Charlotte Lyne: Die zwölfte Nacht

  • Inhalt (amazon)



    Die letzte Gemahlin von Heinrich dem VIII. ... In den Wirren der Reformation in England kämpft eine starke junge Frau um Glück, Freiheit und die Liebe ihres Lebens!


    England im 16. Jahrhundert. Die junge Catherine Parr hat zwei
    Herzenswünsche: Sie will eines Tages ein Buch schreiben - ein für eine
    Frau undenkbares Vorhaben! Und sie will Tom Seymour, ihren Freund aus
    Kindertagen, heiraten. Doch alles kommt ganz anders: Am Hof Heinrichs
    des VIII. geraten Catherine und ihr Liebster in den Strudel einer
    stürmischen Zeit. Freie Geister leben gefährlich in dieser Ära
    dramatischen Wandels, und so muss Catherine mit Klugheit und Geschick
    darum kämpfen, sich und Tom vor Kerker und Fallbeil zu bewahren ... Ein
    großartiger historischer Roman: detailgetreu, farbenprächtig und
    mitreißend erzählt!


    Autorin (Info bei amazon)
    Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, studierte Germanistik, Latein,
    Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London.
    Ihren Großeltern aus Riga und Danzig verdankt sie ihre Verbundenheit
    mit der Ostsee und die Leidenschaft für deren Geschichte und Sagenwelt.
    Derzeit arbeitet Charlotte Lyne an ihrem neuen Roman. Sie lebt mit
    ihrem Mann und drei Kindern in London, und wenn sie nicht gerade
    schreibt, ist sie Übersetzerin und Lektorin.
    Ergänzung: Dies ist ihr zweiter Roman nach "Die Glocken von Vineta" .


    Meine Meinung


    Der Roman beschäftigt sich mit der Regierungszeit Heinrichs VIII und der damaligen reformatorischen Bewegung, also der Abkehr von Rom und der Gründung der anglikanischen Kirche. Im Gegensatz zu zahllosen anderen Tudor-Romanen stehen hier aber nicht Heinrich selbst und seine Beziehung zu Anne Boleyn im Mittelpunkt, sondern vielmehr das Leben seiner letzten Frau Catherine Parr und ihre Beziehung zu den Seymour-Brüdern (Geschwister der 3.Ehefrau Heinrichs, Jane Seymour), die als Onkel des Thronfolgers Edward großen Einfluss hatten.
    Ein immer wiederkehrendes Motiv ist die "Twelfth Night", die am Tudor-Hof am Ende der Weihnachtsfeierlichkeiten pompös gefeiert wurde. Themengemäß ist der Roman in zwölf große Kapitel aufgeteilt, eingerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Im Anschluss findet man noch ein Glossar und ein (sehr notwendiges) Personenverzeichnis, weil man sonst bei den ganzen Thomas, Catherines und Edwards leicht den Überblick verlieren könnte.
    Wenn man sich mit der englischen Geschichte auskennt, merkt man sofort,
    dass die Autorin eine richtige "Fachfrau" ist und bis in die Details
    recherchiert hat.


    Dabei gelingt es ihr, die aus den Fachbüchern bekannten
    Persönlichkeiten zum Leben zu erwecken, dass der Leser sie persönlich
    gekannt zu haben glaubt. Ich habe während der Lektüre tatsächlich von
    Cathie & Co geträumt und fand sie sehr sympathisch... [Blockierte Grafik: http://www.buechereule.de/wbb2/images/buechereule/smilies/wink.gif
    Auch die religiösen Entwicklungen werden realistisch und durchaus nicht beschönigend (Folterszenen und Hinrichtungen) dargestellt.


    Die Sprache hat mir ausgezeichnet gefallen, sie ist anspruchsvoll, dabei aber doch gut und flüssig lesbar und absolut anschaulich, manchmal geradezu poetisch.


    Sehr hilfreich ist die Darstellung von Gedanken diverser Figuren in Kursivschrift.
    :arrow: Fazit: Als anspruchsvolle und kritische Leserin, die sich noch dazu als Anglistin recht gut in der englischen Geschichte auskennt, empfinde ich diesen Roman als großartiges Werk und für Anglisten als Muss, an dem man in der Tudor-Literatur nicht vorbeikommt!
    Auch für Nicht-Anglisten ein absolut empfehlenswertes Buch, selbst wenn es dann vielleicht einiger zusätzlicher Informationen bedarf, um den totalen Durchblick zu haben. Jedenfalls sollte man sich Zeit nehmen, denn das Buch bietet so viele Bilder und Eindrücke, dass man Zeit braucht, alles zu verarbeiten. Es ist kein Buch zum Nebenbeilesen, sondern zum langsamen und intensiven Genießen! :thumright: :thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hach ja, dieses Buch hatte ich neulich erst in der Buchhandlung in der Hand, habe es aber wieder ins Regal gestellt, weil ich nicht schon wieder Geld für Bücher ausgeben wollte, aber wie mir scheint, werde ich wohl doch dieses Wochenende nochmal zu Thalia tapern müssen. 8-[O:-) Gerade Catherine Parr interessiert mich sehr und nach dieser tollen Rezi muss ich das Buch einfach lesen! :bounce: Und das, obwohl ich mir doch die nächste Woche frei halten wollte, weil am Dienstag das neue Gablé-Buch rauskommt... :-,

  • Mit 12€ ist dieses Buch glücklicherweise nicht so teuer und es ist wirklich jeden Cent wert.
    Auf das erste Sachbuch von Rebecca Gablé bin ich natürlich auch total scharf. Ich habe es jetzt erstmal ins Wunschbuch der Stadtbücherei eingetragen, zumal ich noch einen beachtlichen SUB hier herumliegen habe (ca 20 neue Bücher im Juli angeschafft 8-[ ). Falls die Bücherei aber zu zögerlich sein sollte, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als es selbst anzuschaffen... :-k

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  • Dieses Buch zu lesen ist gleichbedeutend mit "etwas für die Uni machen", wenn man Anglistik studiert. Schließlich fällt es unter "berufliche Weiterbildung". :mrgreen:
    Viel Spaß bei der Lektüre!

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  • Dieses Buch zu lesen ist gleichbedeutend mit "etwas für die Uni machen", wenn man Anglistik studiert.

    Das Dumme ist nur, dass ich zur Zeit an einer Germanistik-Hausarbeit sitze, da zählt das Buch nicht. :wink::mrgreen: Ich habe jetzt ca. die ersten 100 Seiten gelesen und finde es bisher sehr angenehm geschrieben, merke aber, dass mich "The Tudors" ziemlich verhunzt hat, was das Zeitgefühl angeht... Ich denke die ganze Zeit "Hätte das nicht schon längst passieren müssen?" Das hat man nun davon, wenn man eine Serie guckt, die mal eben gut und gerne fünf Jahre in fünf Minuten packt. :wink:

  • Bei den Kapitelüberschriften der "zwölf Nächte" stehen doch Jahreszahlen dabei, damit man sich ungefähr orientieren kann. Allerdings habe ich während der Lektüre trotz meiner nicht geringen Vorkenntnisse immer wieder gegoogelt. 8)

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  • Bei den Kapitelüberschriften der "zwölf Nächte" stehen doch Jahreszahlen dabei, damit man sich ungefähr orientieren kann.

    Ja, das stimmt schon, aber es geht mir nicht um die exakten Jahreszahlen, sondern um das Zeitgefühl an sich. Ich denke immer "Meine Güte, das hat sich so hingezogen?", obwohl ich ja genau weiß, wie lange die ganze Geschichte um "The King's Great Matter" damals gedauert hat, aber irgendwie habe ich mich wohl von "The Tudors" zu sehr beeinflussen lassen, so dass es mich jetzt wundert. :wink: Aber das wird schon wieder, ich habe ja zum schnellen Nachschlagen immer noch "British History for Dummies" hier liegen - nicht lachen, das war im "British History"-Seminar unser textbook und es ist super geschrieben! :D
    Bisher gefällt mir das Buch wirklich gut, es ist interessant, die ganze Sache mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, und immer, wenn von Janie die Rede ist, oder wenn Cathie George Boleyn begegnet, muss ich grinsen und denke "Wenn die wüssten...". :wink:

  • Dieses hier? Das wäre auch etwas für mich, auch wenn ich schon haufenweise Bücher über englische Geschichte und besonders die Monarchen habe. :flower:

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  • So, heute Morgen habe ich dieses Buch nun beendet und bin restlos begeistert! Das absolute Highlight des bisherigen Jahres! :thumleft::applause:
    Ich kann €nigma nur in allen Punkten recht geben - man merkt der Geschichte an jedem Satz an, wie hervorragend recherchiert sie ist; die Sprache ist tatsächlich teilweise sehr poetisch und dadurch wirklich schön; die Charaktere wachsen dem Leser richtig ans Herz und ich war jedesmal sehr gerührt, wenn einer von ihnen sich ihrer "lieben Janie" erinnerte, das hatte sowas von wehmütiger Nostalgie und wirkte für mich auch gar nicht albern oder übermäßig sentimental.
    Wieder einmal habe ich auch eine Menge über die englische Geschichte gelernt - da gab es einige Dinge, von denen ich bisher gar nichts wusste. Ich fand Catherine Parr zwar schon immer interessant, aber meistens nur im Hinblick auf ihren Einfluss auf Elizabeth I., über ihr eigenes Leben hatte ich mir noch nie so richtig Gedanken gemacht. Und ich muss sagen, dass mich die Lektüre von Philippa Gregory's Büchern arg verdorben hat, was Tom Seymour angeht. Bisher hielt ich ihn immer für einen Lustmolch, der der jungen Elizabeth nachstellte. Zum Glück ist diese Fehleinschätzung nun korrigiert.
    Sehr rührend fand ich auch das Nachwort der Autorin, da merkte man richtig, wie sie an der Geschichte hing, da sie auch einen großen Einfluss auf ihr eigenes Leben hatte. Das fand ich sehr schön.
    Ich empfehle das Buch wärmstens weiter, es ist wirklich rundum gelungen, auf keiner Seite langweilig, und sollte von jedem gelesen werden, der sich für die englische Geschichte interessiert!

  • Das freut mich aber wirklich sehr, dass Du dieses Buch auch so genießen konntest.
    Was Tom Seymour betrifft, so glaube ich allerdings, dass er in "Die zwölfte Nacht" doch etwas idealisiert dargestellt wird. Ich habe nicht Philippa Gregory zum Vergleich herangezogen, die zwar unterhaltsam schreibt, aber es mit den historischen Fakten nicht immer so genau nimmt, sondern Alison Weir und Antonia Fraser. Beide Damen haben eine seriöse Sammelbiographie mit dem Titel "The six wives of Henry VIII" geschrieben, und bei beiden hatte ich den Eindruck, dass der gute Tom immer seinen Vorteil im Auge hatte.
    An anderer Stelle habe ich mich auch schon darüber ausgelassen. ;)

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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Was Tom Seymour betrifft, so glaube ich allerdings, dass er in "Die zwölfte Nacht" doch etwas idealisiert dargestellt wird. Ich habe nicht Philippa Gregory zum Vergleich herangezogen, die zwar unterhaltsam schreibt, aber es mit den historischen Fakten nicht immer so genau nimmt, sondern Alison Weir und Antonia Fraser. Beide Damen haben eine seriöse Sammelbiographie mit dem Titel "The six wives of Henry VIII" geschrieben, und bei beiden hatte ich den Eindruck, dass der gute Tom immer seinen Vorteil im Auge hatte.

    Nun ja, ich würde jetzt auch nicht die Darstellung, die Charlotte Lyne gewählt hat, als die einzig wahre betrachten, aber es ist ein schöner Ausgleich. An das Buch von Antonia Fraser kann ich mich nicht mehr gut genug erinnern (generell mein Problem mit historischen Fakten, wirst du auch in meiner eben geschickten PN lesen), das von Alison Weir steht noch ungelesen im Regal, deshalb war ich jetzt nur mit Philippa Gregory's Einschätzung daran gegangen, die mir irgendwie besser im Gedächtnis haften blieb. Muss ich die betreffenden Passagen wohl nochmal nachlesen. :wink:

  • Du scheinst mir auch ein geeigneter Kandidat für dieses schöne Werk zu sein. :mrgreen:

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    (Francis Bacon)
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  • Du scheinst mir auch ein geeigneter Kandidat für dieses schöne Werk zu sein. :mrgreen:

    :loool: Was meinst du, warum ich (besonders in letzter zeit) immer wieder in Threads von dir und/oder JuleBule herumschleiche, um mir Anregungen zu holen?! Als wäre meine Wunschliste noch nicht groß genug! :uups:

  • Ich habe dieses Buch nicht gelesen, weil es mich thematisch nicht so sehr interessiert. Aber diese Herrschaften waren davon offensichtlich sehr begeistert.
    Charlotte Lyne schreibt bereits einen weiteren Roman zur englischen Geschichte, der zur Zeit des Hundertjährigen Krieges spielt. Der Titel wird entweder "Das Haus Gottes" oder "Die Stadt am Meer" sein. (Erscheinungstermin ca November 2008 )
    Den werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

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  • Ich habe dieses Buch nicht gelesen, weil es mich thematisch nicht so sehr interessiert. Aber diese Herrschaften waren davon offensichtlich sehr begeistert.
    Charlotte Lyne schreibt bereits einen weiteren Roman zur englischen Geschichte, der zur Zeit des Hundertjährigen Krieges spielt. Der Titel wird entweder "Das Haus Gottes" oder "Die Stadt am Meer" sein. (Erscheinungstermin ca November 2008 )
    Den werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

    Danke für den Link.
    Ein neues Buch zur englischen Geschichte im November? Das hört sich wirklich verlockend an. Naja, ich warte dann mal bis du es gelesen und rezensiert hast. :mrgreen: