Karl May - Menschenjäger

  • Karl May - Menschenjäger (Band 1 der Mahdi-Trilogie)



    Auszug aus dem ersten Kapitel
    "Murad Nassyr" bei Amazon: Die Siegreiche, ´EI Kahira´ und ´Bauwabe el bilad esch schark´, das Tor des Orients, so nennt der Ägypter die Hauptstadt seines Landes. Wenn auch die erste Bezeichnung längst nicht mehr am Platz ist, so besteht die zweite doch zu Recht. Kairo ist wirklich die Pforte des Orients. Als solche ist es dem Andrang westlicher Einflüsse am meisten ausgesetzt, und die einst "Siegreiche" ist so altersschwach geworden, daß sie ihnen kaum mehr zu widerstehen vermag. Sie wird von Jahr zu Jahr fränkischer und da, wo ein hochgestellter Europäer einfach niedergestochen wurde, nur weil er behauptete, daß der Sultan die Aja Sofia in Stiefeln betrete, kann heutzutage jeder Giaur die fünfhundertdreiundzwanzig Moscheen Kairos besuchen, ohne gezwungen zu sein, seine Füße zu entblößen.
    Shepheards Hotel, das "Neue Hotel", das Hotel d'Orient, das Hotel du Nil, das Hotel des Ambassadeurs und zahlreiche öffentliche Kosthäuser, Kaffees und Einkehrstätten bieten dem Fremden völlige Befriedigung aller Bedürfnisse, die ihm die Heimat anerzogen hat. Aber sehr viel muß er dafür bezahlen, und wer wie ich nicht über die Einkünfte eines englischen Lords verfügt, dem ist anzuraten, sich von diesen Versammlungsorten europäischer Krösusse möglichst fernzuhalten.
    Freilich ist dieser Rat leichter gegeben als befolgt, denn wer als Fremder die erwähnten Häuser meiden und doch in Kairo leben will, ist gezwungen, sich bei Eingeborenen einzumieten und muß, wenn er sich nicht täglich und stündlich betrügen lassen will, die Verhältnisse des Landes kennen und wenigstens leidlich gut arabisch sprechen. Auf die Ehrlichkeit der Dolmetscher und Diener darf sich niemand verlassen. Ja, man kann einem Diener ein Vermögen anvertrauen und wohl darauf rechnen, daß er nichts entwendet; ...


    Inhalt und Aufbau:
    Der Held der großen Orient-Erzählungen von Karl May, Kara Ben Nemsi Effendi, beschreibt den Orient aus einer höchst eingängigen Ich- Perspektive, die das Leben auf dem afrikanischen Kontinent im Zwiespalt zwischen Christentum und Islam sehr genau darstellt. Gut beschriebene Charaktere und Landstriche wechseln sich mit teilweise humoristischen Passagen über Land und Leute ab und lassen den Leser tief in die manchmal absonderliche Welt des Orient eintauchen. Am Problem des Sklavenhandels aufgezogen spannt sich die Geschichte von Kairo bis Khartum, von den heißen, unbarmherzigen Wüsten abseits des Nils bis zum geschäftigen Treiben der größeren Städte und Siedlungen.


    Eigene Meinung:
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es bildet eine gute Einstiegsmöglichkeit in die Orient- Erzählungen von Karl May, obwohl es nicht das erste Buch dieses Zyklus ist. Dies bemerkt man schnell an einzelnen Fußnoten, die auf andere Sammelbände verweisen. Dieses Buch ist stark durch religiöse und weltanschauliche Sichtweisen geprägt und artet oft in einen kritischen Vergleich zwischen Christentum und Islam aus, wobei das Christentum in allen Fällen die Oberhand behält. Der Islam und seine Anhänger werden zeitweise als grausam und unerbittlich beschrieben, andererseits zeigen bestimmte Charaktere auch edle und großherzige Züge. Kara Ben Nemsi Effendi ist der strahlende Held, der sich in allen Gegenden der Welt auskennt, perfekt arabisch spricht und aufgrund seiner Erlebnisse und überlegenen Körperkraft nahezu alle Schicksalsschläge mit heiler Haut übersteht. Er irrt sich nie, bleibt jedoch trotzdem menschlich nachvollziehbar.


    Der Schreibstil von Karl May überzeugt in der Weise, dass durch die Ich- Perspektive dem Leser ein Einblick in das Geschehen gegeben wird, der ihm die Gefühle und Anschauungen der Charaktere sehr nahe bringt. Der immer sichtbare Gegensatz von Gut und Böse in der Geschichte macht die Handlung spannend und fesselt den Leser.


    Fazit:
    Wer Reise- und Abenteuer- Literatur liebt, kommt an Karl May nicht vorbei!!!
    Viel Spaß beim Lesen!


    valorien :dwarf: