Inhalt (Kurzbeschreibung bei amazon)
Drohend wirft die Festung ihre Schatten auf die Stadt ...
Würzburg um 1430. Zwei Betrunkene finden in einem Wassergraben der
Vorstadt den leblosen Körper einer jungen Frau. Sie ist bewusstlos und
lebensgefährlich verletzt. Also bringen sie sie in das nächstgelegene
Haus. Die »Eselswirtin« pflegt die Unbekannte, die ihr Gedächtnis
verloren hat, gesund. Doch für Pflege und Medizin fordert sie einen
hohen Preis: Elisabeth soll für sie arbeiten - im Dirnenhaus der Stadt
muss sie den Freiern zu Diensten sein. Mehr als ein Jahr wird sie dort
verbringen, bis eines Tages der verschwenderische und wollüstige
Landesherr, Bischof Johann von Brunn, die schöne Dirne zu sich ruft. Im
Schatten der Nacht wird Elisabeth von den Gesandten des Bischofs
abgeholt und auf die Marienveste gebracht. Und dort, im Schlafgemach
des Landesherrn, kehrt ihre Erinnerung schlagartig zurück ...
Autorin
Ulrike Schweikert wurde 1966 in Schwäbisch Hall geboren. Nach einer Banklehre arbeitete sie als Wertpapierhändlerin. Anschließend studierte sie Geologie und Journalismus.
Als Autorin hat sie sich in den Bereichen "History" und "Fantasy" einen Namen gemacht. Außerdem schrieb sie zwei Jugendromane. Von ihr stammen u.a. folgende Romane:
Die Tochter des Salzsieders
Das Kreidekreuz
Die Hexe und die Heilige
Die Herrin der Burg
Meine Meinung
Die Dirne und der Bischof verknüpft das Leben fiktiver Personen mit dem historischer Persönlichkeiten. Die Protagonistin Elisabeth und ihre Kolleginnen im Frauenhaus sind erfunden, das Frauenhaus hat jedoch existiert und das Leben der Prostituierten in diesem Etablissement ist so dargestellt, wie es in jener Zeit verlaufen sein könnte.
Der im Titel genannte Bischof Johann von Brunn ist eine historische Persönlichkeit und war berüchtigt für seine Schuldenmacherei, seine Verschwendungssucht und seine unzölibatäre Vorliebe für das weibliche Geschlecht. Folglich sind auch die ganzen Konflikte zwischen den Würzburger Bürgern, dem Domkapitel und dem Bischof, die schließlich in der Absetzung des Letzteren gipfeln, wahrheitsgetreu (allerdings zeitlich gerafft) wiedergegeben.
Das Buch ist sehr spannend und unterhaltsam geschrieben, es lässt sich zügig weglesen. Die Charaktere sind gut ausgestaltet, wenn auch meiner Meinung nach nicht immer ganz glaubwürdig. Der Henker ist z.B. ein äußerst kultivierter und sensibler Mann mit einer gepflegten Sprache, ich bezweifle, dass man sich einen mittelalterlichen Henker so vorstellen sollte... ;) Auch erscheint es mir unvorstellbar, dass eine behütet aufgewachsene junge Frau der Oberschicht sich so relativ problemlos mit der Arbeit als Prostituierte abgefunden haben soll. Und schließlich kann ich mir gar nicht vorstellen, dass
ein vornehmer Herr wie Albrecht von Wertheim eine Frau, die ein Jahr im Frauenhaus den zahlenden Kunden zu Diensten war, noch geheiratet hätte.
Dessen ungeachtet bietet der Roman aber eine wirklich unterhaltsame Lektüre für gemütliche Lesestunden.
Als angenehm habe ich es empfunden, dass es im Anhang des Buchs erstens ein Personenregister, zweitens ein Glossar mit den wichtigsten altertümlichen Ausdrücken und drittens ein ausführliches Nachwort der Autorin mit Informationen zu den historischen Fakten gibt.
Vermisst habe ich lediglich einen Stadtplan des historischen Würzburg im Einband. Es wäre schön gewesen, die Wege Elisabeths und ihrer Kolleginnen verfolgen zu können.