Ronald Daub - Jugendzentrum Sherwood Forest

  • Ronald Daub – Jugendzentrum Sherwood Forest


    Katja ist überhaupt nicht begeistert, als sie aus der Großstadt in das Nest Kirchheim ziehen muss, weil ihr Vater dort einen Job als Bankdirektor angenommen hat. Ihre Meinung ändert sich jedoch schlagartig, als sie sich auf dem Weg nach Hause im„Mühlenviertel“ verläuft. Dort hält sich eine Gruppe von Jugendlichen auf, deren Anführer Charlie heißt. Er zeigt Katja den stillgelegten Kirchheimer Bahnhof, der als inoffizieller Jugendtreff genutzt wird. Das Problem: Er soll abgerissen werden, um dort ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten. Doch Katja und die anderen beschließen, sich zu wehren. Ganz nach dem Vorbild von Robin Hood soll der alte Bahnhof ein „Sherwood Forest“ der Kirchheimer Jugendlichen werden, Stadtrat Seibold wird kurzerhand zum „Sheriff von Nottingham“ erklärt. Durch fantasievolle Aktionen versuchen die Jugendlichen, die Verantwortlichen zu überzeugen. Wie weit werden Katja und ihre neuen Freunde gehen?


    In Ronald Daubs Roman wird das Eingewöhnen in eine komplett neue Umgebung thematisiert und der Kampf für eine gute Sache, aber auch die Grenzen, die dabei nicht überschritten werden dürfen, werden aufgezeigt. Der Zusammenhalt von Jugendlichen verschiedener sozialer Herkunft und mit unterschiedlichen Bildungsstandards wird dem Leser nahegebracht. Dadurch wirkt das Buch ein wenig wie ein Versuch, Jugendliche zu Toleranz, Kampf und Ehrgeiz zu erziehen.
    Ronald Daub nutzt eine Sprache, von der er denkt, Jugendliche würden sie verwenden. Ich persönlich habe noch keinen Jugendlichen so sprechen hören und fand sie deshalb ziemlich gewöhnungsbedürftig und an einigen Stellen auch lächerlich.
    Die Charaktere bleiben ein wenig flach, da er sich mit dem gewählten auktorialen Erzähler nicht auf eine Person fixieren kann. So erfährt man zwar von allen Beteiligten etwas – aber nicht allzu viel. Die einzigen, die etwas genauer beleuchtet werden, sind Charlie und Katja.
    Insgesamt ist das Buch ganz unterhaltsam, wenn man noch nicht so hohe Ansprüche an den Lesestoff stellt, also als Kinderbuch durchaus geeignet. Es hat mir vor circa fünf, sechs Jahren, als ich es zum ersten Mal gelesen habe, gut gefallen. Jetzt, da die Ansprüche steigen, ist es nicht viel mehr als nette, einfache Unterhaltung für zwischendurch.


    Liebe Grüße
    Moonlight

    "You may, however, rest assured there are no ghosts in this world. Save those we make for ourselves."
    Sherlock (BBC) - The Abominable Bride


    "Please don't put a label on me - don't make me a category before you get to know me!"
    John Irving - In One Person