Oder: Die Abschaffung der Kindheit
Inhalt (von amazon):
Kleinkinder außer Rand und Band, Zehnjärige, für die Respekt vor Eltern und Lehrern ein Fremdwort ist, 17-jährige, die nicht mehr arbeitsfähig sind - Kinder an die Macht?
Gesellschaftliche Fehlentwicklungen und eigene Probleme von Erwachsenen verhindern, sich abgegrenzt und strukturierend gegenüber dem Kind zu verhalten und diesem dadurch eine normale Entwicklung seiner Psyche zu ermöglichen. Stattdessen wird es zunächst partnerschaftlich, dann symbiotisch vereinnahmt und kann niemals eine eigene Persönlichkeit entwickeln.
Der Autor:
Dr. med. M. Winterhoff, geb. 1955, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er studierte Humanmedizin in Bonn und ist als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie seit 1988 in eigener Praxis niedergelassen. Er befasst sich schwerpunktmäßig mit dem aktuellen Störungsbild der psychischen Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter aus tiefenpsychologischer Sicht. Winterhoff analysiert Familiensysteme auch auf dem Boden gesellschaftlicher Veränderungen. Als Sozialpsychiater hat er sich darüber hinaus im Bereich der Jugendhilfe einen Namen gemacht.
Mein Eindruck:
Meine Tante gab mir das Buch mit den Worten: "Ich bin nun seit 24 Jahren Lehrerin; doch nach dieser Lektüre habe sogar ich noch etwas dazugelernt."
Mit dementsprechend hohen Erwartungen ging auch ich an das Buch heran.
Vorweg muss ich erwähnen, dass ich eher abgeneigt gegenüber Erziehungsratgebern bin. Im Nachhinein habe ich festgestellt; dass das vorliegende Buch keineswegs unter diese Kategorie fällt, was meiner Abneigung aber keinen Abbruch tut.
Die Kernaussage des Buches ist, dass man Kinder wieder Kinder sein lassen soll. Viel zu oft werden sie wie kleine Erwachsene behandelt; in diverse Entscheidungsprozesse miteinbezogen, was zu einer Überforderung der Kinder führt. Vielmehr sind klare Strukturen, Abgrenzungen, Regeln gespickt mit Zuwendung bedeutend wertvoller.
Der die letzen Jahre "vorherrschende" Antiautoritäre Erziehungsstil führt laut Winterhoff dazu, dass diese Kinder als Erwachsene beziehungs- und arbeitsunfähig werden und sich nicht in die Gesellschaft eingliedern können.
Ist das wirklich die große Neuigkeit?
Das Buch hat einen eher negativen Beigeschmack; zeigt uns die schlimmsten Szenarien und Folgen.
Einige Fallbeispiele aus seiner Praxis sind im Buch enthalten; jedoch zeigt uns der Autor keine Lösungsansätze. Diese Tatsache hat mich bis zum Schluss geärgert; doch im letzen Satz weist Winterhoff explizit darauf hin.
Am interessantesten waren die letzten beiden Kapiteln. Hier hat der Autor das Thema in sehr verständlicher Weise zusammengefasst und meiner Meinung nach würde es genügen, diese zu lesen.