Doris Lessing - Die Liebesgeschichte der Jane Somers

  • Originaltitel: "If the old could..."


    Klappentext:
    Wer meint nur die Jugend habe ein Anrecht auf Gefühl, irrt. Freilich hat die Jugend den Vorteil, bar jeglicher Verantwortung zu sein und Zeit zu haben: Jane Somers ist 55, als sie sich Hals über Kopf in einen Unbekannten verliebt - für eine ältere, erfolgreiche Karrierefrau eine fast lächerliche Situation, wie sie meint. Aber aus Richard und Jane könnte ein romantisches Liebespaar werden - ließe ihre Umgebung dies nur zu. Denn schon einen gemeinsamen Termin für ein Rendezvous zu finden, erweist sich als schwierig...


    Autorin:
    Doris Lessing wurde 1919 im heutigen Iran geboren, zog 1924 nach Rhodesien und lebt seit 1949 in England. Schon früh schrieb sie Gedichte und Erzählungen. Mit dem Roman "Afrikanische Tragödie" legte sie 1962 den Grundstein zu ihrem umfangreichen literarischen Werk. Er begründete den Weltruhm der Autorin, die 2007 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.


    Inhaltsangabe:
    Jane Somers ist eine intelligente, gepflegte und engagierte Dame, die mit ihren 55 Jahren noch mitten im Leben steht. Eine kleine Unachtsamkeit lässt sie in die Arme von Richard stürzen - sie bleibt beim Aussteigen aus einem Zug mit dem Absatz hängen. So entsteht eine Romanze, die sehr kompliziert ist, da Richard verheiratet und Jane mit einer "seltsamen" Nichte zusammen wohnt.
    Die beiden treffen sich einen Sommer lang unter geheimnisvollen Umständen, ziehen von Pub zu Pub und werden von Richards Tochter und Janes Nichte immer wieder verfolgt. Jane hat sehr viele Verpflichtungen, einerseits in "ihrem" Verlag - sie arbeitet für eine Frauenzeitschrift, ist auch immer wieder auf Geschäftsreise, andererseits auch im privaten Bereich. Die Familie braucht ständig etwas und auch eine alte Freundin will betreut werden - so ist die romantische Beziehung zu Richard unter einem schlechten Stern...


    Meine Meinung:
    Das ist das erste Buch, welches ich von Doris Lessing gelesen habe und es hat mir gut gefallen. Es ist eine sehr genaue Darstellung der verschiedenen Charakteren, langsam baut sich eine gewisse Spannung auf, sprachlich sehr genau und wirklich schön. Nicht reißerisch, sondern fließend (besser kann ich es leider nicht ausdrücken). Sehr schön wird der "ganz normale Alltag" einer Familie beschrieben, die Eigenheiten eines jeden Einzelnen und die Wirkung auf die Anderen.
    Zeitweise konnte ich immer nur ein paar Seiten lesen, daher habe ich insgesamt (für mich) sehr lange für dieses Buch gebraucht - es wäre gut für eine Leserunde gewesen. Der Austausch mir Euch hätte mir gut gefallen....

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Ich fand das Buch eher durchschnittlich und langweilig, und ich habe mich bis zum Schluss gefragt, warum Jane sich das Verhalten ihrer Nichte, die sich bei ihr einnistet, ihre Wohnung verdreckt und völlig lethargisch den Tag vertrödelt, bieten lässt. Und die Liebe zu Richard: Scheint sich im Händchenhalten zu genügen, zumal seine Frau sich Jane gegenüber recht aufgeschlossen zeigt.
    Meiner Meinung nach stellt der Schluss des Buches die Tiefe der Liebe zu Richard ohnehin in Frage,


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich fand das Buch eher durchschnittlich und langweilig, und ich habe mich bis zum Schluss gefragt, warum Jane sich das Verhalten ihrer Nichte, die sich bei ihr einnistet, ihre Wohnung verdreckt und völlig lethargisch den Tag vertrödelt, bieten lässt. Und die Liebe zu Richard: Scheint sich im Händchenhalten zu genügen, zumal seine Frau sich Jane gegenüber recht aufgeschlossen zeigt.
    Meiner Meinung nach stellt der Schluss des Buches die Tiefe der Liebe zu Richard ohnehin in Frage, Marie


    Hallo Marie,


    nein - langweilig habe ich das Buch nicht gefunden, vielleicht streckenweise langatmig.
    Das Verhältnis zu ihrer Nichte ist bestimmt zu hinterfragen, aber ich denke schon,dass es so etwas gibt. Jane hatte vor kurzem ihre "Lieblingsnichte" verloren, wollte anscheinend der Kleinen eine Chance geben und reagierte sicher so, da ihr gesamtes Gefühlsleben durcheinander geraten war. Für mich hat es Doris Lessing gut geschafft, diese "Ausnahmesituation - Verliebtheit" mit dem veränderten Verhalten von Jane zu beschreiben. So wie junge, verliebte Menschen oft Dinge tun, die komplett absurd sind reagiert Jane eben auf diese Weise.


    Nicht ganz verstehe ich Deine Bemerkung zum "Händchenhalten" , ich glaube trotzdem, dass es sich um "wahre Liebe" handelte. Obwohl sich außer Küsschen nichts sexuelles abspielt...
    Die Geschichte, die Du im Spoiler beschreibst, ist auch stimmig - für mich ;) Jane (und auch Richard) wünschten sich, sie hätten sich in jungen Jahren getroffen - da erscheint es nachvollziehbar, dass Jane im Sohn von Richard die Vergangenheit sieht.


    Unsere Diskussion bestärkt mich im Gefühl, dass dieses Buch gut für eine Leserunde wäre.
    Danke Marie

    Liebe Grüße
    Gabi


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    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Nicht ganz verstehe ich Deine Bemerkung zum "Händchenhalten" , ich glaube trotzdem, dass es sich um "wahre Liebe" handelte. Obwohl sich außer Küsschen nichts sexuelles abspielt.


    @ Gabi, dass es zwischen Jane und Richard keine sexuelle Beziehung gibt, hat mich nicht gestört, und es ist nicht der fehlende Sex, der mich an dem dargestellten Gefühl der Liebe zweifeln lässt. Der Aspekt der Liebe, etwas mit dem anderen zu teilen, ihm Platz im eigenen Leben zu geben und gemeinsam nachzudenken und zu handeln, kommt mir zu kurz. Und dieser Aspekt ist für mich der Entscheidende.
    Die Liebe zwischen Richard und Jane spielt sich praktisch nur im "Herzen" ab und unterscheidet sich meiner Meinung nach nicht von Schwärmereien, die jeder im Alter zwischen 12 und 20 mitgemacht hat. Eine romantische Liebe, die sich selbst genügt - das scheint mir für eine Frau in Janes Position und Alter nicht besonders glaubwürdig.


    Marie

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