Jodi Picoult - Neunzehn Minuten / Nineteen Minutes

  • In 19 Minuten kann man das Gras in seinem Vorgarten mähen, die Haare färben oder einen Kuchen backen. Man kann die Wäsche für eine fünfköpfige Familie falten. 19 Minuten kostet es, von der Grenze zu Vermont nach Sterling, New Hampshire, zu fahren. In 19 Minuten kann man die Welt zum Stillstand bringen oder einfach aus ihr herausfallen. 19 Minuten kostet es, Rache zu nehmen. Das hat der 17-jährige Peter Houghton getan. Noch weiß niemand in Sterling, wofür, doch mit diesem unaussprechlichen Akt der Gewalt ist die Welt des kleinen Orts für immer aus den Angeln gehoben. Josie Cormier, die Tochter der Richterin, hat das Massaker an der Schule überlebt. Sie wäre die beste Zeugin. Aber sie kann sich nicht erinnern, was geschehen ist. (Verlagstext)


    "Könnte man Mitgefühl unterrichten, Jodi Picoult wäre die perfekte Lehrerin" (The Washington Post)


    Die Geschichte fängt in der Gegenwart an, am Tag des Amoklaufs an der Sterling High. Der Leser und auch die Figuren im Buch fragen sich, wie konnte das passieren? Wieso greift der siebzehnjährige Peter zur Waffe und verursacht eine grauenhafte Bluttat? Josie Cormier (Tochter der Richterin), hat das Massaker bis zum Schluss miterlebt, kann sich jedoch an nichts mehr erinnern. Durch den Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit kommen die Hintergründe der Tat immer näher. Und die Aufklärung der Tat, zieht den Leser immer mehr in den Bann.


    Jodi Picoult hat mit den Opfern des realen Schulmassakern in den USA gesprochen. All die Berichte haben dann zu diesem Buch geführt.
    Das Buch ist sehr realistisch geschrieben. Ich habe das Buch verschlungen!
    5 Sterne bekommt dieses Buch von mir.
    Für wunderbare Charaktere (Anwälte, Eltern, Schüler, Polizisten, Richter, Peiniger, Opfer),insbesondere für die Figur Josie Cormier, für reale Vorstellungen, für einen klasse Kriminalfall, , für den Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit, für ein überraschendes Ende und für eine enorme Portion Mitgefühl. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen. :thumleft:

  • Dieses Buch ist einfach unglaublich. Ich habe es eher gezwungenermaßen angefangen, da ich es zufällig in der Bibliothek gesehen habe und es nun bald wieder abgeben muss, doch ich bin sehr froh, es gelesen zu haben! Die Autorin hat einen unglaublich fesselnden Schreibstil und versteht es, ihre Leser in den Bann der Erzählung zu ziehen.


    Es ist ein schreckliches und unvorstellbares Szenario, welches sich an der Sterling Highschool abspielt. Bewaffnet mit 2 Pistolen und 2 Gewehren betritt der 17-jährige Schüler Peter eines Morgens die Schule in der Absicht, gezielt Menschen zu töten. Das Ganze endet in einem unglaublichen Blutbad, keiner kann der Situation Herr werden. Schnell stellt sich die Frage nach dem Warum. Wie kann ein Schüler so handeln? Warum hat er so gehandelt? Wo hat er die Waffen her? Doch die Frage nach dem Warum kann niemand beantworten, am Ende nicht einmal Peter.


    Das Buch wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So wird gezeigt, wie die Eltern der totel Schüler lernen müssen, mit dem Verlust ihres geliebten Kindes umzugehen. Es wird gezeigt, wie die verletzten, aber auch unverletzten, Schüler lernen müssen, den Schrecken dieses Tages abzulegen, um in ein normales, alltägliches (Schul-)Leben zurückzufiden. Doch auch Peter muss der Zukunft ins Auge sehen, sein Prozess wird ebenfalls von der Autorin geschildert. Besonders tragisch finde ich die Situation der Eltern von Peter, die sich fragen müssen, was sie bei der Erziehung ihres KIndes falsch gemacht haben. Welches Wort, welche Geste ihren Jungen dazu geführt hat, so auszurasten. Wieso sie nichts gemerkt haben...


    Die Rückblicke in die Vergangenheit versuchen eine Antwort darauf zu geben, wie ein Mensch zu einer solchen Tat fähig sein kann. Peter stand stets im Schatten seines großen Bruders. An seinem ersten Schultag wurde er von seinen Mitschülern gehänselt, schikaniet und herumgeschubst. Dieses Schicksal begleitet ihn bis zu seinen High-School-Zeiten. Er hat nur eine Freundin, Josie, die das Attentat unverletzt, jedoch unter Schock stehend, überlebt. Doch auch Josie merkt, dass Peter ihrem Ansehen schadet, und so wendet sie sich von ihm ab. Peter ist ein typischer Einzelgänger, doch dies rechtfertigt keinesfalls seine Tat.


    Gerade mir als Jurastudentin hat sich während des Lesens dieses Buches immer wieder die Frage danach gestellt, wie der Verteidiger von Peter tatsächlich noch versuchen kann, einen Freispruch für seinen Mandanten auszuarbeiten. Mir ist absolut klar, dass jeder Mensch, was auch immer er getan hat, einen fairen Prozess und eine faire Verteidigung verdient hat. Aber ich frage mich einfach, wie man bei absolut eindeutiger Beweislage und diesen schrecklichen Geschehnissen noch auf Freispruch plädieren kann. Der Verteidiger muss doch wissen, dass es Peter war und ihn dann noch in das Schema F irgendeines Syndroms hineinzuprügeln, nur um zu beweisen, dass er unschuldig ist, dass kann es doch wohl nicht sein. Das es sich bei dem Buch um eine wahre Begebenheit handelt, macht das ganze einfach noch unfassbarer. Ich habe auch vollstes Verständnis dafür, dass macnhe Menschen wirklich aufgrund einer seelischen Störung freigesprochen werden oder zumindest in eine Therapie-Anstalt eingewiesen werden. Aber was, wenn die Anzeichen auf eine solche geistige Störung nicht gefunden werden können, wenn vielmehr noch versucht wird, dem Jungen eine zweite Haut überzuziehen, nur damit er den Anschein erweckt, er könnte psychisch gestört sein? Klar hatte Peter eine schreckliche Kindheit, aber wer kann das von manchen Situationen seines Erwachsenwerdens nicht behaupten?


    Gleichzeitig lässt mich das Buch sehr an der Waffenpolitik Amerikas zweifeln. Dort kann man Munition im Wal Mart kaufen. Hallo? Was ist das denn? ](*,) Aber glechzeitig schließen die Amerikaner nachts nie ihre Haustüren ab, fühlen sich völlig sicher...


    Und natürlich weckt dieses Buch Erinnerungen an das Gutenberg-Massaker in Erfurt. Ich bin selbst Thüringerin und habe die Nachricht von diesem Tag mit Schrecken vernommen. Danach wurden ja auch zahllose Fragen nach dem Warum und der Waffenpolitik losgetreten, aber eine Antwort darauf lässt sich einfach nicht finden. Auch in Deutschland werden unzählige Schüler Tag für Tag schikaniert und gemobbt, aber stellt euch vor, die würden alle zur Waffe greifen...


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Und schon wieder ein Buch für meine Wunschliste .... :drunken:



    Vielen Dank für die Vorstellung. Ich lese die Bücher von Jodie Picault sehr gerne und werde mir dieses auf jeden Fall irgendwann zulegen.

  • Ich kann mich Sonnenschein185 und gaensebluemche nur anschließen.
    Neunzehn Minuten ist eines meiner Lesehighlights 2008.
    Auch von mir gibts dafür 5 :bewertung1von5:.


    Die einzige unsympathische Person ist Matt. Ich mag sein Verhalten gegenüber Josie nicht.


    Wer sich noch mehr mit dem Thema "Amokläufe an Schulen" beschäftigen will, sollte sich vllt. den Film Bowling for Columbine ansehen. Da wird dann auch mehr auf den Waffenhandel in den USA eingegangen.


    Beim Lesen kam mir noch der Gedanke, dass Schulen in Deutschland auch nicht gerade sicher sind. Hier kann auch jeder in ein Schulgebäude rein. In meiner Schule würde es nichtmal auffallen wenn ein "unbefugter" Erwachsener rumlaufen würde. Sichere Häfen sind Schulen schon lang nicht mehr.

  • 19 Minuten“ hat mich schnell in seinen Bann gezogen, allerdings kann ich nicht so richtig erklären, warum. Viele der Protagonisten sind nicht besonders fein charakterisiert, sondern eher skizziert. Die Autorin nähert sich diesem Amoklauf auf verschiedenen Zeitebenen. Sie betrachtet die Entwicklung Peters vom Kind zum Jugendlichen, die Tat selbst und die Zeit danach. Sie berichtet von der Gerichtsverhandlung, denn der Täter wurde lebend gestellt. Aus Kenntnis anderer Bücher dieser Autorin war mir jedoch klar, so einfach kann die Story nicht ausgehen, sie muss noch einen Haken haben, den hatte sie dann auch, sogar in der Richtung, die ich vermutete. Trotzdem konnte ich von dem Buch nur schwer Finger und Augen lassen, so dass ich es in kurzer Zeit ausgelesen hatte. Wahrscheinlich ist es der Stil von Jodi Picoult, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu schildern, der mich immer bei der Sache bleiben ließ. Sie schaffte es die Gefühlswelt der betroffenen Personen so zu schildern, dass der Leser versteht´und nicht pauschal verurteilt. Es gibt bei ihr nicht nur schwarz oder weiß, sondern vorwiegend Grautöne und diese in allen Schattierungen. Besonders beeindruckt hat mich die Schilderung von Lacy Houghton, Peters Mutter. Ihre Gedanken und Gefühle und auch die Selbstvorwürfe konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ein bisschen flach fand ich, dass dieses Buch nicht ohne die Liebesgeschichte zwischen der Richterin Alex Cormier und dem Ermittler Patrick DuCharme auskommen konnte, aber das ist sicher reine Geschmackssache.


    Mein Fazit:„19 Minuten“ ist ein packender Roman, der mich irgendwo zwischen Verstehen und Verurteilen gepackt hat und der mir einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt dieses jungen Amokläufers gab. Wie bisher in allen Büchern von Jodi Picoult bleibe ich mit ein paar Fragen zurück, zu denen ich gern noch Antworten gehabt hätte. Aber alles in allem wurde ich gut unterhalten und hatte spannende Lesestunden. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Dieses Buch stand sehr lange auf meinem Wunschzettel.
    Als ich es beim Stöbern in der Buchhandlung als Taschenbuch entdeckte, musste es natürlich mit.


    Ein unglaubliches Buch, dass mich von der ersten Seite an gleich in den Bann gezogen hat.
    Gut gefallen hat mir, dass auch die Sichtweise des Täters und seiner Eltern beleuchtet wurde.
    Ein Satz dieses Buches ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. In ihm wird beschrieben, dass ein Kind oder Jugendlicher das/der Opfer von Mobbingattacken wird, genauso ein Trauma haben kann wie jemand der sexuell missbraucht wurde. Inwieweit dies den Tatsachen entspricht oder ob es eine Fiktion des Autors ist, weiß ich nicht.
    Dennoch gibt mir dieser Satz sehr zu denken, denn leider ist dieses Verhalten an den Schulen an der Tagesordnung und das nicht nur zur jetzigen Zeit, dass war auch schon so, als ich noch zur Schule gegangen bin.
    Ein Buch, dass mir auf jeden Fall im Gedächtnis geblieben ist.
    Am Ende des Buches gibt es kurze Inhaltsangaben zu Jodi Picoults anderen Büchern und auch da gibt es einige, die mich ansprechen und die ich mir sicher bald mal kaufen werde.
    Folgende Titel habe ich mir notiert:
    Beim Leben meiner Schwester
    Die Hexenjagd von Salem Falls
    Die Wahrheit der letzten Stunde
    Bis ans Ende aller Tage
    Ich bin schon jetzt gespannt auf diese Bücher.
    Neunzehn Minuten bekommt von mir vier Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Das Buch ist einfach überwältigend. Ich bin so froh, dass ich es gelesen habe. Eine zutiefst bewegende Geschichte,
    die sehr echt und realistisch wirkt. Diesem Roman scheinen gute und ausführliche Recherchen zugrunde zu liegen.
    Die verschiedene Perspektiven, Zeitwechsel: Vergangenheit - Gegenwart, überraschende Wendungen machen den Schreibstil dieses Romans aus.
    Jodi Picoult versteht es wirklich gut, die Leser in Bann des Geschehens zu ziehen.
    Sehr geschickt hat sie die Figuren miteinander verknüpft, die Handlung aus verschiedenen Perspektiven dargestellt und so eine
    aussergewöhnlich fesselnde und unvergessliche Geschichte geschaffen, die mich sehr beeindruckt hat, wie schön länger keine andere. Vom mir bekommt das Buch auf jeden Fall :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Ein Zitat hat mir noch gut gefallen:

    Zitat

    Niemand will das wahrhaben, aber es wird immer wieder Schlimmes geschehen. Vielleicht deshalb, weil alles mit allem zusammenhängt und irgendwer vor langer Zeit als Erster etwas Schlimmes getan hat, was dazu führte, dass ein anderer seinerseits etwas Schlimmes tat und so weiter. Aber vielleicht geschehen schlimme Dinge ja auch deshalb, damit wir uns daran erinnern, wie das Gute aussehen sollte.

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

    Einmal editiert, zuletzt von Emili ()

  • Das Buch ist mal wieder typisch Jodi Picoult.
    Der Aufbau, die Charaktere, die Geschichte, die Verhandlung, das Ende - anders als erwartet und doch vorausgesehen, dass noch was kommt.
    Eigentlich wurde schon alles gesagt, daher will ich mich nicht nochmal wiederholen.


    Auch ich bleibe noch mit ein paar Fragen zurück - wie immer - aber daran habe ich mich bei diesen Büchern schon gewöhnt.
    Vor "Neunzehn Minuten" habe ich "Die Wahrheit meines Vaters" gelesen und ich musste doch schmunzeln als Jodi P. schon wieder ein Baby in einer leeren Aktenschrankschublade schlafen lies. :roll::loool:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: gute Sterne von mir :)

  • So, jetzt habe ich das Buch auch gelesen. :) Es ist nach "Auf den zweiten Blick" mein zweites Buch von Jodi Picoult und stelle bereits Ähnlichkeiten im Schreibstil fest (wie z.B. die Erzählung aus verschiedenen Perspektiven), was aber keinesfalls negative Auswirkungen hat. Im Gegenteil, man erfährt sogar mehr von der Geschichte, denn bei einem Buch wie diesem wäre es unmöglich gewesen, die Geschichte aus einer einzigen Perspektive zu erzählen.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und es ist mir sehr nahegegangen. Ständig bin ich hin- und hergeschwankt: Soll ich Peter jetzt verurteilen? Oder doch nicht? Erst konnte ich es nicht fassen, was er getan hat, dann wiederum konnte ich ihn verstehen. Zehn Minuten später habe ich ihn wieder verurteilt, nur um ihm weitere zehn Minuten später wieder Verständnis entgegenzubringen.
    Die Beziehung zwischen Josie und Alex hat mich auch sehr bewegt, besonders der Charakter Josie hat mich sehr fasziniert. Ihre Hassliebe zu Matt kann ich verstehen, aber ich hätte nie gedacht, dass

    Das Ende ist für mich nicht ganz klar geworden:


    Fazit: Ich vergebe von fünf Sternen vier. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Werter Herr, die Tatsache, dass ein Buch in einer öffentlichen Bibliothek zugänglich ist, tröstet mich keineswegs. Wäre es nicht der Gesetze wegen, ich würde sie stehlen. Wäre es nicht meiner Börse wegen, ich würde sie kaufen."
    --Harold Laski

  • Der Roman von Jodi PIcoult ist wieder sehr tiefsinnig. Die Geschichte wird sehr gut und detailiert beschrieben.
    Ich bin sehr froh, lese ich weiter. :study:

  • Jodi Picoult ist Schriftstellerin und ihre Romane sind Fiktion.Und sie hat eine besonders präzise Art und Weise, Zusammenhänge deutlich zu machen und den Leser ohne erhobenen Zeigefinger zum Nachdenken zu bringen.In diesem Roman, dessen Thematik leider immer mal wieder hochaktuell und recht oberflächlich behandelt in die Schlagzeilen gerät, versucht Jodi Picoult mal einen anderen Ansatz.Oberflächlich gesehen geht es um einen Amoklauf mit 10 Toten, vielen Verletzten und den seelischen Folgen für alle Beteiligten.


    Der Amoklauf wird geschildert und der Roman beschreibt recht neutral und in wechselnder Perspektivenwahl, wie es dazu kam. Nichts wird beschönigt, sondern miterlebbar authentisch erzählt…nur die Konsequenzen muß der Leser selber ziehen. Und das ist genau das, was einen Spitzeklasse-Autoren ausmacht!Zwei Jugendliche, Peter und Josie versuchen ihren Weg in und trotz unserer Gesellschaft zu finden. Wobei jeder für sich eine andere Art hat, damit fertig zu werden, dass sie nicht zu den beliebtesten Menschen in ihrem Umfeld gehören. Peter wird von seinen Mitschülern von Anfang an ausgegrenzt und getriezt, ja später sogar nicht nur einmal seelisch mißhandelt.


    Seine Mutter bestärkt ihn kaum darin, sich aktiv zu wehren, sondern fördert eher noch das Gefühl bei ihm, anders als andere zu sein und damit seine Isolation.Josie wiederum, seine Sandkastenfreundin, versucht den Weg der oberflächlichen Anpassung an die anderen und besonders der Eliteschüler, kommt aber weder damit richtig klar, noch mit ihrem Verrat an Peter selbst. Ihre Mutter, eine Richterin, hat großen Erfolg in ihrem Beruf, versagt als Mutter aber völlig.Und diese Kombination der Umstände führt schließlich zur Eskalation und Jodi Picoult wäre nicht Jodi Picoult, wenn zum Schluß des Romans nicht noch eine Überraschung auf den Leser warten würde.


    Tipp: selber lesen, selber mitdenken. Empfehlenswert!

  • Dies ist mein zweiter Picoult Roman gewesen. Und wieder ein sehr gelungenes Buch zu einem diskussionsträchtigem Thema: ein Amoklauf an einer US-amerikanischen Highschool. Das Buch beginnt direkt im „Massaker“. Die Kapitel wechseln ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit, sodass der Leser nach und nach die einzelnen Charaktere und deren Vergangenheit näher kennen lernt. Durch diesen Schreibstil sind die Charaktere wunderbar gezeichnet, ich konnte mich gut in ihre Situation hinversetzen.
    Ergreifend ist auch die Art, wie Picoult sowohl das Leid der Eltern verstorbener Kinder zeichnet, auf der anderen Seite aber auch das Leid, das Peter Houghton sein Leben lang erdulden musste. Ich war oftmals doch sehr ergriffen und wütend darüber, dass Peter so schlimm gemobbt wurde. Eine Entschuldigung für seine Tat ist dies natürlich keinesfalls. So war dann auch das Ende, was Peter betrifft, für mich nicht überraschend.
    Außerdem ist Josie Cormier, Tochter der lokalen Richterin Alex Cormier, eine Hauptperson, denn sie ist seit Kindestagen an Peters einzige Freundin gewesen, hat sich später in der Highschool aber von ihm abgewandt. Warum also verschont Peter sie? Die Antwort auf diese Frage erhält der Leser erst im letzen Kapitel. Ein aufmerksamer Leser kann sich aber einige Aspekte über Josie bereits vorher zusammenreimen.


    Last but not least wird natürlich auch die Familie von Peter beschrieben. Dabei legt Picoult besonderen Fokus auf Peter Mutter Lacy, die absolut fassungslos angesichts der Tat ihres Sohnes ist und sich selbst die Schuld an dieser gibt. Ihre Charakterdarstellung hat mich besonders überzeugt und an vielen Stellen gerührt. Ich wünsche keiner Mutter diese Situation, in der sie steckt.

    Alles in allem ein absolut empfehlenswertes Buch, mit Charakteren, die überzeugen, einer Thematik, die zum nachdenken anregt, und Spannung bis zur letzten Seite!
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe von Jodi Picoult erst "Beim Leben meiner Schwester" glesen und war begeistert, deswegen wollte ich unbedingt "19 Minuten" lesen. Aber dann passierte der Amoklauf an meiner Schule (September 2009). Ich hab das Buch kurz danach gelesen (1. weil ich es ja schon länger lesen wollte und 2. weil ich dachte, dass es mir vielleicht hilft), und ich muss sagen, es hat mir geholfen das erlebte zu verarbeiten. Und ich finde Jodi Picoult bringt das sehr, sehr gut rüber, was die Leute nach so einer Tat denken und wie sie sich fühlen. Das erschreckende ist, genau das, was in dem Buch erzählt wird, kann tagtäglich an irgendeiner Schule auch hierin Deutschland passieren. Was ich auch echt gut finde ist, dass das Buch auch teilweise aus der Sich des Täters geschrieben ist.

  • Ich bin gerade auf Seite 294...


    Anfangs fand ich es ein wenig schwiering in die Geschichte hineinzufinden. Mittlerweile kann ich es nicht mehr aus der Hand legen. (Bin schon total traurig, dass ich am Wochenende wohl keine Zeit zum lesen habe.)


    Das Buch macht deutlich, dass Amokläufer im Grunde auch nur Opfer sind - psychisch gebrochen.
    Auch jetzt noch auf der Berufsschule (wo wir doch alle junge Erwachsene sind) wird schikaniert, was ich erschreckend finde. Ich habe keine Erklärung dafür, was Kinder/Jugendliche ja Erwachsene, so grausam sein lässt. Ich kann mich sehr gut in Peter hineinversetzen, denn ich bin auch oft gehänselt worden und ja, manchmal hätte ich sie auch am liebsten...Kann auch nicht verstehen, warum Lehrer nicht mehr dagegen ankämpfen. Auf jeden Fall ist es ein Gesellschaftsproblem, denn niemand wird über Nacht zum Mörder.

  • Für mich bis jetzt das beste Buch der Autorin. Ein fesselndes und nachdenkliches Buch.
    Ich hatte zwischendurch immer wieder Mitleid mit Peter was natürlich die Tat nie rechtfertigt.
    Erschreckend wie grausam Kinder bzw. Jugendliche untereinander sein können. Ich bin dankbar
    dass ich so etwas selbst nicht erleben mußte.

  • Da das Buch ein Geburtstagsgeschenk war und dazu eine persönliche Empfehlung ausgesprochen wurde, habe ich es gelesen, obwohl mich das Thema eigentlich nicht sonderlich interessiert hat. Naja, ein Amoklauf - was kann man da schon großartiges schreiben... dachte ich mir. Aber weit gefehlt!


    Ich glaube, 19 Minuten ist eines der besten Bücher von Picoult, die ich je gelesen habe. Von Anfang an fesselnd und vor allem recht glaubwürdig, was alle Seiten betrifft. Sowohl Opfer, als auch Täter, die Eltern des Täters oder auch der Opfer, die persönlichen Gefühle, und besonders auch der Schulalltag. Hier habe ich oft mit Peter mitgeleidet, beginnend mit seinem ersten Schultag und schließlich bis zum bitteren Ende.



    Wieder schafft es Picoult mit einem überraschenden Ende nochmals alles durchzumischen. Hier aber möchte ich einen Punkt von den bisher zu vergebenden 5 Sternen abziehen. Ich habe mich ein bißchen betrogen gefühlt, denn ...



    Daher also :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von mir

  • Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem mir nicht eine einzige Figur sympathisch war. Erst war mein Lesevergnügen etwas getrübt, aber während der Lektüre gefiel mir dann der Gedanke, dass die Autorin die Personen gewollt so nervig dargestellt hat. In den zwischenmenschlichen Beziehungen stimmt einfach gar nichts. Kommunikation scheint ein unüberbrückbares Problem darzustellen, bloß nicht miteinander reden!


    Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Autorin es geschafft hat, kein reines Schwarz-Weiß-Bild zu skizzieren. Der Täter Peter ist eben nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Ebenso seine Mitschüler, die auch keine Engel waren. Als Leser war es mir nicht möglich für irgendjemanden Partei zu ergreifen. Nichtsdestotrotz war das Thema erschreckend, besonders mit dem immer präsenten Wissen, dass die Geschehnisse eben nicht aus den Fingern gesaugt worden sind. Wie verzweifelt und zugleich menschenverachtend kann jemand sein, so etwas nicht nur zu planen und zu organisieren, sondern auch noch durchzuführen? Erschreckend ebenfalls die Erkenntniss, dass solche Katastrophen wohl nicht in Gänze zu verhindern sind.


    Der Roman hat mich trotz (oder wegen?) der Figuren überzeugen können. Er wird bei mir sicherlich noch nachhallen.

  • Ich lese das Buch zurzeit und finde es sehr gut. Dennoch sind manche Protagonisten wie z. B. Alex und Josie einfach schrecklich. Genau so wie Lacy, Matt, Joey & Co. Dieses Verhalten. ](*,)
    Ich habe jetzt noch 190 Seiten vor mir und denke, dass noch einiges geschehen könnte. Ich hoffe nur, dass dieses Geschehen sich nicht so negativ auf das Buch auswirken wird wie die Protagonisten. :x

  • In nur neunzehn Minuten verändert sich das Leben der Menschen im beschaulichen Städtchen Sterling, New Hampshire, für immer.
    In genau neunzehn Minuten tötet der 17 – jährige Peter Houghton zehn Menschen bei einer unbeschreiblichen Bluttat und verletzt zahlreiche Mitschüler schwer.
    Während die Bewohner von Sterling geschockt auf den Amoklauf reagieren, wird das Rätsel um die Hintergründe der Tat immer größer.
    Jodi Picoult schildert auf sehr sensible Weise die Geschichte einer schrecklichen Tragödie, die ständig aktuell und allgegenwärtig ist.
    Mit Peter Houghton hat Picoult eine tragische Figur geschaffen, deren seelische Zerrüttung immer mehr zum Vorschein kommt.
    Das Thema an sich, ein Amoklauf an einer Schule, ist sehr brisant mit einer ständigen Aktualität.
    Picoult thematisiert gut recherchiert diese Tragödie und deren Folgen auf eine sehr sensible Weise.
    Ohne diese schreckliche Tat rechtfertigen zu wollen sucht sie nach Gründen und schafft es erstklassig diese dem Leser nachvollziehbar zu vermitteln.
    Das Einzige was mich an diesem Buch wirklich gestört hat waren die charakterschwachen und einseitig erscheinenden Figuren. Viele ihrer Handlungen sind für mich überhaupt nicht nachvollziehbar gewesen und oftmals war ich sehr von ihrem Verhalten genervt.
    Dennoch ist „Neunzehn Minuten“ ein betroffen und nachdenklich machendes Buch, das einen tiefen Sog entwickelt und den Leser ganz in seinen emotionalen Bann zieht.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: