Jan Böttcher - Geld oder Leben

  • Worum geht es nun eigentlich in diesem Buch. Sicher nicht in erster Linie um die Dinge, die nassforsch vom Klappentext ausgewiesen werden. Da wird gesagt, dass Karl 21 Jahre alt ist, dazu ist er vorbestraft, weil er die Sparkassenfiliale seiner eigenen Mutter überfallen hatte, um ihr so die Angst vor einem Terroristenüberfall zu nehmen. Nach dem Absitzen der Jugendstrafe fährt Karl mit einem alten klapprigen VW-Bus in die neuen Bundesländer. Dort will er an der Beerdigung des Großvaters teilnehmen. Dieser war einst Hausmeister bei der besagten Sparkasse. In den Achtzigern ist dieser nunmehr verstorbene Großvater von der Bundesrepublik in die DDR „rübergemacht“. So, hier hatte dann die Klappentextschreiberin/der Klappentextschreiber wohl dann Feierabend gemacht, denn mehr ist dort über den Inhalt des Buches nicht zu lesen. Dabei geht das Buch doch an dieser Stelle erst richtig los.


    Es fehlt, dass sich Karl mit der Kellnerin des Dorfgasthauses ein wenig mehr als anfreundet und das er mit Nane, so heißt die junge Frau, eine sehr intensive Beziehung führt. Und eben diese Beziehung zwischen den beiden jungen Leuten nimmt einen sehr großen Platz in diesem Buch ein; ist es doch alles andere als eine knitterfreie Beziehung. Und so ganz nebenbei erfährt Karl dann auch noch die Dinge, die sein Großvater dort so getrieben hatte.


    Böttcher hat ein ganz ordentliches Buch geschrieben, ihn jedoch auf den Thron der deutschen Gegenwartsliteratur zu hieven wäre völlig verfehlt. Er schreibt ganz nett und locker, verzettelt sich dann aber ein wenig im Laufe der Geschichte; war wohl niemand da der ihm mal den einen oder anderen Handlungstipp gegeben hat, denn irgendwann vermag man als Leser nicht so ganz den Sinn des Buches zu erfassen/zu sehen, es sei denn, der Autor sieht sein Werk als ganz normale Beziehungsgeschichte, die dann irgendwie in Genua anlässlich der Globalisierungsgegnerdemos endet oder was auch immer. Was aus dieser Beziehung zwischen Karl und Nane nun wirklich wird, wie dort der Stand der Dinge ist, das teilt sich dem Leser eigentlich nicht so richtig mit. Vielleicht hätte der Autor hier noch ein bisschen mehr Hand anlegen müssen. Naja, eventuell ja dann beim nächsten Buch.


    Böttcher ist sicher nicht der große Zampano der deutschen Gegenwartsliteratur, er ist ganz nett zu lesen, man wir mit seinem Buch durchaus auch gut unterhalten – eine tiefere Beziehung zu diesem Buch, einen sehr intensiven Nachhall wird man wohl nicht erleben/erleiden.