Hermann J. Schüren: Sofamelker

  • Hermann J. Schüren: Tod eines Sofamelkers (Niederrheinkrimi); Emons Verlag Köln 1999; 182 Seiten; ISBN: 3-89705-140-0



    Der Begriff "Sofamelker" stammt aus dem Österreichischen. Ein Sofamelker ist ein wenig dynamischer Mensch, der fettleibig sein Sofa martert. Kein Fährnis des Lebens kann ihn mehr anfechten. Karl Heymann ist ein solcher Sofamelker. Er bewirtschaftet seinen Hof am Niederrhein schon lange nicht mehr. Am Vieh macht er sich schon lange nicht mehr die Finger schmutzig. Er geht lieber in Polen auf die Jagd. Trotzdem ist er der mächstigste Mann im Dorfe. Er verdient nämlich sein Geld im Schlaf. Andere Leute arbeiten für ihr. So wundert es nicht, daß ihm niemand eine Träne nachweint, als er eines Tages tot aufgefunden wird. Jeder möchte möglichst schnell Gras über die Sache wachsen lassen. Das Problem daran: Kurz vor seinem Tod engagierte Heymann den Privatdetektiv Conrad van de Loo, weil er sich bedroht fühlte. Van de Loo möchte nur seinen Auftrag erledigen. Das Dorf zieht ihn immer mehr in seinen Bann. Als er merkt, wie tief er in ein Gewirr aus Neid, Haß und Gier verstrickt ist, ist es beinahe zu spät.
    Hermann - Josef Schüren ist Jahrgang 1954, Bauernsohn, am Niederrhein aufgewachsen und Gaesdonck - Schüler. Seit seinem Studium der Germanistik und Philosophie lebt der als freier Schriftsteller in Aachen.
    Ein menschlich anrührendes Buch liefert Schüren hier ab. Wer hier Action erwartet, strömendes Blut, Gewalt, einen abgebrühten Detektiv oder andere vermeintliche Zutaten eines Krimis, der wird enttäuscht. Fast schon gemächlich und gemütlich geht es in dem Buch zu. Ist das Leben wirklich so wie in dem namenlosen Dorf? Sture Bauern, denen Scholle und Familie wichtiger ist als alles andere? "Künstler und Verbrecher sind doch Weggefährten. Beide sind ohne Moral, nur getrieben von der Kraft der Freiheit," meint Joseph Beuys, selbst Künstler und einer der wichtigsten Personen des Niederrheins. Ob das vielleicht auch Klischees bedient? Kunst und Geschichte, Nebel, Trauerweiden und plattes Land - sie machen einen großen Teil des Reizes aus, den der Niederrhein ausstrahlt.
    Das Buch ist gut lesbar geschrieben. Es menschelt hier doch sehr. Die Charaktere, die hier beschrieben werden, erscheinen doch irgendwie vertraut. Der Autor braucht hier keinen allwissenden Detektiv, um den Fall zu lösen. Daß die Polizei nicht gerade zu den hellsten Köpfen gehört, ist ja inzwischen literarische Tradition. Schüren liefert den klassischen Dreisprung des Kriminalromans. Zuerst kommt das Problem: Welchen Fall soll der Detektiv lösen? Dann kommen die eigentlichen Ermittlungen. Und zu guter Letzt die Lösung. Auch dies kommt dem erfahrenen Krimi-Leser natürlich vertraut vor. Und beruhigt ihn auch irgendwie. Schließlich liegt ja in der Ruhe, in dem vertrauten Roman die Kraft...
    Die Lösung ist nicht wirklich überraschend. Hier liegt einer der wenigen Fälle vor, wo der Leser schon frühzeitig ahnt, wer der Mörder ist. Der Mord wird in seine Einzelheiten zerlegt und fast chronologisch abgearbeitet. Die Lösung des Mordfalls ist dabei der Höhepunkt, der klassischerweise am Ende liegt. Das Urteil über das Buch? Lesenswert, klassisch und gut.