Auf dem Umschlag:
"Der Dichterfamilie Huch zugehörend, Bruder von Friedrich und Vetter von Rudolf und Ricarda Huch, besass der Autor ein angeborenes Erzähltalent, einen sicheren Sinn für das Wesentliche und Wirkungsvolle und eine grosse Liebe zur Mozartschen Musik. Sieben Jahre hat er an seinem Mozart-Roman geschrieben, hat sich in die Zeit des 18. Jahrhunderts versenkt, um die ganze Einmaligkeit und Grösse, aber auch die ganze Tragik dieses genialen Lebens, den kometenhaften Bogen vom ersten Erstrahlen bis zum Verlöschen im unbekannten Armengrab dem Leser nahe zu bringen."
Schon mal vorweg: Das Buch ist ausgezeichnet.
Buchstil, Schreibweise:
Zwar ist das Buch mit Biographie überschrieben, jedoch erinnert es mehr an einen historischen Roman, da nie etwas auf der Metaebene angesprochen wird, sondern alle Informationen in Erzählform (mit Mozart als Hauptfigur) daherkommen. Ich bezweifle allerdings nicht, dass Huch sich genauso detailliert wie andere Biographieautoren mit dem Leben Mozarts auseinandergesetzt hat. Es entspricht also bis zu einem gewissen Grad der "Wahrheit", aber man muss sich dessen bewusst sein, dass Lücken gefüllt wurden. Zu seinem Tod z.B. gibt es viele Versionen und Huch hat eine sehr unspektakuläre ausgewählt, was ich persönlich jedoch schätze.
Es wird aus dem Buch nicht ersichtlich, welche Informationen belegt, interpretiert oder erfunden worden sind. Wer sich aber nicht aufgrund einer Schul- oder Uniarbeit mit Mozart beschäftigt, dem tut dies keinen Abbruch.
Huch schreibt ausserordentlich spannend und hat eine Gabe dafür, Wichtiges genauer zu beschreiben und Unwichtiges weniger genau. Bei direkter Rede verwendet er Dialekt (österreichisch), was dem Leser Nähe vermittelt: Man fiebert mit und ist mitten im Geschehen.
Es ist offensichtlich, dass Huch Mozart sehr zugeneigt ist. Alle Macken, Fehler und Eigenheiten werden entschuldbar bzw. sogar sympathisch dargestellt; zum Beispiel Mozarts Umgang mit Geld, welcher seine Naivität am besten zum Ausdruck bringt. Dies hat unweigerlich zur Folge, dass man als Leser ebenfalls eine Zuneigung entwickelt – zumindest war das bei mir so.
Inhalt, Aufbau:
Sinnvollerweise beginnt das Buch mit der Geburt Mozarts und endet mit seinem Tod. Die Geschichte ist nicht ausschliesslich aus Mozarts Perspektive erzählt, gewährt also Einblick in das Denken anderer (zum Beispiel von weltlich und geistlich Regierenden) und somit auch in diese Zeit.
Inhaltlich spielt natürlich das berufliche Leben Mozarts eine wichtige Rolle – die Musik. Da die Musik seinen Geist jedoch zu Tages- und Nachtzeit beherrscht, ist sein Berufsleben nur schwer von seinem Privatleben trennbar. Hauptthema ist also, wie Mozart sich musikalisch entwickelt, Instrument für Instrument lernt, Musik verschiedener Länder kennen lernt und mit innigstem Wunsch dem Ziel entgegenfiebert, eine deutsche Oper zum Blühen zu bringen (zu jener Zeit wurden im deutschsprachigen Raum vor allem italienische Opern aufgeführt). Es stehen ihm jedoch einige Hindernisse im Weg. Wichtige Themen sind immer wieder Geld und – Frauen.
Besonders spannend fand ich (wenn man ein paar von Mozarts Werken kennt), unter welchen Umständen einzelne Werke zustande kamen. Dieses Buch hat meine Herangehensweise an Mozart’sche Musik grundlegend verändert.
Der Schluss ist auf eine gewisse Weise sehr tragisch, aus verschiedenen Gründen. Es wirkt fast wie erfunden. Soviel Genie, soviel Talent, so viele Anhänger, ein so klares Ziel, so kurz vor dem Ziel…