Dieses Buch ist leider ein wenig untergegangen, wenn man es
mit „Der Name der Rose“ oder „Die Säulen der Erde“ vergleicht. Doch einen
Vergleich muss dieses Buch wirklich nicht scheuen. Es ist sogar phasenweise
wesentlich besser als die bisher genannten. Zugegeben, es ist schwieriger zu
lesen und ich referiere gerne ein wenig aus dem Buch.
Wir befinden uns im sechzehnten Jahrhundert. Zenon ist ein
sehr neugieriger junger Mann, den es in die Welt hinaus zieht. Er ist ein
uneheliches Kind und hat wenig gesellschaftliche Reputation. Doch darum kümmert
er sich auch nicht besonders, sondern sieht zu, dass sein Wissensdurst gestillt
wird. Er bildet sich in Technik, in Medizin, in Philosophie aus. Er nimmt die
Position frei denkender Menschen an und experimentiert auch im Laufe seines
Medizinstudiums an frischen Leichen. Die Theorie der Systole und Diastole des
Herzens fasziniert ihn.
Selbstverständlich kommt ihm die Inquisition ihrer Zeit auf
die Schliche und er flieht nach Schweden zum König. Dort hält er es eine Weile
aus, doch es zieht ihn im Alter wieder in seine Heimat zurück.
Am Ende des Buches wird Zenon von der Inquisition angeklagt
und verurteilt. Noch im Kerker, kurz vor dem
Autodafé, begeht Zenon Selbstmord.
Zitat aus dem Buch:
Seite 361. ... er war gerettet. Selbst wenn
unglücklicherweise Hermann Mohr bald die Tür mit den schwer beweglichen Riegeln
öffnete, würden Erstaunen, Furcht, langes Treppengelaufe, um Hilfe zu holen,
seinem endgültigen Entweichen Zeit genug lassen. Man würde morgen nur einen
Leichnam verbrennen. Zitat Ende.
Dieses Buch porträtiert einen knorrigen, wenig liebenswerten
Zeitgenossen, der jedoch für die Freiheit des Geistes einsteht und die
Knechtschaft der Kirche nicht nur in Frage stellt, sondern die Kirche auch noch
provoziert. Ein lesenswertes Buch, mal außerhalb des Mainstreams. Sehr
empfehlenswert und wenn ich könnte, würde ich dieses Buch mit fünf Sternchen
bewerten.
Liebe Grüße von Ralf.