Richard David Precht - Wer bin ich - und wenn ja wie viele?: Eine philosophische Reise

  • Haha, find ich lustig. :-D


    Ich kann eure Aufregung sehr gut verstehen. Der Beitrag ist nicht von mir verfasst worden, stimmt sehr wohl. Ich habe den Beitrag auch kopiert, stimmt auch sehr wohl. Ich weiß, war eine dumme Idee von mir, bei der ich mir aber nichts weiter gedacht hatte. Das habe ich kopiert gehabt, als ich noch relativ neu im Forum war. Hoffe, das wird verstanden und akzeptiert.

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    "Hast du keine Chance,
    nutze sie."

    Einmal editiert, zuletzt von Thrillerman ()

  • So, nachdem das Buch jetzt über drei Wochen unangerührt auf meinem Nachttisch liegen geblieben ist, werde ich es wohl unvollendet ins Regal stellen. Dabei finde ich es gar nicht schlecht. Die einzelnen Kurz-Biographien von Philosophen und die von ihnen begründeten Strömungen fand ich sehr interessant. Ich kann auch nicht sagen, dass es sich um schwer verdauliche Kost handelt, im Gegenteil. Trotzdem, im Moment mag ich einfach nicht mehr, zwei Drittel des Buches reichen mir..
    Künftige Leser sollen sich aber bitte, bitte nicht von meinem Kommentar abschrecken lassen. Das Buch ist wirklich lesenswert. Nur eben gerade nicht für mich in meiner derzeitigen Stimmung... glaub ich..

    Da es der Gesundheit förderlich ist, habe ich beschlossen, ab heute glücklich zu sein (Voltaire)

  • Wer mich kennt, der weiß, dass ich meine Finger nicht von Philosophie lassen kann. So war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir dieses Buch einverleibe. In meinem Fall war es sogar eine Frage der Prüfungszeit, denn ich habe mir das Werk gerade jetzt zu Gemüte geführt, um für meine geisteswissenschaftlichen Prüfungen Denkanregungen zu bekommen. Dabei hatte ich vorher einen Blick in diesen Thread geworfen und war durch die vielen ernüchternden Rezensionen vorgewarnt. Am Ende wurde ich zwar vor dem Richtigen gewarnt, bin in manchen Aspekten jedoch etwas anderer Meinung.


    So kann ich mich all denen anschließen, die darauf hinweisen, dass die erwähnten Philosophen nur oberflächlich behandelt werden. Das kann ich vollkommen unterschreiben. Erwartungsgemäß nehmen Ausführungen über Kant einen größeren Raum ein, was mir persönlich zugesagt hat, da ich ihn sehr schätze. Jedoch hätte ich gerne mehr über die anderen erfahren, v.a. über die, mit denen ich bis zum Buch eher wenige Berührungspunkte hatte, z.B. Nietzsche. Was ich nicht nachvollziehen konnte, war die Art, wie Precht andere Philosophen dargestellt hat. Viele kamen nicht gut weg, man hat als Leser das Gefühl bekommen, sie hätten alle einen Psychiater nötig. Und damit hat sich Precht auf eine gefährliche Gratwanderung begeben. Ein seriöser Philosoph zeichnet sich m.E. dadurch aus, dass er seine Kollegen möglichst neutral vorstellt und dann gerne an ihren Ideen Kritik üben kann. In meinen Augen hat sich Precht damit selbst ein wenig diskreditiert.


    Der oft bemängelte Aufbau des ersten und dritten Teils hat mir nichts ausgemacht. Generell finde ich Biographien herausragender Persönlichkeiten spannend, deshalb habe ich die Ausführungen willkommen geheißen. Auch der Schreibstil ist im Großen und Ganzen angenehm. Manchmal kommt Precht leicht überheblich herüber, wenn er Ideen verwirft. Auch hier ist aus meiner Sicht eine gewisse Neutralität zu wahren, damit der Leser sich seine eigene Meinung bilden kann.


    Was den Inhalt angeht, so habe ich durchaus viel mitnehmen können. Vor allem die neurophysiologischen Erkenntnisse waren für mich größtenteils neu, weil ich mich bisher auch nicht übermäßig viel damit beschäftigt habe. Die Ironie liegt darin, dass aus meiner Sicht ein Missverhältnis zwischen dem philosophischen und dem biologischen Anteil im Buch besteht. Mir war es für eine "philosophische Reise", wie uns der Untertitel weismachen möchte, zu wenig Philosophie. Man könnte glatt denken, Precht kennt sich in seinem Fach nicht so gut aus wie in der Neurophysiologie. Ich habe das Ganze beim Lesen nicht als Nachteil empfunden, weil mich beide Gebiete interessieren. Zukünftige Leser sind aber an dieser Stelle gewarnt. Und wo wir schon bei Missverhältnissen sind: Den dritten Teil, der wohl der philosophischste sein müsste ("Was darf ich hoffen?"), fand ich ein wenig dürftig.


    Da ist noch etwas, das mir sehr am Herzen liegt. Precht vertritt, zugegebenermaßen begründet, im Buch die Meinung, Embryonen seien keine Personen. Das hat mich mit am meisten erstaunt. Die Frage wäre dann, ab welchem Zeitpunkt und durch welchen Verdienst man zu einer Person wird. Weshalb macht es einen Unterschied, ob man ein paar Tage oder ein paar Jahre alt ist? Wenn man so argumentiert, dann kann man mit den Embryonen theoretisch machen, was man möchte. Ob Precht eine schöne neue Welt, wie sie in Aldous Huxleys Roman beschrieben ist, befürworten würde? Mir ist nicht klar, weshalb er das Argument der potenziellen Vernunft verwirft. Warum soll etwas Potenzielles keine Berechtigung in einer Argumentation erhalten? Menschen mit Behinderung und Babys sind genau wie Embryonen potenziell vernünftig, weshalb ich die Letzteren auch ganz klar zur Kategorie "Person" zählen würde, wie es alle mit den Ersteren machen. Wenn man das Potenzielle nicht in Kauf nimmt, so könnte der Mensch zum Beispiel auch gar nicht für seine falschen Taten zur Verantwortung gezogen werden, weil man seine potenzielle Wahl des moralisch Richtigen nicht beachtet...


    Man könnte über Prechts Werk noch stundenlang diskutieren. Abschließend sei nur gesagt, dass es definitiv von seiner eigenen Meinung geprägt ist, weshalb man die Ausführungen unbedingt hinterfragen sollte.


    Nichtsdestotrotz habe ich mit gutem Willen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben, weil mich das Buch zum einen sehr beschäftigt hat. Zum anderen konnte ich viel Neues mitnehmen. Meiner Meinung nach sollte man sich der Lektüre schon deswegen widmen, weil sie so viel Diskussionspotenzial bietet und man sich am besten eine eigene Meinung bildet. Von Precht habe ich noch zwei Bücher daheim und bin gespannt, ob er es besser kann.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Ganz hervorragender Beitrag - danke! Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, so aber einen Einblick gewinnen können. Folgende Passage finde ich besonders toll argumentiert:


    Da ist noch etwas, das mir sehr am Herzen liegt. Precht vertritt, zugegebenermaßen begründet, im Buch die Meinung, Embryonen seien keine Personen. Das hat mich mit am meisten erstaunt. Die Frage wäre dann, ab welchem Zeitpunkt und durch welchen Verdienst man zu einer Person wird. Weshalb macht es einen Unterschied, ob man ein paar Tage oder ein paar Jahre alt ist? Wenn man so argumentiert, dann kann man mit den Embryonen theoretisch machen, was man möchte. Ob Precht eine schöne neue Welt, wie sie in Aldous Huxleys Roman beschrieben ist, befürworten würde? Mir ist nicht klar, weshalb er das Argument der potenziellen Vernunft verwirft. Warum soll etwas Potenzielles keine Berechtigung in einer Argumentation erhalten? Menschen mit Behinderung und Babys sind genau wie Embryonen potenziell vernünftig, weshalb ich die Letzteren auch ganz klar zur Kategorie "Person" zählen würde, wie es alle mit den Ersteren machen. Wenn man das Potenzielle nicht in Kauf nimmt, so könnte der Mensch zum Beispiel auch gar nicht für seine falschen Taten zur Verantwortung gezogen werden, weil man seine potenzielle Wahl des moralisch Richtigen nicht beachtet...


    Ich verstehe bis heute nicht, wieso ich viele Beiträge stets korrigieren muss, weil dauernd irgendwelche Formeln auftauchen. Das ermüdet mich. Könnte mir ein Mod das mal erklären?

  • @tom leo: Freut mich, dass ich dir einen Eindruck vom Buch verschaffen konnte. :thumleft: Über Prechts Aussage musste ich wirklich lange den Kopf schütteln, deshalb wollten all die Gedanken heraus. Vielleicht werden dadurch weitere Leser angeregt, sich mal mit dem Werk zu beschäftigen.
    Solltest du das Buch irgendwann lesen, wäre ich sehr an deiner Meinung interessiert!

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



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  • Ich verstehe bis heute nicht, wieso ich viele Beiträge stets korrigieren muss, weil dauernd irgendwelche Formeln auftauchen. Das ermüdet mich. Könnte mir ein Mod das mal erklären?


    Ich habe die Zeichen gesehen, bevor Squirrel ihn auf eine lesbare Variante korrigiert hat.
    Erstelle dazu bitte einmal ein eigenes Thema in der Forumsecke, in der du möglichst genau beschreibst, in welchen Fällen der Fehler bei dir auftritt. Dann kann ich dir womöglich erklären, woran dein Fehler liegt.