Berlin, wenige Jahre nach der Wende, eine Großküche in Kreuzberg, die ihre Kunden in West und Ost mit abgepackter Kost versorgt. Hier, zwischen riesigen Töpfen und Pfannen, begegnen wir dem Hilfskoch Simon DeLoo, einem ehemaligen Kameramann, den der Tod seiner Lebensgefährtin aus allen Zusammenhängen gerissen hat und der nun Essen ausfährt im „gewendeten Berlin“.
Auf seinen Touren trifft er Lucilla, eine junge Stadtstreicherin aus Polen, und glaubt, die Silhouette seiner früheren Frau wiederzusehen. Er versorgt sie mit deren Kleidung, überläßt ihr die leerstehende Wohnung – doch sie zerreißt sein Illusionsgespinst, entzieht sich ihm, und erst in ihrer Heimat, in der vor Hitze flirrenden Landschaft der Pommerschen Seenplatte, sieht er sie wirklich: ihr Gesicht, in dem es „etwas Helleres gibt als Intelligenz“, ihren Körper, der ihn verwirrt.
Ein Berliner Großstadtroman. Der Hintergrund spricht dafür – die Kneipen, die Straßen, die Obdachlosen, die Großküche. Und, auch die Vergangenheit lehrte es, so ein Roman braucht dann wohl eine ganze Portion an Ekelhaftigkeiten darin – auch dieser Berlin-Roman hat eine Schlachthofszene; allerdings eine zeitgemäßere. Geschlachtet wird unpersönlicher, elektrischer, motorifizierter als in „Berlin Alexanderplatz“. Der Held ist anders – lustlos, am Leben; sein Verlust scheint immer leise mitzuschwingen – wird aber nicht thematisiert. Nur, als das Andere, die Neue – Lucilla – ins Leben tritt, da wird etwas klarer, was er denn verloren hat. Simon glaubt und hofft, dass er wiedergefunden, was er einst verloren hat. Er reist mit ihr nach Polen, lebt dort mit ihr und, er & wir merken es erst spät, ihrem Mann. Nach einem Höhepunkt voller Hitze, Ekstase und Glück – verendet er. Wird, so erfährt man später aus anderer Sicht, obdachlos und somit zerstört. Er gab alles auf. Und, wenn man noch den Prolog in Erinnerung hat, dann zweifelt man an seinem Weg.
Durchaus interessant und spannend zu lesen – aber, allzuviele Andeutungen, allzuviel Bestreben sich zu Vergleichen – und dieser Vergleich (geg. Döblins „Berlin Alexanderplatz“) ging verloren.
Was das Leben angeht, so ist das immer wieder auftretende Lied mit dem Refrain doch bezeichnend:
„Halte durch, lieber Baum! Es sind nur noch hundert Jahre!“ - soviele (gefühlte?) Jahre bis zum Ende, zur Erlösung.