Margurite Yourcenar - "Die schwarze Flamme"

  • Dieses Buch ist leider ein wenig untergegangen, wenn man es
    mit „Der Name der Rose“ oder „Die Säulen der Erde“ vergleicht. Doch einen
    Vergleich muss dieses Buch wirklich nicht scheuen. Es ist sogar phasenweise
    wesentlich besser als die bisher genannten. Zugegeben, es ist schwieriger zu
    lesen und ich referiere gerne ein wenig aus dem Buch.


    Wir befinden uns im sechzehnten Jahrhundert. Zenon ist ein
    sehr neugieriger junger Mann, den es in die Welt hinaus zieht. Er ist ein
    uneheliches Kind und hat wenig gesellschaftliche Reputation. Doch darum kümmert
    er sich auch nicht besonders, sondern sieht zu, dass sein Wissensdurst gestillt
    wird. Er bildet sich in Technik, in Medizin, in Philosophie aus. Er nimmt die
    Position frei denkender Menschen an und experimentiert auch im Laufe seines
    Medizinstudiums an frischen Leichen. Die Theorie der Systole und Diastole des
    Herzens fasziniert ihn.
    Selbstverständlich kommt ihm die Inquisition ihrer Zeit auf
    die Schliche und er flieht nach Schweden zum König. Dort hält er es eine Weile
    aus, doch es zieht ihn im Alter wieder in seine Heimat zurück.


    Am Ende des Buches wird Zenon von der Inquisition angeklagt
    und verurteilt. Noch im Kerker, kurz vor dem
    Autodafé, begeht Zenon Selbstmord.
    Zitat aus dem Buch:


    Seite 361. ... er war gerettet. Selbst wenn
    unglücklicherweise Hermann Mohr bald die Tür mit den schwer beweglichen Riegeln
    öffnete, würden Erstaunen, Furcht, langes Treppengelaufe, um Hilfe zu holen,
    seinem endgültigen Entweichen Zeit genug lassen. Man würde morgen nur einen
    Leichnam verbrennen. Zitat Ende.


    Dieses Buch porträtiert einen knorrigen, wenig liebenswerten
    Zeitgenossen, der jedoch für die Freiheit des Geistes einsteht und die
    Knechtschaft der Kirche nicht nur in Frage stellt, sondern die Kirche auch noch
    provoziert. Ein lesenswertes Buch, mal außerhalb des Mainstreams. Sehr
    empfehlenswert und wenn ich könnte, würde ich dieses Buch mit fünf Sternchen
    bewerten.



    Liebe Grüße von Ralf.

    Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beissen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch.
    Zitat: Mark Twain

    Einmal editiert, zuletzt von K.-G. Beck-Ewe ()

  • Hallo Ralf,


    habe mir vorige Woche dieses Buch gebraucht gekauft. Durch Deine spannende Rezension hast Du mich richtig neugierig gemacht.


    Liebe Grüße :winken:
    Mae

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.


    (Aldous Huxley, englischer Schriftsteller, 1894 - 1963)

  • Danke Ralf. Interessante Buchvorstellung.
    Wenn du schon das Buch mit „Der Name der Rose“ oder „Die Säulen der Erde“
    vergleichst, dann ist es auf jeden Fall wert, sich das näher anzusehen :wink:

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