Kim Young-ha - Im Reich der Lichter

  • Klappentext:

    Vergessen zwischen zwei Welten


    Der nordkoreanische Spion Kim Giyeong wurde einfach von seiner Regierung vergessen - 20 Jahre lang. So hat er sich inzwischen ein modernes Leben in Seoul eingerichtet und sich völlig in die südkoreanische Gesellschaft integriert. Da erhält er überraschend eine E-Mail, in der er nach Pyöngjäng zurückbeordert wird. eine Aufforderung, die einem Todesurteil gleichkommt.
    Die ungewöhnliche Geschichte eines Spions - politisch hochbrisant und topaktuell.

    Eigene Beurteilung:


    Dies ist - ähnlich wie ein John LeCarré-Roman, ein Spionage-Roman der ruhigen Töne. Kim hat sich wirklich gut eingerichtet, ist selbstständig, hat eine attraktive Frau und eine intelligente Tochter. Doch an einem einzigen Tag verändert sich nach dem erhalt der E-Mail alles für die Familie, die in ihren Teilen jeweils aus sehr interessanten und verstörenden Hintergründen kommt.


    Wie definiert sich verrat, wenn man dem Mensch an seiner Seite nicht alles sagen kann, was im eigenen Leben wichtig ist. Diese Erfahrung machen in diesem Roman nicht nur geheimagenten und es ist auch bei weitem nicht so amüsant wie der themenähnliche Schwarzenegger-Film "True Lies." Weil es realistischer ist. Sehr interessanter Lesestoff.

  • Nu, wenn ich was Koreanisches hier finde, dann lese ich mir natürlich sofort alles dazu durch! Allerdings stutze ich doch etwas, wenn folgende Aussagen, wenn auch getrennt, auf das Buch zustimmen sollten:



    Der nordkoreanische Spion Kim Giyeong wurde einfach von seiner Regierung vergessen - 20 Jahre lang. So hat er sich inzwischen ein modernes Leben in Seoul eingerichtet und sich völlig in die südkoreanische Gesellschaft integriert.
    ... Weil es realistischer ist. Sehr interessanter Lesestoff.


    Nach meinem Wissen von Nordkorea halte ich erstes doch für recht unrealistisch... Oder wie siehst Du das, Klaus?

  • Das Buch umfasst 24 Stunden im Leben von Kim Giyong, seiner Frau Mari, seiner Tochter Hyonmi und anderen Personen, mit denen sie zusammen arbeiten, leben und verbunden sind. Auch wenn es zunächst so aussieht, als wäre nur Giyong von unvorhergesehenen Ereignissen betroffen, erleben auch Mari und Hyonmi einiges, das ihr Leben verändert.
    In Kapiteln abwechselnd wird jede Stunde des Tages dargestellt, und jedes Kapitel ist nochmals unterteilt in das, was die verschiedenen Personen in dieser Zeit erleben. Das Autor geht also strikt zeitlich-chronologisch vor, springt aber zwischen den Personen umher.


    Auch wenn Giyongs Gedanken zurückgehen in die Zeit, als er Nordkoreaner war und das "Spionieren lernte", kann man das Buch nicht als klassischen Spionageroman bezeichnen. Dazu fehlt es an den typischen, schnell wechselnden Gefahrensituationen und den oft undurchschaubaren Apparaten im Hintergrund. Es geht eher um die Entscheidung, ob Giyong gehorcht oder bleibt. Beides kann sein Todesurteil bedeuten.
    Abgesehen von kurzen Ausflügen in die koreanischen Geschichte könnte dieses Buch, wenn man das alltägliche Geschehen betrachtet, auch in einer amerikanischen oder westeuropäischen Großstadt spielen. (Bis hin zu der Tatsache, dass man im Restaurant Tomaten mit Mozzarella bestellt.) Zumindest wird man beim Lesen dazu gebracht, sich über koreanische Zeitgeschichte zu informieren, um manche Zusammenhänge besser zu verstehen.


    Umwerfend spannend kann ich das Buch nicht nennen, aber es liest sich interessant und leicht.
    Zu Deiner Frage, @ tom: Vielleicht kommst Du der Antwort auf die Spur, wenn Du das Buch liest ...


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)