Ann Cleeves - Der längste Tag

  • Erster Teil der Serie: Die Nacht der Raben


    Klappentext:
    Mittsommer auf den Shetlands - die Tage sind sehr lang und die Nächte sehr hell. Eines lauen Sommerabends findet in Biddista eine Vernissage statt. Mitten in die Feierlichkeiten platzt ein Fremder. Als sein Blick auf die "Frau in Rot" fält, bricht er in Tränen aus. Kurz darauf ist er verschwunden. Am nächsten Morgen findet man im nahegelegenen Bootsschuppen einen Toten: Der Erhängte trägt eine Clownsmaske. Detective Jimmy Perez glaubt nicht an Selbstmord, und eine weitere Leiche gibt ihm recht. Perez ist fest entschlossen, diesen Fall aufzuklären, doch seine Liebe zu Fran Hunter macht ihn blind. Er übersieht einiges - bis es fast zu spät ist.


    Meinung:
    Ich habe "Die Nacht der Raben" mit Begeisterung gelesen, es gehört zu meinen Lieblingskrimis. Mit entsprechend hohen Erwartungen bin ich an "Der längste Tag" herangegangen, und wurde prompt ein wenig enttäuscht. Es ist bestimmt kein schlechtes Buch, wer allerdings (vielleicht auch aufgrund des letzten Satzes des Klappentextes?) einen temporeichen Krimi erwartet, ist hier falsch - Ann Cleeves läßt sich Zeit (der Titel passt). Teilweise zuviel, ich hatte über gut die ersten 200 Seiten das Gefühl, dass gar nicht wirklich etwas passiert. Sie nimmt sich vor allem Zeit, die Beziehung zwischen Fran Hunter und Jimmy Perezs aufzubauen, was allerdings nicht zu meiner vollkommenen Befriedigung geklappt hat.

    Außerdem widmet sie ihren Figuren insgesamt und auch der Vergangenheit viel Raum, sie schafft Charaktere, die einem schnell sympathisch/unangenehm sind - das ist wirklich gelungen. Stil und Beschreibungen sind wie auch schon in "Die Nacht der Raben" großartig, und gerade wie die Krimihandlung in eben erwähnte Vergangenheit der Figuren eingewoben wurde, hat mir gut gefallen.


    Fazit: Etwas behäbig und ruhig, lebt aufgrund der Beschreibungen und dem eigenen Interesse am "Wer war's?" auf, wird erst dadurch spannend. Macht aber Lust auf Shetland, und neugierig auf die nächste Fortsetzung.

    In allem habe ich Ruhe gesucht und sie nirgends gefunden außer in einer Ecke mit einem Buch.
    - Umberto Eco

  • Ann Cleeves erster Krimi >Die Nacht der Raben< hat mich sehr begeistert.


    Den zweiten Band >Der längste Tag< habe ich zwar auch in drei Nächten ausgelesen, und war wieder begeistert über A. Cleeves Fähigkeit Personen so zu beschreiben, dass sie sofort wie gute Nachbarn oder Bekannte werden, aber ich hatte auch das Gefühl, die Personen hätten an Farbe und Kraft verloren. Sie hat die Spannung des Buches auf mehreren Ebenen aufrecht erhalten: Einmal ist dort die Ebene des aktuellen Mordes, zum Zweiten jene des vermißten Bruders, zum Dritten bringt der etwas undurchsichtige Schriftsteller etwas Vages hinein...das ist schon raffiniert, aber dieses Mal hat jene Spannung gefehlt, die der Nordische Winter in >Die Nacht der Raben< freihaus lieferte...etwas Gruseliges war dabei, was eine Zeit ohne richtige Dunkelheit natürlich nicht liefern kann.


    Zudem wußte ich - was selten geschieht - nach der 20ten Seite, wer möglicherweise der Mörder sein wird, und hatte recht...vielleicht ist es anderen LeserInnen auch so ergangen?


    Gut, die Beziehungsgeschichte zwischen Fran und Perez ist zäh, sie soll aber vermutlich noch über mehrere Bücher interessant bleiben. Was mich eher gestört hat ist das Schema: ein und der selbe Mensch findet die Leichen...das empfinde ich als zu unwahrscheinlich...dennoch es war ein Lesespaß, dem ich am Liebsten den nächsten Band hätte folgen lassen mögen.


    Natürlich ist es ein leichtes Buch, behäbig habe ich es allerdings nicht gefunden.


    LG MdMim :)