Mark Childress ~ Abgebrannt in Mississippi

  • Kurzbeschreibung von Amazon:


    Als Daniel Musgrove in den 1970er Jahren mit seiner Familie nach Minor, Mississippi, zieht, erlebt er erst einmal einen Kulturschock. Hier im tiefen Süden gehen die Uhren viel langsamer, als er es gewohnt ist. Zum Glück findet Daniel im gleichaltrigen Tim Cousins rasch einen Freund, und schnell sind die beiden unzertrennlich. Als sich Daniel jedoch in ein farbiges Mädchen verliebt, gerät ihre Freundschaft ins Wanken, und es kommt zu einer Kette dramatischer Ereignisse, die Daniels ganzes Leben durcheinander wirbeln ...


    Eine spannende, humorvolle Geschichte über eine Highschool-Freundschaft zweier Jungs Anfang der 70er Jahre. Daniel - aufgrund unzähliger beruflicher Umzüge des Vaters mit der Familie eher ein Außenseiter - lernt auf seiner neuen Schule den ebenso einzelgängerischen wie rätselhaften Tim kennen. Gemeinsam treten sie einer Hippe-Kirchencombo bei, besuchen Sonny & Cher-Konzerte und stellen allerlei pubertären Unsinn an.
    Die schwarze "Schönheitskönigin" Arnita trübt aber bald die Freundschaft, als Daniel als Weißer sich in sie verliebt - ein Skandal! Erstaunlicherweise ist niemand darüber erboster als Tim selbst, besonders als Arnita nach einem folgenschweren Unfall - in den Daniel und Tim verwickelt sind - das Gedächtnis verliert und sich für eine Weiße hält.
    Es kommt zu Reibereien, denn sowohl Arnita als auch Daniel haben mehr Verehrer auf der Schule als geahnt.
    Frustriert tändelt Tim mit dem Leiter der Kirchencombo an, doch da diese Maßnahme eher von einem Mißerfolg gekrönt ist, sieht er sich gezwungen, zu härteren Mitteln zu greifen...


    Meine Meinung:


    Dieses Buch ist ein richtiger Sommerglücksgriff! Ich habe es mir mit wenig Erwartung von einer Freundin ausgeliehen, und war schon bald gefesselt von Mark Childress' Leichtigkeit und Witz. Zugegeben, den Schluß hätte ich mir anders gewünscht, aber er paßt.
    Der letzte Absatz hat mir bei über 30°C Hitze tatsächlich eine Gänsehaut beschert!
    Wer wie ich gerne amüsante, aber trotzdem nachdenkliche Geschichten liest, die Südstaaten liebt und meint, die 70er weitgehend verpaßt zu haben, für den erweckt Childress diese Ära noch einmal anschaulich zum Leben. Ein Kracher! :thumleft:

  • Tja, mittlerweile habe ich das Buch auch gelesen:


    Der junge Daniel Musgrave muss sich wieder mal an eine neue Stadt, eine neue Schule gewöhnen. Wieder mal ist sein Vater versetzt worden und die ganze Familie zieht diesmal von Indiana nach Mississippi um. Es ist das Jahr 1973 und am ersten Schultag von Daniel ist die Rassentrennung offiziell aufgehoben worden. Daniel hatte bisher nie viel Kontakt mit schwarzen Kindern, die gab es Indiana einfach nicht. Aber hier in Mississippi gibt es sie. Bald bemerkt er, das seine neuen Freunde mit ihren farbigen Mitschülern nicht zurecht kommen, obwohl es niemand offen zu gibt.


    Doch zum Glück ist Daniel nicht allein. Tim, ebenfalls ein Außenseiter wird sein neuer bester Freund und die beiden werden unzertrennlich.


    Durch ein tragisches Ereignis kommt Daniel der wunderschönen, aber farbigen Arnita näher und verliebt sich schließlich in sie. Sein neuer bester Freund Tim hat damit aber große Probleme.


    Abgebrannt in Mississippi ist das zweite Buch von Mark Childress das ich gelesen habe. "Verrückt in Alabama" hat mich begeistert und von daher waren meine Erwartungen sehr hoch, vielleicht etwas zu hoch.


    Erzählt wird das Buch in Ich-Form aus de Sicht von Daniel. Nach dem Klappentext zu urteilen hatte ich mich mehr auf Rassenprobleme eingestellt, aber die spielen nicht die große Rolle, die ich erwartet hatte, auch wenn sie durchaus vorhanden sind. Stattdessen geht es um einen Jungen, der irgendwie versucht, erwachsen zu werden. Er macht Fehler, aber er hat seinen besten Freund und ein schönes Mädchen, das ihn liebt. Die Figur seiner Freundin hat mir allerdings nicht gefallen. Ich fand es sehr seltsam, sie nach ihren Unfall plötzlich beschließt, keine Farbige mehr zu sein, sondern eine Weiße zu sein. Kein Wunder, das alle sie für verrückt halten. Wahrscheinlich ist sie das auch.


    Was dem Autor aber großartig gelungen ist, die Atmosphäre in den Südstaaten einzufangen. Man hat schon fast selber das Gefühl, die Hitze zu spüren, die Blicke der Mitmenschen, weil man sich nur anders kleidet, anders spricht.


    Das Ende fand ich sehr gut - und sehr überraschend. Damit hätte ich einfach nicht gerechnet.

  • Daniel Musgrove ist in seinem Leben schon unzählige Male umgezogen, wie es ihm scheint. Der Beruf seines Vaters, der als Vertreter bei einer Chemiefirma arbeitet, verlangt das. Doch ein Umzug wird der Familie unvergesslich bleiben, nämlich der nach Mississippi, als der Umzugslaster mit fast allen Habseligkeiten der Familie mitten auf der Straße abgebrannt ist.


    Das könnte man als Vorzeichen für das turbulenteste Jahr in Daniels bisherigem Leben werten.


    Als "Yankee" wird Daniel in seiner neuen Klasse kräftig veräppelt. Zum Glück gibt es den cleveren und witzigen Einzelgänger Tim Cousins, mit dem er sich anfreundet. Zunächst erleben die beiden die üblichen Highlights im Leben amerikanischer Teenager: durchgeknallte Lehrer, Aufregung um den Schulball, Stunk mit den Eltern ...


    Doch auf dem Schulball geschieht etwas, das es im konservativen Süden noch nie gegeben hat: ein schwarzes Mädchen, Arnita Beecham, wird zur Ballkönigin gewählt. Die im Alltag so unscheinbar wirkende Arnita raubt Daniel schier den Atem.


    Auf dem Heimweg vom Ball gibt es einen Unfall, Tim und Daniel fahren versehentlich Arnita auf ihrem Fahrrad an, rufen einen Krankenwagen und machen sich aus dem Staub.


    Dass Arnita überlebt, beruhigt Daniels Gewissen nur teilweise. Er besucht auf Drängen seiner Mutter Arnitas Fa-milie, hilft beim Rasenmähen und Haus anstreichen und ist auch dabei, als Arnita aus dem Krankenhaus entlassen wird. Da beginnt eine "rassengemischte" Beziehung, die 1973 in Mississippi auf sehr großes Unverständnis stoßen würde und deshalb vorerst geheim bleiben muss. Auch Tim kommt mit dem Gedanken nicht so recht klar, dass Daniel sich in eine Schwarze verliebt hat...


    Thematisch zunächst ein typischer Coming-of-Age-Roman aus der Zeit, in der sich die Rassenproblematik in den USA zu wandeln beginnt. Aber in dem Buch steckt noch mehr als das. Childress hat wunderbar skurriles Personal - Daniels verkrüppelten Großonkel, die hässlichen, aber gutherzigen Frillinger-Zwillinge, den verhinderten Musicalkomponisten Eddie und die durchgeknallte Mathelehrerin Mrs. Passworth. Herrlich verrückt sind die Szenen, in denen Tim und Daniel einer christlichen Band beitreten, die ein reichlich schräges Jesus-Musical probt, oder Mr. Musgroves Art, mit seiner Entlassung umzugehen.


    Ein Manko der deutschen Fassung ist allerdings die Übersetzung, mit der ich gar nicht zufrieden war. Da werden englische Begriffe zwanghaft eingedeutscht, die auch im deutschen Sprachraum bekannt sind, während vieles andere einfach auf englisch stehenbleibt, wofür mit etwas gutem Willen sicher eine Übertragung ins Deutsche hätte gefunden werden können.


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