Inhaltsangabe:
“Auf der
ganzen Erde geht allen Menschen gleichzeitig die Erinnerung an eine Stunde am
Nachmittag verloren. Der Vorgang vollzieht sich für einige unmerklich, für
andere höchst dramatisch. Es gibt wilde Spekulationen, und eine hektische Suche
nach der möglichen Ursache beginnt. Jeder Mensch wird mit der Überlegung
konfrontiert, was er in dieser Stunde getan haben könnte. Vertane Lebenszeit
wird manchem schmerzlich bewusst. Der Juniorchef eines großen Zeitungsverlages
und eine junge Biologin haben eine gemeinsame »verborgene Stunde« und bemühen
sich, sowohl bei anderen Menschen als auch bei sich selbst dem Geheimnis auf
die Spur zu kommen. Daraus entwickelt sich eine Liebesgeschichte, ebenso
schlicht wie bezaubernd, ebenso romantisch wie phantastisch. Erzählt wird aber
auch eine Geschichte menschlicher Gleichgültigkeit, die nach kurzem Schock
angerührtem Interesse nach wenigen Tagen wieder das Alltagsbewusstsein
bestimmt, in dem die Zeit ohne großen Erinnerungswert verrinnt.”
In dieser Inhaltsangabe ist eigentlich schonalles gesagt. Und doch möchte ich
noch ein paar Worte in meiner Begeisterung beisteuern:
Dieses Buch, das bereits 1990 als Suhrkamp-Taschenbuch erschien und nun
eine Neuauflage erlebt hat, hat mich tief berührt. Eine Stunde, die verborgen bleibt,
weltweit verborgen bleibt,
an die sich kein Mensch erinnern kann, sich womöglich an völlig anderer Stelle
wieder findet als gerade eben noch und das Gefühl bekommt, verrückt zu werden.
Menschen, die sich finden und verlieren, kleine Wunder erleben oder aber in
ihrer Pedanterie alles haarklein nachvollziehen können und somit um etwas
Besonderes betrogen werden. Und dazu wird uns Wissen vermittelt in Biologie,
dem Drucken von Zeitungen und Fachzeitschriften, in Psychologie, der Malerei
und dem Zwischenmenschlichen.
Gut verpackt und eingebettet in die geniale Idee,
die Zeit sei nicht stehen geblieben, sondern habe einen Sprung gemacht, lernen
wir neben vielen anderen die Protagonisten Hans und Susanne näher kennen.
Sympathisch sind die beiden und jeder doch so individuell. Etwas haben diese
beiden den anderen Menschen aus diesem Roman voraus: Sie haben einen
Anhaltspunkt, was sie in der verborgenen Stunde getan haben könnten und
sie sind sich einig, dem auf den Grund gehen zu wollen.
Spannend und dabei doch sehr tiefgründig und niveauvoll, vom Schreibstil her
gehoben, jedoch auf eine erfrischende Weisebewusst auf so wenig Fremdworte
zurück greifend wie möglich, habe ich dieses Buch sehr genossen. Und ich werde
etwas daraus mitnehmen und mich erinnern. Zum Glück habe ich mehrere
Stunden daran gelesen, denn wäre es nur eine gewesen…
Die Restbestände vom R.G. Fischer Verlag sind nur noch über die Autorin zu beziehen www.edith-krispien.de