David Nicholls - Keine weiteren Fragen / Starter for Ten

  • Kurzmeinung

    Mojoh
    Ich mag den Erzählsound von Nicholls. Die Story war recht vorhersehbar, aber nett.
  • Zum Inhalt:
    Brian stammt aus einfachen Verhältnissen. Seine Eltern hatten nie viel Geld, seine Mutter arbeitet bei Woolworth und sein Vater ist mittlerweile seit einigen Jahren verstorben. Und jetzt ist der ersehnte Schulabschluss da. Brian hat tolle Noten und deswegen ein Stipendium bekommen. Er hat ein großes Ziel vor Augen: er will Anglistik studieren, und ein gebildeter Mann werden. Einer, der Fremdwörter richtig benutzen kann, einer, der genau weiß, welcher Wein zu welchem Essen passt. Einer, der bis in die Morgenstunden mit seinen Freunden diskutiert, einer, den die Leute mögen und zu dem sie aufschauen.
    Mit diesem bescheidenen Ziel beginnt Brians Zeit an der Uni. Er sieht seine Chance gekommen, es allen zu beweisen, als er ein Plakat sieht, auf dem Teilnehmer für die Fernsehshow "University Challenge" gesucht werden. Diese Sendung hat sein Vater immer gerne gesehen und Brian hat schon als Kind die klugen Kandidaten bewundert. Er weiß, dass sein Vater stolz wäre, wenn er dort teilnehmen würde, also setzt er alles daran.
    Brian erlebt, was man an der Uni so erlebt. Er lernt, er feiert, er lernt ein Mädchen kennen, in das er sich verliebt, ... und alles ist nicht so einfach. Nicht nur, dass Alice zur "Upper Class" gehört und es gar nicht so einfach ist, sich neben ihr nicht "arm" zu fühlen, sie tut Brian nicht gut, und das weiß er auch. Eigentlich sollte er sich Alice aus dem Kopf schlagen. Rebecca, eine gute Freundin und vehemente Alice-Hasserin, wäre zumindest dafür. Doch Brian glaubt, in Alice seine große Liebe gefunden zu haben. Das alles bereitet ihm viel Kopfzerbrechen, und er ist weit davon entfernt, zu dem Ideal zu werden, das er so sehr herbeisehnt. Und nicht nur das: mit der Zeit muss Brian sich nicht nur fragen, ob er dieses Ziel erreichen kann, sondern auch, ob es überhaupt erstrebenswert ist, so zu sein. Seine alten Freunde haben das Gefühl, dass Brian sich mehr und mehr verändert. Und er selbst muss feststellen, dass das "Erwachsenwerden" wirklich nicht so einfach ist...


    Meine Meinung:
    Ich hatte vor dem Kauf des Buches in das Buch reingelesen und fand es ganz nett. Hätte ich den Klappentext gelesen, hätte ich es wahrscheinlich leicht genervt wieder weggelegt, weil dort eine Lobhudelei á la "Der neue Nick Hornby", "Selten so gelacht" etc. tobt, und das mag ich nicht. Dennoch, das Buch ist am Anfang superlustig, ich habe mehrmals beim Lesen laut lachen müssen, wenn Brian seine Zukunftswünsche und so weiter zum besten gibt. Ich konnte mich in einigen Gedanken auch wiederfinden. Jaja, das und das wollte ich auch mal... im Verlauf der Handlung wird das Buch immer ernster. Es gibt zwar auch immer wieder lustige Szenen, aber oft wird man auch nachdenklich. Einiges, das passiert, ist wirklich traurig, und Brian steht dabei nicht gerade wie ein Held dar. An ihm gefällt mir gut, dass er kein Held, aber auch kein Loser ist. Der Ich-Erzähler ist der typische "Junge von nebenan", und das hat zur Folge, dass es manchmal so wirkt, als ob ein Freund einem das Herz ausschüttet.
    Toll finde ich, dass die Einteilung des Buches nach den Runden der Fernsehshow "University Challenge" erfolgt. Die Kapitel werden immer mit Quizfragen und den dazugehörigen Antworten eingeleitet. Thematisch passt die Frage immer zum Kapitel, was ich auch sehr schön fand. Außerdem wird dadurch immer deutlich, dass ein Sieg in dieser Sendung ein zentraler Wunsch ist, den er hat. Wenn er das erreicht, dann hat er es geschafft...
    Wirklich ein sehr gutes Buch. Ich hab es nur zufällig überhaupt gesehen und es war ein echter Glückskauf. :)

  • Ich habe auch gerade dieses Buch gelesen und bin genauso begeistert :)
    Mir hat auch sehr gut gefallen, dass der Ich -Erzähler kein Held ist. Wie schon im Klappentext erwähnt tritt er tatsächlich von einem Fettnäpfchen ins nächste. Und wenn man gerade mal denkt es läuft jetzt wirklich mal ganz gut, enttäuscht uns Brian mit seiner Zielsicherheit was Fettnäpfchen betrifft überhaupt nicht :) Ich musste mir wirklich öfter mal an den Kopf fassen, und obwohl Brian eine wirklich sehr spezielle Persönlichkeit ist, ist er mir wirklich sehr ans Herz gewachsen.
    Ich habe sehr oft laut gelacht und war auch öfter richtig traurig. Jemand der sich so anstrengt alles richtig zu machen und deswegen natürlich fast alles falsch macht, da muss man einfach mitfiebern...
    Nicholls hat diese Person wirklich wunderbar dargestellt :applause:
    Von mir gibt es für dieses wirklich unterhaltsame, gut durchdachte und schöne Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Als Brian Jackson auf die Universität kommt, ist das für ihn eine völlig neue Welt, in der er sich erst einmal zurechtfinden muss. Bisher hing er in seiner Freizeit mit seinen beiden besten Kumpels ab und versuchte irgendwie mit seiner Mutter klarzukommen, die ein Alkoholproblem hat. Der Vater ist schon lange tot, er starb jung an einem Herzinfarkt. Brians lebendigste Erinnerung an ihn ist, wie sie gemeinsam die TV-Quizshow "University Challenge" anzusehen pflegten und dabei versuchten, die Fragen schneller zu beantworten als die Teilnehmer.


    Eines Tages macht er eine tolle Entdeckung: seine Uni stellt ein Team für "University Challenge" zusammen und sucht noch Freiwillige. Klar, dass Brian, ein echter Champion des unnützen Wissens, seinen Hut in den Ring wirft. Und ebenso klar, dass das nicht alles glattgeht. Vor allem nicht, weil auch Alice im Team ist. Hübsch, reich, beliebt, und Brians absolute Traumfrau. Blöd nur, dass er nicht gerade ein Adonis ist und überdies ein unglaubliches Talent hat, das Falsche zu tun ...


    Ich mag unnützes Wissen und bin bekennende Mitraterin bei TV-Quizshows, und so hat es mich natürlich gleich entzückt, dass jedes Kapitel durch eine Quizfrage mit Antwort eingeleitet wird, die auch immer irgendeinen Bezug zum Kapitelinhalt hat.


    Die Geschichte selber konnte mich nicht ganz so begeistern wie erwartet, weil mir der Humor an manchen Stellen dann doch etwas zu platt wurde. Unterhaltsam und flott zu lesen war das Buch aber allemal, denn Brian stolpert von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen, hat Stress mit seinen Mitbewohnern, versucht verzweifelt, seinen Alkoholkonsum in den Griff zu kriegen, versemmelt Klausuren, will unbedingt im Quizshowteam und bei Alice punkten und macht in seinem Bemühen die Dinge oft bloß noch schlimmer. Der Schluss hat mich angenehm überrascht, da hatte ich etwas anderes, Klischeehafteres erwartet.


    Nette Lektüre für zwischendurch, die mir als Film wahrscheinlich deutlich besser gefallen hätte. Und da dieses Buch die Vorlage zu "Starter for Ten" mit James McAvoy und Benedict Cumberbatch ist, werde ich demnächst mal den direkten Vergleich anstellen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ich schließe mich euren Bewertungen in weiten Teilen an. Ich fand das Buch lustig, unterhaltsam und spannend. Die Handlung nimmt teilweise vorhersehbare, aber auch einige für mich unerwartete Wendungen. Mit Brian konnte ich mich trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner Fehler und seinem teils fragwürdigem Verhalten identifizieren.

    Die Geschichte selber konnte mich nicht ganz so begeistern wie erwartet, weil mir der Humor an manchen Stellen dann doch etwas zu platt wurde.

    Stellenweise wurde es schon etwas platt, aber ich habe es nicht so empfunden, dass das ganze Buch nur aus plattem Humor besteht. Gerade beim Humor gehen natürlich die Meinungen stark auseinander.

    Der Schluss hat mich angenehm überrascht, da hatte ich etwas anderes, Klischeehafteres erwartet.

    Mit dem Ende hadere ich irgendwie, ...

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „David Nicholls: Keine weiteren Fragen“ zu „David Nicholls - Keine weiteren Fragen / Starter for Ten“ geändert.
  • Leider kann ich mich nach 6 Jahren gar nicht mehr an das Ende erinnern :-k Hauptsache, ich weiß noch, dass Brian Leonard Cohen und Nick Drake gehört hat (wie war das noch gleich mit dem unnützen Wissen? :D )


    Was ich aber zu meiner Rezi noch ergänzen kann: den Film mochte ich gerne.

  • Leider kann ich mich nach 6 Jahren gar nicht mehr an das Ende erinnern :-k Hauptsache, ich weiß noch, dass Brian Leonard Cohen und Nick Drake gehört hat (wie war das noch gleich mit dem unnützen Wissen? :D )

    Von einem Buch, in dem alles mögliche erwähnt wird, bleiben bei jedem andere Details hängen. Wer weiß, was ich vielleicht in sechs Jahren davon noch wiedergeben kann. Drake und Cohen sind mir von vornherein schon nicht in Erinnerung geblieben, dafür aber Kate Bush, Joni Mitchell und Johann Sebastian Bach. Dass es bei dir als offensichtlichem Cohen-Fan anders aussieht, ist nicht überraschend.


    Falls du dir das Ende noch einmal in Erinnerung rufen möchtest:

  • Drake und Cohen sind mir von vornherein schon nicht in Erinnerung geblieben, dafür aber Kate Bush, Joni Mitchell und Johann Sebastian Bach.

    Ah, ich wusste doch, dass noch jemand aus den Sixties fehlte! :D Ich fand es ganz interessant, dass er, der ja doch einige Jahre später lebt, auf diese Musik steht.


    Danke für die Zusammenfassung des Endes, so ganz düster kommt ein bisschen Erinnerung zurück.

  • Hier stellt man sich höchstens Fragen!

    Brian wuchs in einfachsten Verhältnissen auf, weshalb ihm schon früh klar war, dass er im Leben etwas erreichen möchte, was auch ein Studium an einer Uni beinhaltet. Dort kann er sich allerdings anstrengen, so viel er will, seine Studienkollegen verwehren ihm aufgrund seiner Herkunft und seiner oftmals tollpatschigen Art den Zutritt zu ihren Kreisen. Doch das Blatt soll sich für Brian wenden, denn er ergattert mit Fleiß einen Platz im Uniteam, das an dem anspruchsvollen Fernseh-Quiz „The Challenge“ teilnehmen wird. Auch die attraktive Alice Harbinson gehört dem Team an, in die sich Brian sofort verliebt. Während Alice von einer Schauspielkarriere träumt, bringt sie Brians Gefühlswelt völlig durcheinander, der sich nichts mehr wünscht, als dass seine Angebetete ihn erhört. Wird Alice Brian ihre Liebe schenken und sich damit gleichzeitig selbst einen Traum erfüllen?


    David Nicholls hat mit „Keine weiteren Fragen“ seinen Debütroman vorgelegt, der sich mit der verwirrenden Gefühlswelt eines jungen Mannes auseinandersetzt, der von sich seinen Platz in der Welt immer hart erkämpfen muss. Der flüssige und einnehmende Schreibstil stellt den Leser an Brians Seite, um dort seine Gedanken- und Gefühlswelt genauestens kennenzulernen. Brians Leben scheint ein ewiger Kampf zu sein, denn er kommt nicht aus dem richtigen gesellschaftlichen Milieu, wirkt oft wie ein Nerd, der in einer eigenen Welt lebt und ist ansonsten recht unerfahren, was die alltäglichen Dinge des Lebens betrifft. Doch er saugt alles auf wie ein Schwamm, um bei seinen Kommilitonen Eindruck zu hinterlassen, was ihm nur mäßig gelingt. Umso mehr freut man sich als Leser, als er endlich einen Fuß in der Tür hat und Teil des Universitätsteams wird. Aber dann rutscht er ab in einen geifernden Teenager, der zum ersten Mal eine Frau sieht, lässt sich von Alice Charme und Attraktivität blenden und blendet alles andere aus. Ab da hat man als Leser oft Schwierigkeiten, seine Handeln und Tun nachzuvollziehen und ist schnell genervt von seinen Aktionen. Normalerweise hat Nicholls ein Händchen die Charakterisierung seiner Protagonisten, doch hier gelingt es ihm die Annäherung des Lesers an Brian leider nicht. Zu sehr driftet die Geschichte ab in einen Groschenroman, den man sich eigentlich nicht antun möchte. Vergleicht man diese Geschichte mit seinen Nachfolgern, dann hat sich der Autor um Längen weiterentwickelt.


    Die Charaktere sind leider recht oberflächlich, sogar eher überspitzt gestaltet, so dass der Leser sich nicht wiederfindet und die Szenerie nur mit Abstand beobachtet, Nähe kommt hier leider nicht auf. Ist Brian zunächst noch ein junger und unerfahrener Mann mit einem großen Ziel vor Augen, das er mit viel Arbeit und Fleiß erreicht, so entwickelt er sich nach und nach zu einem hormongesteuerten Wesen, der alles nur noch durch eine rosarote Brille sieht und die Dinge wegwirft, die ihn anhand seines Lebenslaufes gerade interessant gemacht haben. Alice ist jung und hübsch, sie weiß ihre Reize gut einzusetzen. Allerdings ist sie auch eine Träumerin, die an die große Liebe glaubt und eigentlich ebenso unerfahren wie Brian ist.


    „Keine weiteren Fragen“ ist leider kein gelungenes Debüt, da es den Leser nur oberflächlich an Brians Leben teilhaben lässt. Auch die Protagonisten und ihr Handeln sind recht dilettantisch, weshalb sich die Dinge nicht wirklich weiterentwickeln und unrealistisch wirken. Lieber zu einem der neueren Werke des Autors greifen! Dies ist kein Nicholls, den man gelesen haben muss, deshalb keine Empfehlung!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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