Karen Duve - Taxi

  • Klappentext:
    Eine ziellose Jugend, eine spießige Familie, eine frustrierende Ausbildung - da kommt die Annonce "Taxifahrerin gesucht" schon fast wie die Rettung schlechthin daher.
    Auch wenn Alex Herwig leider ein Gedächnis wie ein Sieb hat. Trotzdem büffelt sie Straßennamen und Wegstrecken - und hat das Glück, auf einen extrem gnädigen Prüfer zu treffen. Bald sitzt sie zum ersten Mal im Wagen und schwitzt Blut und Wasser, weil sie die Straße nicht kennt, nach der ihr erster Fahrgast fragt. Und Alex wird, halb wider Willen, von einer Kollegen-Clique aufgesogen, die aus gescheiterten Künstlern, Uni-Abbrechern und frauenfeindlichen Verklemmten besteht - bis sie Marco trifft, einen extrem kleingewachsenen, aber umso bestimmter agierenden Psychologiestudenten....


    Karen Duve erzählt mit gewohnter Brillanz, Lakonie und Unbarmherzigkeit von einer jungen Frau, der das Leben nichts schenkt und die einen Beruf hat, in dem sie andauernd Leute trifft, dennen das Leben erst recht nichts schenkt. Komisch, erbarmungslos, ehrlich bis auf die Kochen: ein wasch-echter-Duve-Roman.


    Meine Meinung:
    Das Buch lässt sich nicht schlecht lesen und ist unterhaltsam.
    Wobei ich mich an einigen Stellen etwas gewundert habe, da die Arbeitsweise der Taxifahrer etwas von dem Abweicht wie ich es gewohnt bin. (Meine Mutter fährt Taxi ( ein Grund warum ich das Buch lesen musste.).)
    Aber ansonsten ein recht nettes Buch, für zwischendurch. :flower:

  • Hm... Das klingt ja mal nach einer etwas anderen Stor, interessant. Ich werde mal die Augen offen halten und gucken ob ich auch mal dazu komme es zu lesen.
    Und dann natürlich Feedback geben.


    Danke für den Tipp :D

  • Also ich fand das Buch irgendwie merkwürdig. Die Erlebnisse eines Taxisfahrers fand ich toll, witzig und beängstigend. Umso weniger konnte ich allerdings mit den Personen anfangen. Ich fand die Beziehungen, in denen Alex steckte, alle total abgedreht, mit was für merkwürdigen Typen die es zu tun hat. :-k Die Teile des Buches, die sich mit der persönlichen Geschichte von Alex beschäftigt haben, haben mich dementsprechend also eher gelangweilt und ich habe die letzten 50 Seiten nur noch überflogen, weil ich einfach keine Lust mehr hatte, das Buch konzentriert zu Ende zu lesen. Allein die Beschreibungen des Alltags einer Taxi-Fahrerin haben mich stellenweise zum Auflachen gebracht.


    Von mir gibt es 3 Sterne.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich habe das Buch auch gelesen - es lässt sich schon leicht und flüssig lesen.
    Das "no future" Gefühl der 80-er Jahre soll wohl wiedergespiegelt werden.
    War es in den 80-er Jahren wirklich so deprimierend?
    Das Buch ist eigentlich ziemlich zynisch - anscheinend wollte Duve die damalige Taxigeneration beschreiben, die wohl hauptsächlich aus Dauerstudenten bestand, die mit Taxifahren ihren Lebensunterhalt bestritten und ihre ablehnende Lebenshaltung demonstrierten.
    Die Protagonistin war mir sehr unsymphatisch, sie hat an allen anderen was auszusetzen, ist sich selbst gegenüber aber sehr unkritisch.( und es ist nicht so, dass ich nur symphatische
    Protagonisten mag -nicht, dass ich da missverstanden werde
    :wink: )
    Interview:
    http://www.faz.net/s/Rub79A333…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • Ein nettes Buch,das man Lesen kann,aber meiner Meinung nach ,nicht gelesen haben muß.Es sei denn, man intressiert sich brennend
    dafür ,was in den Achtziger Jahren alles für zwielichtige Menschen in den Taxen Choufiert wurden.Die "Heldin" des Roman,Alex Herwig,
    erzählt uns, was es doch für böse, schreckliche und wiederliche Menschen zu befördern galt.Ein Fahrgast jagt den nächsten.Mag in dem ein oder anderen
    Fall ja recht lustig sein,ein ganzes Buch voll davon, war mir auf Dauer doch oede und langweilig!Im Privatleben geht es Alex nicht anders als in ihrem Taxi.
    Der eine Mann geht,der nächste kommt.Ja,Ja,die wilden Achtziger.Wollte uns Frau Duve das Lebensgefühl der jungen Generation aus den Achtzigern zeigen?
    Wir machen,wollen, können alles,fangen nur nichts an.Ich weiss es nicht.Finde dieses Buch zwar irgendwie komisch,aber nicht zum Lachen.

  • Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Es erinnert mich etwas an "Herr Lehmann", von der Atmosphäre her. Diese Mischung aus Tragik, Komik und Menschlichkeit. Die meisten Akteure sind alles andere als sympatisch, aber für mein Empfinden ziemlich realistisch, nur leicht überzeichnet, um witziger zu sein. Auch die Hauptfigur Alex ist ziemlich widersprüchlich, einerseits lässt sie sich vom Leben treiben und von ihrem "Freund" Dieter und den anderen Taxifahrern runtermachen, fühlt sich nicht in der Lage eigene Entscheidungen zu fällen. Auf der anderen Seite ist sie aber dann wieder eine taffe Frau, die sich von den Fahrgästern nichts gefallen lässt und teilweise ganz schön austeilt. Zum Ende zeigt sich, dass sie in den Jahren als Taxifahrern eine persönliche Entwicklung durchmacht, die man durchaus als positiv einstufen kann, aber ich will nicht zuviel verraten :) Für Hamburger ist das Buch meiner Meinung nach besonders interessant, weil man im Geiste oft verfolgen kann, welchen Weg Alex gerade durch die Straßen dieser Stadt nimmt.


    PS: Den Roman gibt es jetzt auch als Taschenbuch.

  • Karen Duves “Taxi” spielt in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts und erzählt von der Taxifahrerin Alex. Aufgeteilt ist das Buch in zwei Teile. Einmal in den Zeitraum 1984-1986 und dann in den Zeitraum der Wende September 1989 – Juni 1990. Gut gefallen hat mir der erste Teil zu Beginn ihrer Taxifahrerkarriere. Er wird locker erzählt und auch von den Eigenheiten der Taxifahrer. Vor allem denen der männlichen Kollegen und ihrer frauenfeindlichen Art. Es hat mich schon manchmal aufgeregt, nicht nur die Taxifahrer, sondern auch Alex. Vor allem ihr Verhalten gegenüber Dietrich und ihrem kleinwüchsigen ehemaligen Klassenkameraden. Dann kam der zweite Teil und der hat meiner Meinung nach ziemlich gegenüber dem ersten Teil verloren. Alex ist immer noch im gleichen Trott und es wird nicht viel neues erzählt. Erst gegen Ende kommt etwas Komik auf, aber irgendwie auch nicht richtig passend.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Das erste Drittel habe ich begeistert gelesen: Mal eine andere Perspektive als die der erfolgreichen, taffen Frau. Eine, die es nicht geschafft hat, Taxi fährt, weil sich ihr keine andere Möglichkeit bietet, Geld zu verdienen. Sie sucht allerdings auch keine. Die meisten Episoden mit Fahrgästen lesen sich witzig, sind mit guter Beobachtungsgabe und Selbstironie ausgestattet.


    Doch mehr und mehr nervte mich das Immer-Gleiche: Ständige Geschichten von merkwürdigen Zeitgenossen, die Taxi fahren (und die Ich-Erzählerin zieht natürlich immer die A****karte), von dämlichen, eingebildeten, mundfaulen oder gewalttätigen Männern, mit denen sie ins Bett geht. Immer dieselbe alte Leier, ob es um Taxifahrten oder Bettgeschichten geht.
    Die letzten 100 Seiten habe ich mich zum Lesen gezwungen und nur durchgehalten, weil es sich ruckzuck weglesen lässt.
    Die mit rosa Zuckerguss übergossenen Romane mag ich nicht, aber die mit deprimierend grauschwarzer Tünche überzogenen auch nicht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Schon in ihrem 2003 ebenfalls bei Eichborn Berlin erschienenen ziemlich skurrilen Weihnachtsbuch "Weihnachten mit Thomas Müller", das mein Sohn, seit er etwa drei Jahre alt war, sehr liebt, hat es Karin Duve mit den Taxifahrern. Für meinen Sohn immer wieder unverständlich, verprügeln sie den kleinen Teddybär auf das übelste, als er gesteht, kein Fahrgeld zu haben, aber doch nach Hause möchte, weil ihn der Junge, dem er gehört im Kaufhaus vergessen hat. Auf dem Kofferraumdeckel der Taxis klebt die Forderung: "Todesstrafe für Taximörder".


    Nachdem ich den Roman von Karin Duve gelesen habe mit dem Titel "Taxi" (in einem faszinierten und in den Bann gezogenen Ruck übrigens), ist mir diese Szene im Weihnachtsbuch verständlicher geworden. Sie beschreibt über 320, zu keinem Zeitpunkt langweiligen Seiten die Geschichte ihrer Protagonistin Alex Herwig. Ihre Lehre als Versicherungskaufrau hat sie abgebrochen und ist auf der Suche nach einer Arbeit zufällig (?) auf das Taxifahren gestoßen. Die dafür nötige Ortskenntnis in Hamburg, dort spielt der Roman, fehlt ihr, aber auch diese Hürde überspringt sie mit ihrem Charme und ihrem Durchhaltevermögen. Diese Eigenschaften sind es auch, die sie im Verhältnis zu ihren männlichen Kollegen braucht und einsetzt.


    Was ursprünglich ein Job war, wird für dreizehn Jahre ihr Broterwerb. Sie lebt von der Hand in den Mund. Mit ihren Beziehungen zu Männern verhält es sich ganz genauso. Die Beschreibung unbefriedigender Beziehungen und sexueller Abhängigkeiten und einer immer mehr ungeliebten und sie krankmachenden Arbeit ziehen sich durch das ganze Buch. Aber auch zahllose Begebenheiten mit unverschämten Fahrgästen werden geschildert und besonders hier merkt man dem Roman seinen autobiographischen Zug deutlich an, denn Karin Duve ist viele Jahre lang wirklich Taxis gefahren und weiß, wovon sie schreibt.


    Karin Duve schildert ihre Protagonisten gnadenlos, sodass dem Leser eigentlich kein einziger bleibt, mit dem er sich auch nur ansatzweise identifizieren könnte. Kleine Helden sind das, die zu den Verlierern dieser Gesellschaft gehören, obwohl sie arbeiten bis zum Umfallen. Und doch ist der Roman keine Sozialkritik, sondern eine amüsante Lektüre. Karin Duve ist es wieder einmal gelungen, einen für sie typischen Roman zu schreiben, mit einem subtilen Humor, der einen fast auf jeder Seite schmunzeln lässt. Gleichzeitig ist das Leben der geschilderten Menschen auf eine Weise trostlos, wie der Zustand der meisten ihrer Fahrzeuge, dass einem das nackte Heulen kommen könnte.


    Ein sehr empfehlenswertes Buch einer Autorin, die in kein Klischee passt obwohl sie in ihrem Buch genial mit allen möglichen spielt.