Kurzbeschreibung von amazon.de:
Aus der Amazon.de-Redaktion
Ganz wörtlich darf man die in diesem historischen Krimi geschilderten Vorgänge nicht nehmen, obwohl überwiegend historisch verbürgtes Personal auftritt: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und seine Frau Charlotte, die Brüder Grimm, E.T.A. Hoffmann und andere. Sie alle sind Opfer und Agenten einer weitreichenden Intrige, die sich mit unbeirrbarer Präzision zu entwickeln scheint.
Ein Manuskript steht im Mittelpunkt dieses Romans, der im Jahre 1805 spielt: die Fortsetzung von Schillers Romanfragment Der Geisterseher. Meyer läßt Wilhelm Grimm als Erzähler beschreiben, wie der schwer erkrankte Schiller den beiden Brüdern, die ihr Idol besuchen, das Manuskript übergibt mit der Bitte, es Goethe auszuhändigen. Doch die Brüder werden überfallen und eine lange Kette von Verwicklungen schließt sich an, in der auch eine ägyptische Loge und andere Geheimbünde bedeutsam werden und in der Goethe unter Mordverdacht gerät.
Meyers unheimlicher Roman im klassischen Weimar ist ein rasend spannendes, wenn auch nicht immer elegant geschriebenes Buch, das zusätzlichen Reiz durch seine Anspielungen auf Werke wie eben Schillers Geisterseher (mit dem es atmosphärisch einiges gemeinsam hat) oder Hoffmanns Sandmann gewinnt. Dennoch ist der Roman kein akademischer Text, sondern eine packende Schauererzählung, in der sich die Ereignisse überschlagen, so daß der Leser das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will.
Zum Inhalt (von mir):
Jacob und Wilhelm Grimm sind große Verehrer der Dichterfürsten Goethe und Schiller und deswegen begeistert, als sie eine Einladung von Goethe erhalten und nach Weimar reisen dürfen, um ihn dort persönlich kennen zu lernen.
Eines Tages gibt der Dichter ihnen ein Empfehlungsschreiben und eine kleine Phiole mit auf den Weg zu Schiller; dieser liegt mit einer schweren Krankheit im Bett und wird von Zeit zu Zeit von Wahnvorstellungen geplagt. Dennoch wollen die beiden jungen Studenten ihr Idol unbedingt treffen – und sie sind stolz, die Phiole mit der Medizin bei sich zu haben, die Goethe ihnen anvertraut hat.
Schillers Zustand ist tatsächlich weitaus schlimmer, als Jacob und Wilhelm es vermutet hatten. Er erkennt sie kaum und kann seine Dramenfiguren und echte Menschen nicht mehr auseinanderhalten. Jacob bittet Schillers Frau, Schiller die Medizin geben zu dürfen – er möchte unbedingt später seinen Freunden erzählen können, dass er zur Heilung des großen Dichters beigetragen hat.
Schiller durchschaut Jacobs Gedanken zwar, doch er scheint die beiden jungen Männer sehr zu schätzen, denn er vertraut ihnen ein versiegeltes Manuskript an – den dritten Teil seines einzigen (und bisher unvollständigen) Romans „Der Geisterseher“. Dieses Manuskript sollen sie Goethe bringen.
Jacob und Wilhelm sind sehr aufgeregt und fühlen sich geehrt. Sie wüssten zu gern mehr über den Inhalt des Manuskripts, über den in Literaturkreisen schon viel spekuliert wird. Doch noch während sie überlegen, ob sie es wagen sollten, das Siegel zu öffnen, wird ihnen das Manuskript plötzlich gestohlen – und die Ereignisse beginnen, sich zu überschlagen: zum Einen müssen Jacob und Wilhelm das Manuskript finden, zum Anderen erfahren sie plötzlich, dass Schiller gestorben ist und Goethe des Mordes bezichtigt wird! Die beiden Studenten finden sich plötzlich in einem Strudel von Abenteuern wieder, die sie bestehen müssen, um an das Manuskript zu gelangen…
Meine Meinung:
Die Idee an sich ist schon toll: Jacob und Wilhelm Grimm als Ermittler. Zudem hat Meyer in diesem Roman viele (literatur-)historische Fakten verwendet und das macht die Geschichte noch interessanter. Sprachlich ist der Roman auch sehr schön zu lesen, weil Wilhelm Grimm der Ich-Erzähler ist und der Autor ihn sprachlich sehr gekonnt so erzählen lässt, dass man ihm abnimmt, ein echter Erzähler der damaligen Zeit zu sein. Das heißt nicht, dass die Sprache sehr kompliziert ist, aber bestimmte Wörter und Eigenheiten weisen eben darauf hin. Die Handlung ist schlüssig und spannend – und ich werde mir auf jeden Fall auch Meyers zweiten Fall für die Gebrüder Grimm („Die Winterprinzessin“) zulegen.