Jaume Cabre-Die Stimmen des Flusses

  • Beschreibung von buecher.de


    Was geschah wirklich am 18. Oktober 1944 in dem Pyrenäenort Torena? Als Tina Bros sechs Jahrzehnte später in der alten Dorfschule ein hinter der Schiefertafel verborgenes Tagebuch entdeckt, ahnt sie nicht, daß sie an Dinge rührt, die in ihrer Verquickung aus Schuld und Scham, aus Leidenschaft und Fanatismus das ganze Drama einer schlimmen Zeit spiegeln. Noch weniger ahnt sie, daß der Schatten von damals bis in ihre eigene Gegenwart ragt.In den Händen hat sie die Lebensgeschichte des Dorfschullehrers Oriol Fontelles einen langen Brief an seine Tochter, der diese nie erreicht hat, die Bitte, von ihr und der Nachwelt nicht verurteilt zu werden. Tina, deren eigenes Leben in Unordnung geraten ist, setzt alles daran, herauszufinden, was damals tatsächlich geschah. Sie erfährt von Oriols tragischer Liebesbeziehung zu der schönen und mächtigen Elisenda Vilabrú, deren Vater und Bruder zu Beginn des Bürgerkriegs von Anarchisten ermordet wurden, davon, wie Elisenda in ihrem Bedürfnis nach Rache alle Fäden zieht und wie ihr Geliebter Oriol Fontelles als heimlicher Widerständler ein gefährliches Doppelspiel beginnt, das in der Dorfkirche von Torena sein schicksalhaftes Ende …


    Meine Meinung:


    Ich fand „Die Stimmen des Flusses“ im großen und ganzen sehr gelungen.Das Buch ist spannend,gut geschrieben und sehr interessant,wenn man sich (so wie ich) für den Spanischen Bügerkrieg interessiert.


    Auch sind die Figuren gut beschrieben,so dass man sich in ihre Lage hineinversetzen kann.


    Das wenige negative an diesem Buch ist,dass die Gegenwarts- und Vergangenheitserzählungen oft ineinander hineinfließen,so dass man zunächst etwas verwirrt ist,in welcher Zeit und Szene man sich befindet und welche Personen jetzt miteinander reden. Auch fand ich die „Hauptperson“ Tina etwas naiv,was aber eher nebensächlich ist.




    Am Schluss bleiben für mich auch noch einige Fragen offen:





    Ich finde es schade,dass diese Aspekte nicht geklärt wurden.


    Letzendlich gebe ich diesem Buch 4,5 von 5 Sternen und kann es nur jedem empfehlen. :thumleft:




    Ich hoffe mein erster Versuch hier im Forum eine Rezension zu schreiben ging nicht vollständig nach hinten los....

  • Hallo hasewue,
    danke für deine Rezension. Dieses Buch stand schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste. Gestern habe ich mir die neu erschienene Taschenbuchausgabe gekauft. Es wird eines meiner nächsten Bücher sein. Dann mehr dazu.
    Gruß Wirbelwind


    :study: T.C.Boyle, Der Samurai von Savannah

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich will es hoffen. :wink:


    Gruß Wirbelwind


    :study: T.C.Boyle, Der Samurai von Savannah

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    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich habe das Buch gestern zu Ende gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Selbst wenn die Geschichte selbst nicht so spannend gewesen wäre, hätte ich sie mit Begeisterung zu Ende gelesen, weil sie einfach wunderschön erzählt wird. Allerdings muss ich hasewue zustimmen, es dauert eine Weile bis man sich an die abrupten Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählsträngen gewöhnt hat.



    Zu hasewues noch offenen Fragen :



    Morality, like art, means drawing a line someplace. - Oscar Wilde

  • Ich habe mich heute in der Buchhandlung wegen der Weihnachts-Buchgeschenke für meine Söhne beraten lassen und geriet in eine längere Unterhaltung mit der Buchhändlerin. Sie schwärmte mir von "Die Stimmen des Flusses" vor und sagte, dass sie dieses Buch überhaupt nicht weglegen konnte und wohl in einer Nacht durchgelesen hat. Ihre Beschreibung klang wirklich sehr interesseerweckend, andererseits habe ich null Ahnung vom spanischen Bürgerkrieg (ich lese meist Anglistisches oder Skandinavisches) und relativ wenig Interesse an Politik.
    Könnt Ihr das Buch für jemanden empfehlen, der gern Historisches, Biographien und Thriller liest? Kapiert man die Handlung ohne Hintergrundwissen zur neueren spanischen Geschichte? :?:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • wusste nur das wenige das im Buch von Zafón "Der Schatten des Windes" erzählt wird.


    Das habe ich auch nicht gelesen, ich bin wirklich ohne jegliche Vorbildung. :uups:
    Aber ich habe inzwischen gesehen, dass unsere Bücherei das Buch hat. So brauche ich es also nicht zu kaufen und kann es bei Nichtgefallen oder Nichtverstehen wieder zurückbringen. :loool:

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  • Das habe ich auch nicht gelesen, ich bin wirklich ohne jegliche Vorbildung. :uups:
    Aber ich habe inzwischen gesehen, dass unsere Bücherei das Buch hat. So brauche ich es also nicht zu kaufen und kann es bei Nichtgefallen oder Nichtverstehen wieder zurückbringen. :loool:

    Okay,so viel steht da jetzt auch nicht drinn.... :wink: aber wenn du es dir ausleihst ist es ja nicht so schlimm,wenn es dir nicht gefallen sollte. Wünsche dir aber viel Spaß damit. lg

  • So jetzt kann ich auch mitreden - ich habe es endlich gelesen. :D
    Ich kann mich hasewue's Rezi nur anschließen. Es ist ein gutes, sprachlich sehr schönes und auch spannendes Buch (wenn man von meinem Durchhänger nach ca. 300 Seiten mal besieht).
    Geschichtliche Vorkenntnisse sind von Vorteil, aber kein muß, denn es wird alles ausführlich und genau erklärt.
    Sehr irritierend empfand ich allerdings die Zeitsprünge. Nichts dagegen einzuwenden, wenn sie von Kapitel zu Kapitel wechseln, aber hier geschieht das sogar von einem Satz zum anderen. Ganz besonders am Anfang, wo man noch nicht genau erfassen kann wer wer ist und welche Rolle er/sie spielt, sorgte das in meinem Leseablauf für unnötige Unruhe und Missverständnisse. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt, aber deswegen muß ich sie noch lange nicht gut heißen. Das ist der eigentliche Grund warum ich dem Buch nicht meine volle Begeisterung geben kann und nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: gebe.


    €nigma
    Also, dass die Buchhändlerin "Die Stimmen des Flusses" über Nacht gelesen hat, wage ich zu bezweifeln. Es sind 666 Seiten und es läßt sich nicht schnell lesen, denn man würde leicht eine versteckte Andeutung oder zuerst vermeintliche Nebensächlichkeit übersehen. Ich interpretiere diese Aussage somit so, dass man gerne am Ball bleibt und weiterliest.
    Solltest du die Möglichkeit besitzen das Buch in der Bücherei zu leihen, würde ich dies nutzen. Das Thema ist nicht jedermanns Sache, die genannten Zeitsprünge sind ein Makel und ich weiß eben nicht wie darauf reagierst.
    Ich wünsch dir trotzdem viel Freude beim Lesen, denn im Gesamten ist es ein empfehlenswertes Buch. :)


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Helen Dunmore, Der Duft des Schnees

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Also, dass die Buchhändlerin "Die Stimmen des Flusses" über Nacht gelesen hat, wage ich zu bezweifeln.


    Sie hat es sicher nicht in einer Nacht ausgelesen, aber offensichtlich hat sie die ganze Nacht daran herumgelesen statt zu schlafen. :mrgreen:

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  • Ich habe das Buch aus der Bücherei geholt, es jetzt aber - obwohl es nicht schlecht geschrieben ist - nach knapp 100 Seiten beiseite gelegt. Die Thematik liegt doch relativ abseits meiner Interessensgebiete, mein Vorwissen ist zu mager und es ist mir einfach zu dick, zumal ich einen großen SuB abzuarbeiten habe.
    Es war interessant, mal reinzulesen.

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    (Francis Bacon)
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  • Das wenige negative an diesem Buch ist,dass die Gegenwarts- und Vergangenheitserzählungen oft ineinander hineinfließen,so dass man zunächst etwas verwirrt ist,in welcher Zeit und Szene man sich befindet und welche Personen jetzt miteinander reden.


    Mit diesen Zeitsprüngen konnte ich leider gar nicht umgehen, so dass ich das Buch nach knapp 50 Seiten abgebrochen habe. Auch mit dem Erzählstil bin ich nicht zurechtgekommen. Schade, denn inhaltlich klang das Buch doch recht interessant.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich hatte große Probleme mich in das Buch hineinzulesen. Aber wenn man sich an den Schreibstil gewöhnt hat, liest sich das Buch wie von alleine.


    "Die Stimmen des Flusses" ist wirklich ein starkes Buch.

  • Die Lehrerin Tina Bros bereitet eine Ausstellung über Schule im Wandel der Zeiten vor und stöbert zu diesem Zwecke im Schulhaus des kleinen Pyrenäenörtchens Torena, das am nächsten Tag abgerissen werden soll. In einem Versteck hinter der Tafel entdeckt sie ein Kästchen mit mehreren Schreibheften und findet so die Aufzeichnungen von José Oriol Fontelles, der 1944 Lehrer in Torena war.


    Fontelles ist ein Mann, an dem sich auch noch fast 60 Jahre nach seinem Tod die Geister scheiden. Sein rätselhafter Tod in der Dorfkirche hat ihn für die einen zum Helden gemacht, für andere ist er heute noch ein rechtsgerichteter Opportunist. Was damals tatsächlich geschehen ist, was er gedacht, getan und empfunden hat, liest Tina mit wachsender Faszination in seinen Berichten.


    Wie sich im Fluss die Wasserströme verschiedener Zuflüsse vereinigen, fließen in diesem Roman die Erzählstränge ineinander, die Zeitebenen wechseln ziemlich unvermittelt, was Konzentration erfordert, doch der schlichte und gleichzeitig eloquente Stil sorgt dennoch für einen guten Lesefluss.


    Man liest nicht nur von Tina Bros in der Gegenwart, die sich um ihre kriselnde Ehe, ihre Gesundheit und ihren entfremdeten Sohn sorgt, und nicht nur von Oriol Fontelles, dem Lehrer, der für die Mitmenschen so viele Gesichter hatte und den doch niemand richtig kannte, sondern von der gesamten Dorfgemeinschaft, besonders auch von der steinreichen und attraktiven Elisenda Vilabrú, die schon in relativ jungen Jahren hervorragend verstand, ihren Willen durch- und in lukrative Geschäftsideen umzusetzen, von Franco-Anhängern und Widerständlern, von einem eiskalten Bürgermeister und einem sympathischen Untergrundkämpfern, unsäglichem Leid und tiefer Liebe, Intrigen und falsch verstandenen Gefühlen, gewürzt mit einer Prise Erotik und einem immer wieder aufblitzenden feinen Humor.


    Ein Buch, dem ich zunächst - vor der Lektüre - ziemlich skeptisch gegenüberstand und das sich letztendlich als großer Glücksgriff erwiesen hat.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Zitat

    Ein großer, dramatischer Roman über das engverflochtene Schicksal einer Handvoll Menschen, die der Spanische Bürgerkrieg zu Gegnern und zu Liebenden macht. Seit Carlos Ruiz Zafóns Der Schatten des Windes hat es keinen Roman aus Spanien gegeben, der seine Leser so in den Sog einer faszinierenden Geschichte zieht wie dieser. Was geschah wirklich am 18. Oktober 1944 in dem Pyrenäenort Torena? Als Tina Bros sechs Jahrzehnte später in der alten Dorfschule ein hinter der Schiefertafel verborgenes Tagebuch entdeckt, ahnt sie nicht, daß sie an Dinge rührt, die in ihrer Verquickung aus Schuld und Scham, aus Leidenschaft und Fanatismus das ganze Drama einer schlimmen Zeit spiegelt.

    Eines der besten Bücher die ich in letzter Zeit gelesen habe. Man fängt ähnlich wie beim Schatten des WIndes an zu lesen und kann bald das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist grossartig wie genau und gleichzeitig Rau diese Dorfgeschichte erzaehlt ist. Ausserdem gibt sie einen tiefen Blick hinter die Kulissen der spanischen Geschichte und Kultur. Gerade weil dieses Thema so stark im öffentlichen Diskurs in Spanien ausgespart wird, ist der Roman mit seinen historischen Hintergrund mutig und beeindruckend. Er beschreibt sehr authentisch die idealogische Zweiteilung des Landes, die sich auch innerhalb der Familien vollzieht auf! Sehr Emfehlenswert!

  • Hallo David,


    hättest du die Suchfunktion benutzt, hättest du gesehen, dass dieses Buch schon ausführlich rezensiert wurde. :idea:


    :arrow: Jaume Cabre-Die Stimmen des Flusses


    Ein Blick in unser Rezensionsmuster wäre glaube ich auch nicht schlecht, da siehst du, wie ungefähr wir uns eine Rezension vorstellen. ;)


    Liebe Grüße, Tanni

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)