Israel Zangwill - Der König der Schnorrer

  • Die farbenprächtige Welt Londons im 18. Jahrhundert der Schauplatz dieses übermütigen Schwanks von Israel Zwangwill, der ihm den Ehrentitel „Dickens der anglojüdischen Welt“ eintrug. Manasseh, der redegewaltige und scharfsinnige König der jüdischen Schnorrer, treibt darin sein gottgefälliges Unwesen mit den Reichen und Mächtigen. Witz und fromme Tücke benötigt aber auch der zukünftige Schwiegersohn...


    Ein überaus amüsanter Roman über das Judentum, bei dem sich hinter all dem Humor doch ein gutes Stück weit Kritik an der allzu großen Anpassung des „jüdischen Geldadels“ an die einheimische Feudalschicht verbirgt. So steht sich der, sich traditionell gebende, jüdische Schnorrer (dessen Hintergrund ja etwas anders als beim christlichen Bettler ist; schließlich gewährt er frommen Juden die Möglichkeit ihre wichtigste religiöse Pflicht zu vollbringen: wohltätig zu sein) – und der moderne, vermögende, Jude hier gegenüber. Der Witz ist dabei natürlich ganz auf Seite des Ersteren. Interessant ist auch die Darstellung des Konflikts zwischen den verschiedenen Gruppen an Juden (Sephardim und Aschkenasim war es z.B. damals untersagt einander zu heiraten), der auch einen Teil des Hintergrunds darstellt. Schließlich kostet es Manasseh, den spanischen Juden, viel Müh und Witz seine Tochter mit dem polnischen Juden Jankele, der ihm zuvor erfolgreich bewiesen hatte, dass er einer Tochter eines Königs der Schnorrer würdig sei – indem er von sehr schwierigen Fällen schnorrt, zu verheiraten.
    So spiegelt sich also nicht nur die Forderung nach Wohltätigkeit im Werk des Tolstoianers Zwangwill, sondern auch in gewisser Weise dessen zionistische Haltung wider. Sprachlich kann man sich aber tatsächlich etwas an Dickens erinnert fühlen – mit dem grandiosen Humor ist das wohl das Fundament des Buches.

    Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
    - Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.

    - Erich Mühsam