Earl Derr Biggers: Hinter jenem Vorhang

  • Earl Derr Biggers: Hinter jenem Vorhang; Goldmann Verlag Müchen 1956; 183 Seiten; ohne ISBN - Nummer




    Sir Frederic Bruce ist ein pensionierter Polizeibeamter von Scotland
    Yard. Er sucht nicht nur den Mörder von Hilary Galt, sondern auch die
    verschwundene Eva Durant. Die Suche nach der Lösung führt ihn rund um
    die Welt. Im amerikanischen San Francisco wird er weit mehr finden...


    Earl Derr Biggers ist einer der frühen Krimiautoren, die heute
    weitestgehend vergessen sind. Was eigentlich sehr bedauerlich ist.
    Seine Bücher gehören zwar nicht unbedingt zu den Klassikern der
    Kriminalliteratur. Es sind aber trotzdem unterhaltsame und gut lesbare
    Bücher, die man sich gerne zu Gemüte führt.


    Auf den ersten Blick wirkt die Geschcihte oberflächlich. Da gibt es
    einen chinesisch - amerikanischen Detektiv namens Charlie Chan. Ohne
    größere Mühe gelingt es ihm, den vordergründig verzwickten Fall - den
    übrigends niemand anders knacken kann - zu lösen. Asiatische
    Bescheidenheit, nichtssagende, teilweise aufbrausende amerikanische
    Detektive und ein wenig Glück führen ihn zur Lösung. Technische Kniffs?
    Psychologische Tricks? Aufwendige ermittlungen? Sie sind hier nicht zu
    finden. "Die Geschichte plätschert fast schon vor sich hin und
    plötzlich kann der Detektiv die Lösung vorweisen," möchte man als
    Leser fast schon sagen.


    Ist der Roman deswegen schlecht? Eigentlich nicht. Er ist eine Mischung
    aus Liebesroman, Detektivgeschichte und Zeitgeschichte. Heute würde
    sich kein Detektiv in solch' extremer Bescheidenheit üben wie Charlie
    Chan - ethnische Detektivgeschichten sind eh' nicht (mehr?) modisch
    aktuell. Ethnische Vorurteile werden heute überhaupt nicht mehr
    angesprochen; moralische Gesichtspunkte werden nur noch in literarisch
    anspruchsvollen Krimis thematisiert. Läßt man als Leser aber die
    ethnischen Bezüge beiseite, ist es ein Roman, der altmodische Menschen
    (wie mich) anspricht. Hier wissen die Akteure noch, was richtig und was
    falsch ist. Auch wenn es in unseren modernen Augen als antiquiert
    erscheinen mag: Moral und Ordnung haben ihre Gültigkeit. Was den Roman
    natürlich überschaubar und vorhersehbar macht. Was dem Buch aber nicht
    schadet. Wer Kriminalromane mag, wird auch diesen Roman mögen.