Ferdinand Seibt: Die Begründung Europas

  • Ferdinand Seibt: Die Begründung Europas Ein Zwischenbericht über die letzten tausend Jahre; Fischer Taschenbuch Verlag; 416 Seiten; ISBN: 3-596-16228-9


    Die Geschichte der Handels- und Pilgerwege, unsere Behausungen und Wohnformen, unsere Kleider, Waffen und Werkzeuge sind genauso Thema dieses Buches wie die Kontinuität und Wandel der Länder, der Kirchen und Gesellschaftsordnungen der vergangenen 1.000 Jahre.


    Ferdinand Seibt wurde 1927 in Böhmen geboren. Er arbeitete von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1992 als Professor für mittelalterliche Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum Seibt ist Autor mehrerer historischer Bücher. Ihm wurden zahlreiche Auszeichnungen und Preise verliehen; daneben war er Ehrendoktor der Karls - Universität Prag und Erster Vorsitzender des Collegium Carolinum in München. Seibt starb im Jahre 2003.


    "Das Buch versucht, die entscheidenden Epochen der gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten tausend Jahre zu skizzieren. Es schickt sich dann an, im Vertrauen auf die Brauchbarkeit dieses Orientierungsrahmens, die europäischen Gemeinsamkeiten an ungewohnten Themen zu erklären," schreibt Seibt in der Einführung zu seinem Buch.


    Und begeht dann einen verhängnisvollen Fehler. Seibt ergeht sich in einem oberflächlichen, seichten Geschwafel, der schon tödlich ist. Das 19. und 20. Jahrhundert sind einem breiten Publikum bekannt, zumindest in den allgemeinen deutschen Entwicklungen. Man kann davon ausgehen, daß die meisten Deutschen schon einmal von Personen wie Wilhelm II, Thyssen, Krupp oder Hitler gehört haben. Personen aus dem Mittelalter sind da schon unbekannter. Wer war Melanchthon? Oder Franz Grillparzer, Hildegard von Bingen oder gar Ulrich von Hutten? Personen wie diese sind oft genug in der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Auf sie, ihre Leistungen und ihre Zeit wird genausowenig eingegangen wie auf politische, wirtschaftliche, religiöse oder soziale Entwicklungen.


    Frankreich, Spanien, Österreich, Norwegen, Schweden, England - viele Länder gehören zu Europa. Auf ihr Geschichte wird nicht eingegangen. Welche Einflüsse gingen von Deutschland nach Benelux, Polen, Böhmen und Mähren, Dänemark und in die umgekehrte Richtung? Zahlen und Fakten, Personen und ihre Motive wollen hier erklärt werden.


    Der Autor versagt an diesen Stellen. Wer Europa verstehen möchte, muß seine gemeinsame und Geistesgeschichte verstehen. Es ist die Aufgabe der politischen Bildung, dieses Wissen um die gemeinsame Vergangenheit zu vermitteln. Gerade die Institutionen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, politisches Wissen allgemeinverständlich zu vermitteln, sind hier gefordert.