Sally Chapman: Computer morden leise

  • Sally Chapman: Computer morden leise; ECON Verlag Düsseldorf 1993; 346 Seiten; IBSN: 3-612-25008-6




    "Julie Blake ist eine junge, erfolgreiche Newcomerin in der
    Computerindustrie des Silicon Valley. Sie fällt aus allen Wolken, als
    eines Morgens einer ihrer besten und erfolgreichsten Mitarbeiter im
    Großrechner gefunden wird - tot - und sie ihr Forschungsobjekt
    plötzlich in geheimdienstliche Interessen verwickelt sieht," berichtet
    die Inhaltsangabe.




    Der Roman ist eine Mischung aus Liebes- und Kriminalroman. Beide Handlungsstränke für sich sind schon besprechungswürdig.




    Bei der Liebesgeschichte begibt sich die Autorin auf ein gefährliches
    Terrain. Die Ich - Erzählerin Julie Blake muß im Laufe der Handlung
    nämlich feststellen, daß sie sich immer von von ihrem Verlobten Charles
    entfremdet. Charles Strafford - so sein vollständiger Name - führt
    nämlich ein Doppelleben, von dem seine Verlobte nichts weiß und von dem
    sie auch erst durch Zufall erfährt. Gleichzeitig verliebt sie sich in
    Vic Paoli, also genau den Mann, der gegen sie dienstlich ermittelt.
    Hier passiert genau das, was in einem guten Krimi nicht sein darf.
    Privat und Dienst, Gefühl und Objektivität vermischen - eigentlich
    hätte Paoli wegen Befangenheit von seinem Dienst abgezogen werden
    müssen.




    Und der Krimi? Was ist von ihm zu halten? Formal ist er aus SIcht der
    Ich - Erzählerin Juli Blake erzählt. Blake ist Computer - Spezialistin,
    noch nicht einmal Amateur- und Hobby - Detektivin und nicht mit
    professioneller Ermittlungsarbeit vertraut. Dies ist der Handlung auch
    deutlich anzumerken. Von sinnvoller, geschweige denn logischer
    Ermittlungsarbeit ist hier nichts zu sehen. Blake kommt der Lösung eher
    durch Zufall denn durch Deduktion auf die Spur. Der Plot am Ende ist
    schwach gestaltet. Vordergründig spannend und dramatisch gestaltet,
    bietet er weder eine Zusammenfassung der Handlung noch eine
    Aufarbeitung der Motive. Der Pseudo - Detektivin fällt die Lösung
    durch Glück in den Schoß, wodurch ihr gelingt, was sie sich in den Kopf
    gesetzt hat, nämlich die Früchte ihrer Arbeit zu retten.




    Egoistisch, selbstsüchtig und blind für ihre Umwelt ist Blake. Sie ist
    damit das genaue Gegenteil von den guten und erfolgreichen Detektiven,
    die einen vernünftigen Krimi ausmachen. Das Buch ist damit einfach auf
    Unterhaltung und die Suche nach dem Täter ausgelegt.




    Sally Chapman ist laut Buchdeckel Texanerin. Nach ihrem Studium an der
    University of Texas arbeitete sie 9 Jahre bei IBM. Dann wechselte sie
    zu einer Software - Firma im Silicon Valley. Dieser berufliche
    Hintergrund ist hier überdeutlich zu merken. Chapman konzentiert sich
    auf das Gebiet, ds sie am besten kennt, nämlich die Software - Branche.
    Sie wird in den Mittelpunkt gestellt. Andere soziale, wirtschaftliche
    oder politische Zusammenhänge werden hier nicht wahrgenommen. Der Roman
    weist eine geistige Enge auf, die in anderen, besseren Krimis nicht
    üblich ist.




    Wer Lektüre für den Urlaub sucht, darf gerne zu dem Krimi greifen.