Lindsey Davis - Drei Hände im Brunnen

  • Kurzbeschreibung Amazon:
    Marcus Didius Falco, Privatdetektiv zu Zeiten Kaiser Vespasians, braucht dringend einen Partner. Das Angebot von Freund Petronius Longus kommt ihm äußerst gelegen. Mehr als eine rechte Hand wartet auf ihn - in Roms Aquädukt...



    Hallo,
    nachdem bei mir nur noch drei Bücher der SPQR-Reihe übrig sind, die ich lesen kann, habe ich mal in die historische Krimireihe mit Falco von Lindsay Davis reingeschnuppert.
    Hm, meine Meinung ist etwas zweigeteilt. Ich finde in der SPQR-Reihe sind die ganzen Beschreibungen römischen Lebens besser geglückt. Teilweise sind einige Begriffe oder Redewendungen etwas unglücklich gewählt (oder übersetzt?), wie z.B. Taschengeld kürzen, der Klappstuhl auf der Veranda, glasierte Rosinenbrötchen, der Tagesanzeiger (!), jmd. Daumenschrauben anlegen, im Büro die Stiefel auf den Schreibtisch legen, einen Betriebsausflug machen...bei Lindsay Davis hatte ich manchmal den Eindruck, sie hat eher eine amerikanische Kleinstadt als das antike Rom bei ihren Beschreibungen vor Augen.
    Andererseits gibt es aber auch Stellen, an denen man die beschriebene Szenerie förmlich vor Augen hat, der Fall war sehr spannend geschrieben, die Personen sehr anschaulich charakterisiert und es gab auch einiges an interessanter Nebenhandlung... ich habe viel über das System der römischen Aquädukte und das Leben auf dem Land gelernt...


    Insgesamt würde ich sagen: nicht so gut wie die SPQR-Krimis, aber mangels einer weiteren Fortsetzung dieser Reihe durchaus eine gut lesbare Alternative.



    LG schnakchen

  • Hallo Schnakchen,
    ich bin ja sowohl Fan von SPQR als auch von Lindsey Davis Falco - wobei ich Decius auch etwas besser finden.
    Ich lese die Falco-Bücher auch wirklich nicht in erster Linie als "historisch korrekte" bücher (was sie wohl nicht sind), sondern als amüsante Kriminalfälle mit interessanten und liebenswerten Protagonisten. Und die sind mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen.
    Die "amerikanische" Schreibe stört mich absolut nicht, das passt irgendwie wunderbar zu dem schrägen Falco und seiner Helena. Und auch Falcos Familie und seine Freunde (und Feinde) sind für mich Garanten für einen netten Lesegenuss.
    Dank Buchticket habe ich die Reihe nun bis auf "Poseidons Gold" auch komplett :cheers:
    Und an diesen Band kann ich mich noch gut erinnern, ich fand da die Handlung auch gut, die damalig Wasserversorgung und Falcos Recherche hatten mich mal wieder gepackt.



    grüße von missmaprle


    grüße von missmarple

  • Falco, glücklich von seinem gefährlichen Einsatz in Hispanien zurückgekehrt und stolzer Vater einer Tochter namens Julia, wollte eigentlich nur mit seinem Kumpel Petro eine Amphore Wein plattmachen, als er in einem Brunnen einen ziemlich ekelhaften Fund macht: der undefinierbare Klumpen, der das Brunnenrohr verstopft hat, ist doch tatsächlich eine abgehackte menschliche Hand. Klar wie Kloßbrühe, dass dahinter ein Verbrechen stecken muss.


    Und so macht er sich mit seinem neuen Partner Petro - der nicht nur bei den Vigiles gefeuert wurde, sondern auch zu Hause rausgeflogen ist - an die Nachforschungen, was dazu führt, dass man den beiden alle möglichen unappetitlichen Fundstücke präsentiert, die die Ermittlungen nicht wirklich voranbringen. Bis die nächste Hand auftaucht. Und die übernächste.


    Allmählich glaubt Falco an einen Serienmörder und versucht irgendwelche Muster zu erkennen, die zu dessen Ergreifung führen könnten ...


    Falco ist wieder zu Hause und widmet sich nicht nur seinen neuen Vaterpflichten, sondern auch seinem reichlich unglücklichen Freund Petro, bei dem es gerade so gar nicht rund läuft. Die Idee der beiden, sich als Privatermittler zusammenzutun, hat ihre Tücken, da Petro dem gemeinsamen "Business" natürlich auch seinen eigenen Stempel aufdrücken möchte und, so findet Falco, noch einiges lernen muss.


    Nichtsdestotrotz ist es hilfreich, zu zweit unterwegs zu sein. Die Spur der Hände führt in das ausgeklügelte Wasserleitungssystem Roms mit seinen Aquädukten und Wassertürmen, das Lindsey Davis - wieder einmal - bestens recherchiert zu haben scheint und ihr Wissen ganz unaufdringlich in die Handlung einbettet.


    Dass die Politik diesmal keine ganz so große Rolle spielt, hat mir ziemlich gut gefallen (die verwirrt mich sonst meist ein bisschen); der Humor steht auch nicht ganz so stark im Vordergrund wie sonst. Dafür gibt es wieder jede Menge Einblicke ins Leben im alten Rom, einen ziemlich spannenden Kriminalfall und reichlich private Verwicklungen. Wie immer schöne Entspannungslektüre mit fundiertem Hintergrund.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    (Zur Sprache: die ist natürlich nicht historisch korrekt, passt aber gut zu Falcos Charakter, der nun mal redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die historischen Hintergründe sind für meine Begriffe aber gut recherchiert.)