Inhalt (Kurzbeschreibung bei amazon)
London 1537: Hans Holbein der Jüngere ist Hofmaler Heinrichs VIII., des
berüchtigten englischen Monarchen. Und er wird auf eine heikle Mission
entsandt: Holbein soll europäische Prinzessinnen porträtieren, unter
denen der König dann seine neue Gemahlin wählen will. Doch was, wenn
sie sich nicht unbedingt durch Schönheit auszeichnen? Kurz
nachdem sie Heinrich dem Achten endlich den ersehnten Thronfolger
geboren hat, stirbt Jane Seymour, seine dritte Gattin, am
Kindbettfieber. Doch es sind unsichere Zeiten, und ob mit der Geburt
nur eines Sohnes der Thron bereits gesichert ist, ist ungewiss. Darum
will Heinrich erneut heiraten, und so soll Hans Holbein, der berühmte
Maler, in Europa umherreisen, um mögliche Heiratskandidatinnen zu
porträtieren. Auf politischen Druck einflussreicher Kreise soll er
manche Porträts schönen. Doch schönt er zu sehr, riskiert Holbein den
Zorn des Königs, wenn dieser am Ende der Braut ins wirkliche Antlitz
blickt. Und das wiederum könnte nicht nur ihn den Kopf kosten, sondern
auch seine stille Liebe Meg Roper, die Tochter des hingerichteten
Lordkanzlers Thomas Morus, in Gefahr bringen ...
Autorin
Helle Stangerup, geboren 1939, entstammt dem dänischen Adel und lebt
als Anwältin in London. 1967 debütierte sie als Schriftstellerin mit
einem Kriminalroman. 1986 wurde sie in Dänemark für ihren historischen
Roman über die dänische Renaissance-Prinzessin Christine zur
Schriftstellerin des Jahres gewählt. 1994 erschien auf Deutsch ihr
Roman "Die Nacht des heiligen Markus".
Meine Meinung
Dieses Buch zur Tudorzeit beschäftigt sich nur indirekt mit Heinrich VIII. Die Hauptfigur ist der Maler Hans Holbein der Jüngere, den interessierte Leser bereits im Buch "Bildnis einer jungen Frau" von Vanora Bennett näher kennengelernt haben. Als Hofmaler des Königs wird Holbein vom mächtigen Lordsiegelbewahrer Thomas Cromwell mehrfach auf den Kontinent entsandt, um mögliche hochadelige Ehekandidatinnen für den verwitweten König zu porträtieren. Nachdem sich eine Eheanbahnung mit Christina von Dänemark zerschlagen hat, setzt Cromwell sich eine Verheiratung des Königs mit Anna von Kleve in den Kopf. Er setzt Holbein mit erpresserischen Methoden unter Druck, die nicht sehr anziehende Prinzessin eher beschönigt als wahrheitsgetreu darzustellen, damit der König sie heiratet. Holbein fürchtet Cromwell, noch mehr aber fürchtet er den unberechenbaren König, der Menschen, von denen er sich getäuscht fühlt, gern einen Kopf kürzer machen lässt...
Holbein wird als Charakter mit allen Facetten differenziert dargestellt mit seinen negativen Eigenschaften (Frauen gegenüber war er offenbar ein unzuverlässiger Weiberheld), aber auch den guten Seiten (Loyalität, besonders gegenüber der Familie von Thomas More).
Der Roman ist sehr interessant und gibt einen guten Einblick in die Lebensumstände und Gefahren des täglichen Lebens jener Zeit. Mit dem Erzählstil hatte ich zunächst meine Schwierigkeiten. Die Sprache ist anspruchsvoll und angenehm zu lesen, aber die Autorin macht teilweise Gedankensprünge in der Erzählung, denen zu folgen vor allem für Leser, die in der Geschichte der Tudors unbewandert sind, etwas schwierig sein dürfte.
Beispiel:
Kaum hat der König die Einwilligung Annas von Kleve zur Annullierung ihrer Ehe erhalten, ertönt ein Kanonenschuss vom Tower, der eine Enthauptung verkündet. Man denkt an die Enthauptung Cromwells, dabei handelt es sich bereits um die Hinrichtung der fünften Ehefrau Kathryn Howard.
Jedenfalls ist es ratsam, das Buch aufmerksam und konzentriert zu lesen, für die Lektüre nebenher ist es inhaltlich zu anspruchsvoll. ;)
Im Nachwort erläutert die Autorin das spätere Schicksal der wichtigsten Personen. Ich hätte gern auch noch Abdrücke der zahllosen im Buch genannten Gemälde Holbeins gehabt, wenn das auch bei Romanen unüblich ist, so hätte es sich hier auf alle Fälle gelohnt.
Empfehlenswert, wenn man Zeit und Ruhe zum Lesen hat.