trondheim zieht. Die ersten Jahre sind hart: Schon bald sind viele Kinder im Haus, und Jacobs Krämerladen wirft kaum genug zum Leben ab. Erst als Sara im Geschäft beherzt die Zügel in die Hand nimmt, geht es aufwärts. Wenige Jahre später ist aus Jacob ein wohlhabender Kaufmann geworden. Dennoch ist Sara nicht wirklich glücklich: Zu groß ist die Sehnsucht nach einer Freiheit, die unerreichbar jenseits der Konventionen ihrer Zeit liegt. Saras ganze Hoffnung richtet sich auf ihre Tochter Sanne, an die sie ihren Traum von einem selbstbestimmten Leben weitergegeben hat. Doch erst Saras Enkelin kann den Traum der Frauen vom Fjord leben ...
Über die Autorin
Toril Brekke, geboren 1949, ist eine der bekanntesten norwegischen Autorinnen und seit 1992 Vorsitzende des PEN-Clubs ihres Landes. Seit nahezu dreißig Jahren schreibt sie Romane und Erzählungen sowie Kinder- und Jugendbücher. Linas Kinder wurde in Norwegen für den Brage, den höchstdotierten Literaturpreis, vorgeschlagen.
Das Buch spielt in Alesund und Trondheim in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Prolog wird uns Jacob Mortensen vorgestellt, seine ärmliche Herkunft, wie er sich hocharbeitet, zum Kaufmann wird. Wir erfahren von seinen Träumen und was er im Leben erreichen will; lernen Sara kennen, die Frau, für die er alles auf sich nimmt.
Und erst im Epilog erfährt der Leser, wie Jacob selbst sein Leben und seine Frau Sara wahrgenommen hat. So manche Situation rückt jetzt erst in ein anderes Licht.
Im Hauptteil des Buches wird die Handlung aus der Sicht von Sara erzählt. Wir erleben, wie Jacobs junge Frau Sara in Trondheim ankommt und an Jacobs Seite versucht, das Leben in den Griff zu bekommen. Es ist härter und entbehrungsreicher, als sie es sich erträumt hat. Ihr Problem: sie lebt neben Jacob her, sie spricht nicht mit ihm, fragt ihn nicht nach Beweggründen für sein Tun. Sie denkt sich nur immer ihren Teil und hält ihn für einen Träumer.
Sie selbst träumt oft von einem anderen Leben, auch von der Liebe, die sie nur insgeheim erlebt hat, als sie in einem Pfarrhaus angestellt war und sich in den Hausherrn verliebt hat.
Für ihre Tochter Sanna erhofft sie sich ein besseres Leben, doch auch Sanna musste in den Schranken des gesellschaftlich für Frauen Möglichen aufwachsen und heiratete ihrerseits einen Kaufmann, Andreas Mørck, den ihr Vater ausgesucht hatte. In dieser Ehe gab es weniger finanzielle Schwierigkeiten, das Problem war ein ganz anderes: Sanna wurde jedes Jahr schwanger, wusste nicht, wie sie sich dagegen wehren sollte, es war gottgegeben. Mit den 10 Kindern hatte Sanna, völlig überfordert, wie in Trance gelebt. Erst danach begann sie die Kinder und sich selbst als Personen mit unterschiedlichen eigenen Bedürfnissen wahrzunehmen und ihr Leben schrittweise zu verändern.
Sara hatte ihren Mann Jacob erst richtig als den Menschen erkannt, der er wirklich war, als Sanna bereits erwachsen war. Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie ihn früher schon geliebt hätte? - Erst für Sannas Töchter wurde Saras Traum vom selbst bestimmten Leben wahr.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war sehr beeindruckend zu lesen, wie einengend, ja sogar zerstörerisch die gesellschaftlichen Konventionen für Frauen zu jener Zeit waren. Was für mich ein offenes Problem bleibt, ist die Frage, warum Sara ihre Tochter Sanna derart unaufgeklärt in die Ehe gehen lassen konnte. Der Erklärungsversuch, dass sie selbst als Kind nicht glücklich darüber war, zu viel zu wissen, überzeugt mich nicht.