John Harwood: Ruf ins Jenseits

  • Kurzbeschreibung von amazon.de
    "Verkaufen Sie das Haus oder brennen Sie es nieder. Sie dürfen niemals darin wohnen."
    Constance Langdon ist Erbin von Wraxford Hall, einem düsteren und verrufenen Anwesen in Suffolk. John Montague, Anwalt der Familie, erzählt der neuen Hausherrin von der schaurigen Geschichte des Hauses: Vor Jahren war es Schauplatz eines okkulten Experiments, das mehrere Menschenleben forderte. Montague überlässt Constance die Tagebücher der jungen Eleanor, die nach dem Experiment spurlos verschwand. Eleanor hatte eine schreckliche Begabung: In düsteren Visionen sah sie, wer dem Tod geweiht war. Constance ahnt, dass ihr eigenes Schicksal mit dem Eleanors zusammenhängt. Allen Warnungen zum Trotz geht sie mit einer Gruppe von Spiritisten nach Wraxford, um das verhängnisvolle Experiment von damals zu vollenden.


    Ich habe den Klappentext des Romans gelesen (der der Kurzbeschreibung von amazon entspricht), dann die ersten paar Seiten des Romans angelesen und fand, das Buch sei einen Kauf wert... nun...


    Zum Inhalt - von mir
    Constance Langton hat eine sehr schlimme Zeit hinter sich. In ihrer Familie, in der sie sie immer wie eine Außenstehende gefühlt hat und stets in dem Gedanken lebte, dass sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern sei, gibt es einen Trauerfall: Alma, Constances kleine Schwester, stirbt, und ihr Tod stürzt die Mutter in eine tiefe, nicht enden wollende Depression. Könnte sie ihr Kind doch noch ein einziges Mal im Arm halten. Könnte sie doch nur ganz sicher sein, dass es ihrem kleinen Mädchen gut geht, dass es den Himmel wirklich gibt und dass es ein Wiedersehen mit Alma in der Zukunft geben wird!
    Constance sieht keinen anderen Ausweg mehr, als sich ungewöhnlicher Mittel zu bedienen: sie sucht spiritistische Gruppierungen auf und hofft, ihrer Mutter mit einer Séance aus der Trauer helfen zu können. - Dabei ist ihr durchaus jedes Mittel recht; die junge Frau glaubt selbst nicht unbedingt an die Echtheit dieser Erscheinungen, aber ihr geht es auch nur darum, dass ihre Mutter sich hinterher besser fühlt.
    Nachdem Constances Mutter bei einer Séance tatsächlich vorgegaukelt wird, dass sie Alma wiedersieht, nimmt sich die Frau das Leben, um bei ihrer Tochter sein zu können.
    Ausgerechnet dieses zweite tragische Ereignis zieht eine ungewöhnliche weitere Geschichte nach sich. Plötzlich wird Constance von einem Anwalt aufgespürt, der ihr sagt, sie habe ein altes Herrenhaus geerbt. - Dies ist allerdings nicht unbedingt nur Grund zur Freude, denn auf dem alten Gebäude scheint ein Fluch zu liegen... und eine unheimliche Familiengeschichte hat dort ihren Lauf genommen.
    Immer weiter wird Constance in das Leben der ehemaligen Herrin des Hauses verstrickt - und immer wieder muss sie sich der Frage stellen, ob sie an das Übernatürliche glaubt oder nicht.


    Meine Meinung
    Meiner Meinung nach sehr gut:
    :study: die Idee. Grusliges Haus, unheimliche Familiengeschichte, viele offene Fragen und ein bisschen was Übersinnliches. Das ist eigentlich eine viel versprechende Mischung.
    :study: dass der Roman kein Thriller sein will (zumindest wird das Buch nicht als solches deklariert). Ich habe es deswegen zu History eingeordnet, weil es da eigentlich am besten hinpasst, finde ich, da es eben im 18. und 19. Jahrhundert spielt. In diese Zeit ist die Geschichte recht gut verankert, da gesellschaftliche Strömungen und Ansichten hier ganz gut dargestellt werden.
    :study: die Idee, verschiedene Erzähler einzusetzen. Constance selbst erzählt den Anfang und das Ende und damit auch die Rahmenhandlung. Zeitzeugen von Eleanor (und auch sie selbst) erzählen dann ihre Geschichte, die ja mit der von Constance verwoben wird.
    Aber...
    :study: Genau diese verschiedenen Erzähler sind auch ein Minuspunkt für mich, denn ich finde, wenn ein Autor verschiedene Erzähler einsetzt, dann müssen sie auch verschieden klingen! Aber hier weiß man nur, wer gerade spricht, weil es oben drüber stand. Das ist schon mal ein fettes Minus.
    :study: Die Handlung zieht sich über längere Strecken immer so dahin. Ich hatte ein Buch über übersinnliche Phänomene erwartet, dazu noch eine unheimliche Geschichte über Wraxford Hall, aber immer wieder hat man beim Lesen das Gefühl, dass das Ganze einfach nur die Geschichte einer Frau im 19. Jahrhundert ist, die kein leichtes Leben hat. Der Klappentext macht Wirbel um die Visionen von Eleanor, aber sie hat genau eine, und die spielt nicht gerade die Hauptrolle in dem Roman. ;)
    :study: Der Autor hätte sich vielleicht vor dem Schreiben des Romans entscheiden sollen, ob


    :study: Das Ende! :thumbdown:


    Insgesamt :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Dazu muss ich sagen, dass ich mich so entschieden habe, weil ich beim Lesen öfter zwischen einer Vier-Sterne-Wertung und einer Zwei-Sterne-Wertung schwankte! ;)

  • Ich weiß nicht, ob das Buch etwas für mich ist, aber Deine Rezi ist jedenfalls toll! :thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke für die Rezi :D


    Aber das Buch hört sich ja leider nicht so toll an und wird deshalb wohl auch nicht auf meinen Wunschzettel kommen ...

  • Vielleicht gefällt euch das Buch ja auch. ;) Aber ich hatte mir einfach etwas ganz Anderes davon versprochen. Dazu haben Klappentext und auch Aufmachung des Buches beigetragen. Es passt aber meiner Meinung nach nicht wirklich, dass das Haus dort jeweils so in den Vordergrund gerückt wird. Weite Teile des Romans spielen dort nicht und die Ereignisse haben - finde ich - auch nicht immer unbedingt etwas mit dem Haus selbst zu tun.
    Na ja, vielleicht wird mich ein anderes Buch des Autors eines Tages ja überzeugen. ;)

  • Liebe Strandläuferin, ich habe mich mit deiner Rezension herrlich amüsiert, auch wenn ich das Buch nicht lesen werde. Danke für das Lächeln am Morgen! :D

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +