Gustave Flaubert - Madame Bovary

  • Ein sehr schöner Klassiker!


    Madame Bovary hat mich sehr fasziniert! Flaubert hat meiner Meinung nach sehr gut aufgezeigt, wie die damalige Gesellschaft "getickt" hat! Madame Bovary war mit einem Arzt in einer kleinen Provinzstadt verheiratet, der sie unheimlich geliebt hatte. Er hat und hätte alles für sie getan, aber das hat ihr nicht gereicht. Sie hatte sich sprichwörtlich mit ihrem Leben, das sie geführt hatte, gelangweilt. Und das nur, weil sie ihn eben nicht geliebt hatte und nur aus dem Grund heraus, ein unbeschwertes Leben führen zu können, geheiratet hat. Um ein bisschen Abwechslung ins Leben zu bringen, ist sie fremdgegangen. Ich fand die Szenen, wie z. B. in der Kutsche wunderbar beschrieben, wobei Flaubert nicht auf die Sexszenen eingegangen ist, aber es hat meiner Meinung nach schon ganz schön geknistert und mit viel Phantasie konnte man zwischen den Zeilen lesen, was Flaubert geschrieben hätte, hätte er den Mut dazu gehabt. Ich hatte das Gefühl, dass es ihn schon sehr gedrängt hatte, auf dieses Thema einzugehen, aber er ist nur so weit gegangen, wie man eben zu jener Zeit gehen konnte und kein Stückchen weiter. Aber meines Erachtens hatte er seine Grenzen ziemlich ausgeschöpft. Zur damaligen Zeit galt man wohl eben nur als anerkannter, seriöser Schriftsteller, wenn man den Sex, den zwar jeder praktiziert hatte, nicht in seinen Büchern eingebaut hat. Man sieht ja, dass es sogar in der heutigen Zeit nicht sehr einfach ist, als Autor ernst genommen zu werden, wenn man erotische Bücher schreibt. Nicht umsonst verwenden diese Autoren grundsätzlich Pseudonyme, um unerkannt zu bleiben. Zumindest empfinde ich das so. Ob's stimmt, sei mal dahingestellt. Aber jetzt weiter zum Thema: Madame Bovary ist ein großartiges Buch und ich denke, es wäre mit der Erotik, hätte sie Flaubert ausgebaut, noch um einiges besser geworden. Was Flaubert aber hervorragend geschafft hat, war seine Leser in den Bann zu ziehen. Das ist das Größte, was ein Autor erreichen kann. Flaubert hat es geschafft und das macht einen guten Roman aus. Nur wenn man mit seinen Figuren mitfühlen kann, ist man mitten im Geschehen. Und das hat er mit seinem Werk auch erreicht. Leider hat die Geschichte kein Happy End, aber ich denke, das liegt nur daran, weil es zur damaligen Zeit ein Skandal gewesen wäre, hätte er Madame Bovary ein "glückliches Leben am Ende mit ihrem Mann und ihren Lovern" leben lassen. Sozusagen war er gezwungen, der "unehrbaren" Frau auch ein schmerzhaftes Ende zu setzen. Ich wäre wirklich neugierig gewesen, wie sich Flauberts Geschichte entwickelt hätte und wie sie geendet hätte, hätte er sie in der heutigen Zeit geschrieben. Wer weiß, vielleicht ja anders. Nichtsdestotrotz, ein großer Klassiker. Flaubert ist in meinen Augen ein großartiger, französischer Schriftsteller und es hat mich begeistert, seine Madame Bovary kennengelernt zu haben, die er aus meiner Sicht leider ein bisschen "an den Zügeln" halten musste. Madame Bovary: ein großartiges Werk.


    Darja Behnsch


    P. S.: :winken: :cheers:

  • Ein sehr schöner Klassiker!


    Aber jetzt weiter zum Thema: Madame Bovary ist ein großartiges Buch und ich denke, es wäre mit der Erotik, hätte sie Flaubert ausgebaut, noch um einiges besser geworden.
    Darja Behnsch


    P. S.: :winken: :cheers:

    Diese Ansicht zu diesem Werk mögen zwar originell sein und in die heutige moderne Zeit passen.
    Wenn man jedoch dieses Buch liest, versetzt sich der Leser sich in ein anderes Jahrhundert und genau diese versteckten Andeutungen räumen der Phantasie den erwünschten Freiraum ein. Öffentlich zur Schau getätigte Sexualität trägt nicht unbedingt zu Qualität eines Buch bei.
    Genau diese gezügelte Darstellung, mit welchem Flaubert die Geschichte der Madame Bovary erzählt, welche eine neue Epoche zur modernen Literatur einläutet, erklärt dieses Werk zu einem Klassiker.


    Wie bekannt ist, wurde Flaubert, dessen Roman zuerst in einzelnen Folgen in der „Revue de Paris“ erschien, angeklagt gegen Verstoss der Moral und Religion. Nur dank einem sehr guten Anwalt wurde er freigesprochen.
    Daraus ersieht man, dass sich Flaubert sehr weit vorgewagt hat.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • serjena,
    vielen Dank für deinen Beitrag! Ich habe den Beitrag von BillyWarhol15 letzte Nacht gelesen und mich an einer Antwort versucht - aber mir fielen die passenden Worte einfach nicht ein. Ich habe nichts gegen Erotik, aber ich finde es wohltuend, in unserer Zeit heute, in der Erotik überall ist, nur Andeutungen zu lesen.


    BillyWarhol15,
    ich habe Madame Bovary zweimal gelesen - jedesmal mit Begeisterung. Und in einigen Jahren werde ich das Buch wohl zum dritten Mal lesen. Schön, das du das Buch vorgestellt hast! :thumleft:

  • @ Bonprix


    Merci fürs Einfügen. Bin noch neu hier und irgendwie hat das gestern Abend wohl nicht so geklappt. Merci noch mal. Das war sehr nett von dir...


    Wünsche dir einen schönen Tag und ein tolles Wochenende.


    Darja Behnsch


    P. S.: :winken: :cheers: :bounce:

  • Es war schön, eure Meinungen darüber zu lesen. Es freut mich, dass man hier seine Meinung "laut" aussprechen kann, ohne gleich verurteilt zu werden, nur weil man über manche Dinge anders denkt. Ich gehöre übrigens auch zu denjenigen, die den Menschen deren Meinungen lässt. Denn diese sind so unantastbar, wie die Persönlichkeit eines jeden selbst. Schön, dass ihr das auch so seht.


    Ich wünsche euch allen einen schönen Abend und ein schönes Wochenende!


    Darja Behnsch


    P. S.: :winken: :cheers: :bounce:

  • Eine sehr interessante Betrachtungsweise in Bezug auf "Madame Bovary". Flaubert hat für die damalige Zeit schon sehr erotisch geschrieben und außerdem ist auch die bereits Themenwahl schon sehr gewagt. Er schreibt über etwas, von dem man zwar weiß das es das gibt, aber worüber man eben nicht spricht. Insofern ist sein Buch auch ein sehr politisches Buch. Flaubert kritisiert nachhaltig die geltenden gesellschaftlichen Konventionen - und wenn man ehrlich ist, dann hat dieses Buch auch in der heutigen Zeit kaum etwas von seiner Aktualität und von seiner Analyse der Gesellschaft verloren. Denn genaugenommen hat sich seit der damaligen Zeit nicht allzuviel geändert; man schaue nur einmal hinter die Kulissen unserer Kleinstädte.


    Flaubert hätte sicher gern die erotischen Passagen noch direkter beschrieben, allerdings landeten Bücher damals sehr schnell wegen unzüchtigem Inhalts auf dem Index. Der Staat hat schon immer in den Schlafzimmern der Menschen herumgeschnüffelt - heute macht er es auf dem Umweg über den Heimcomputer. :D

  • Dieses Buch stand damals auf der Lektüreliste meiner Studienfreunde, die Romanisten waren. Ich habe mir immer vorgenommen, es zu lesen und jetzt habe ich es endlich getan.
    Es hat sich auf alle Fälle gelohnt.
    An einigen Stellen hätte es etwas gekürzt werden können, aber die Ausdrucksweise von Flaubert (bzw. die des Übersetzers Hans Reisiger) hat mir ausgezeichnet gefallen, so ein sprachliches "Niveau" findet man nicht so oft.
    Inhaltlich fand ich das Buch sehr interessant (gesellschaftliche Verhältnisse und Gebräuche des 19.Jahrhunderts in Frankreich), auch wenn ich mich über die Egozentrik und Dummheit der Titelfigur immer wieder geärgert und über die Naivität des gehörnten Gemahls sehr gewundert habe. Psychologisch fand ich die Charaktere gut ausgearbeitet.
    Dass dieses Buch seinerzeit ziemlich skandalös wirkte, kann ich mir gut vorstellen, da das Thema Ehebruch ohnehin ein Tabu-Thema war und die recht freizügige Darstellung von Emmas Seitensprüngen den konservativeren Lesern sicherlich nicht zusagte.
    Schade, dass ich französische Autoren nicht im Original lesen kann, dafür ist mein Französisch leider zu lückenhaft.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Tatsächlich wurde Flaubert damals für Szenen im Buch angeklagt, die in der Zeitschriftenedition gar nicht vorgekommen waren, da der Verleger zu viel Angst hatte. Gerade dieser Skandal um ein Buch, das sich selbst direkt auf einen sehr realen Skandal in der damaligen Presse bezog machte das Buch damals für eine kurze Zeit sehr populär. Erst die Reaktionen seiner schreibenden Zeitgenosse auf seinen Tod machten das Buch dann auch auf Seiten der Kritik interessant. Es wird häufig in einem Atemzug mit "Effi Briest" und "Anna Karenina" erwähnt, die ebenfalls untreue Frauen beinhalten, mit denen es ein böses Ende nimmt, aber niemand treibt es eigentlich so weit wie Flaubert und zeichnet dabei eine so - auch im heutigen Sinne - verdorbene Frauengestalt.


    Ich habe leider nur eine Readers Digest-Ausgabe, deren ISBN auf einen anderen Romane eines anderen Autoren verlinkt, aber diese Ausgabe hat den Vorzug eines gut erläuternden Nachwortes zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte, sowie einigen biographischen Angaben zu Flaubert selbst. Auch ist der Text selbst direkt mit Fußnoten zu zeitgeschichtlichen Zusammenhängen versehen, was das Verständnis vieler Anspielungen stark erleichtert. Auf jeden Fall ein interessantes Buch, dass in die aufkommende realistische Schreibung der damaligen französischen Literatur wieder ein wenig mehr Emotion bringt - was bei anderen Büchern Flauberts eher nicht der Fall gewesen sein soll, die den Leserinnen und Lesern zu sachlich erschienen. Hier kommt auch einiges an Humor und Ironie zum Tragen, was den Roman in meinen Augen angenehmer zu lesen macht als "Effi Briest".

  • Mich hat der Roman sofort in seinen Bann gezogen, und das nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Dass der Autor wegen seines Werkes sogar vor Gericht musste, war - vor dem Hintergrund der Zeit betrachtet - zwar nicht weiter verwunderlich, gewundert hat mich nur, dass man ihm "die Verherrlichung des Ehebruchs" vorwarf.

    Meiner Meinung nach hat er durch das Schicksal der Emma Bovary ja eher mit erhobenem Finger darauf hingewiesen, wie schlecht es einer "unehrenhaften" Frau letzten Endes ergeht.

    Und an die andere große Ehebrecherin der Weltliteratur hat mich dieser Roman auch wieder erinnert ...

  • Inhaltsangabe:


    Karl Bovary hat es gerade so mit dem Medizinstudium geschafft. Nun ist er Landarzt und lernt die wunderschöne Emma kennen, die er schon bald innig liebt. Er heiratet sie und nimmt sie mit in sein dörfliches Leben.


    Emma Bovary hat sie mit der Heirat jedoch viel mehr versprochen. Gesellschaftliches Ansehen, aufregende Abende, wunderschöne Ballkleider und anregende Konversationen, all das wünschte sie sich, aber es war nur Langeweile in ihrem Leben und ihr Nervenleiden trieb das Paar, nach Yonville zu ziehen.


    Dort gebar sie eine Tochter, aber auch sie konnte Emma nicht lange beglücken. Sie beginnt heimliche Liebschaften, die sie für kurze Zeit aus ihrer emotionalen Starre holt, aber auch diese halten nicht ewig und stürzt die gesamte Familie damit ins Unglück.


    Mein Fazit:


    Ich habe es gelesen. Wenn auch nicht zu 100% und auch nicht so aufmerksam, wie es vielleicht sein sollte. Aber ich habe das Buch gelesen und weiß, dass ich es nie wieder tun werde.


    Sicherlich war es zur damaligen Zeit ein aufregendes Buch. Und es wurde bestimmt auch kontrovers diskutiert und wenn ich damals gelebt hätte, wäre es für mich bestimmt ein größeres Vergnügen gewesen, es zu lesen.


    Aber ich muss gestehen, dass mich die Geschichte von Anfang an nicht in ihrem Bann zog. Die blumigen Erzählungen, und die kleinen Ausschweifungen haben mich gelangweilt. Karl Bovary wurde mir ein bisschen zu einfältig dargestellt und Emma zu exzentrisch. Ich fand sie sogar ziemlich egoistisch, auch gegenüber ihrer Tochter.


    Langer Rede, kurzer Sinn: Die letzten 150 Seiten habe ich nur noch überflogen. Für mich ist es nichts. Leider ein Flop!


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.

  • ### Inhalt ###

    Anfang des 19. Jh., Charles Bovary kommt aus einer Arzt-Familie irgendwo auf dem Land in Frankreich zwischen Rouen und Paris. Sein Vater ist jedoch mehr Lebemann und Schürzenjäger als Arzt. Charles schafft es trotzdem als wenig begabter, aber fleißiger Schuljunge und einem anschließenden Medizin-Studium mit viel Ach und Krach und der nachdrücklichen Hilfe seiner Mutter ebenfalls in den Stand eines Arztes. Nachdem er einige Jahre unglücklich nur wegen der Mitgift mit einer Frau verheiratet ist, stirbt diese plötzlich. Er macht die Bekanntschaft mit der schönen Tochter des reichsten Bauern in der Gegend, Emma Rouault. Er verliebt sich in sie und hält um ihre Hand an. Es gibt eine Hochzeit und Charles und Emma Bovary leben von nun an zusammen in einem kleinen Landhäuschen. Charles ist überglücklich, dass er eine so schöne Frau geheiratet hat. Emma ist oft allein, während Charles arbeitet. Sie liest viel in Romanen über prunkvolles adeliges Leben und das im Vergleich dazu ärmliche Leben einer Arztgattin ist ihr schnell überdrüssig. In der Hoffnung seiner Frau mehr Abwechslung zu bieten ziehen die Bovarys nach Yonville, einer größeren Ansiedlung. Dort gibt es sogar eine Apotheke, die von dem Apotheker Homais geführt wird. Emma wird jedoch auch dort nicht wirklich glücklich. Sie empfindet alles als schal, ihr Mann langweilt sie, ja widert sie schon fast an, da er in ihren Augen jämmerlich und unkultiviert ist. Sie möchte Rausch und Leidenschaft und da ihr Mann ihr das in ihren Augen nicht geben kann, gibt sie in der Folge den heimlichen Annäherungen anderer Männer nach. Sie trifft sich heimlich mit diesen Männern, kauft viel schöne Kleider, reist viel zwischen Yonville und Paris, verbringt viele Stunden mit ihren Liebhabern in teuren Hotels. Dabei verschuldet sie sich hoch. Nach und nach wenden sich ihre Liebhaber von ihr ab. Das Ende ist unausweichlich und erschütternd.


    ### Meinung ###

    Grell und klar eröffnet sich uns das Innenleben von Madame Bovary. Ihre Unzufriedenheit mit ihrem Leben, insbesondere des mangelnden Luxus und des geringen Glemmers ihres Mannes. Oft habe ich gedacht: Was für ein verwöhntes Miststück. Was für eine geringe Wertschätzung und Dankbarkeit für das, was sie hat. Dem Nachwort habe ich entnommen, dass Flauberts Erzählweise zu dieser Zeit vollkommen neu war: Er hat wertungsfrei geschrieben ohne erhobenen Zeigefinger. Den Ehebruch stellte er als Autor nicht als schändlich und falsch dar. Dafür kam er damals vor Gericht wegen Störung der guten Sitten. Bemerkenswert ist auch, dass Flaubert indirekt viel autobiografisches in den Roman hat einfließen lassen: Orte, Familienverhältnisse (Arzteltern), schwierige finanzielle Verhältnisse. Auch wies er daraufhin, dass zwischen ihm und Madame Bovary eine große Ähnlichkeit besteht: Ganz der Romantiker, im Sinne des Strebens nach innerer Größe und der Abkehr von allem nichtigen Weltlichen. Die hohe Qualität des Romans macht für mich die Tatsache aus, dass ich als Leser moralisch nicht in eine Richtung gedrängt werde: Die Meinung über die Hauptperson und ihrer Ansichten bleibt mir überlassen. Es wird nur intensiv dargestellt. Einige Sätze haben besonders beeindruckt. Zum Beispiel der, in dem Emma über die Nichtigkeit der Liebe sinniert:


    "Dennoch war sie nicht glücklich, war es nie gewesen. Woher kam nur diese Unzulänglichkeit des Lebens, dieser plötzliche Zerfall von Dingen, auf die sie sich stützte? … Wenn es aber irgendwo ein starkes und schönes Wesen gäbe, von Natur tapfer, voller Begeisterung und zugleich voller Raffinessen, ein Dichterherz in Engelsgestalt, eine Lyra mit ehernen Saiten, die elegische Hochzeitslieder zum Himmel emportönen lässt, warum sollte sie es dann nicht zufällig finden? Oh! Unmöglich! Nichts lohnte übrigens die Mühe des Suchens; alles war verlogen! Jedes Lächeln verbarg ein Gähnen der Langeweile, jede Freude einen Fluch, jedes Vergnügen seinen Überdruss, und die schönsten Küsse ließen nur ein unerfülltes Sehnen nach einer höheren Wollust auf den Lippen zurück. […] Emma lebte ganz für sich selbst und kümmerte sich um Geld nicht mehr als eine Erzherzogin."


    ### Fazit ###

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Ein beeindruckender Roman über eigene Wertvorstellungen und wie sie einen zugrunde richten, wenn sie den Blick für die praktischen und notwendigen Dinge des Lebens vernebeln.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • Das Faszinierende an diesem Roman ist zweifelsohne jene Kutschfahrt Madame Bovarys mit ihrem Liebhäber hinter verschlossenen Vorhängen, die Gustave Flaubert aus der Außenperspektive geschrieben hat.


    Es rumpelt der Wagen durch die Gassen einer französischen Kleinstadt, stundenlang über Kopfsteinpflaster, immer schneller werdend, sodass die Rösser heftig schnauben, dann ermüdet im Schritttempo ein Verschnaufpäuschen hinlegend, anscheinend um Kraft zu sparen für den nächsten Gang, der sich wiederum ekstatisch steigert, wie zu einem Höhepunkt, das Ganze noch und nöcher.


    Ein Schelm, der böses dabei denkt, beispielsweise an Pornografie. Und so wurde der Autor, nachdem sein Roman zuerst verboten wurde und er vor Gericht, letztendlich freigesprochen.


    Denn alles, was an kleinen oder großes Schweinigeleien sich der Leser vorstellt, spielt sie hinter geschlossenen Vorhängen ab, hinter die Gustave Flaubert nicht blickt. Er lässt es den Leser ahnen und zieht ihn als Voyeur mit hinein eins Geschehen.


    Ein Meisterwerk der Erzählkunst!