Klappentext
«Ich habe mir immer gedacht, wenn ich Drogen nehme, dann können sie ruhig meinen Körper ficken, dann sollen sie mit mir machen, was sie wollen. Denn ich hasse meinen Körper, der ist so fett und hässlich und unförmig und sowieso habe ich es nicht besser verdient. Doch in den Momenten, wenn die Drogen aufhören zu wirken, merke ich, dass die Leute auch meine Seele ficken. Das tut weh, nein, mehr noch, das zerstört, ohne zu zerstören, man bleibt übrig und weiß, dass man kaputt ist, unheilbar, und dass man damit leben muss ...»
Intensiv, offen und schockierend. Mit einer sensiblen Sicht für ihr eigenes Leben und die Dinge um sie herum, schildert die junge Autorin ihr Leben zwischen Drogen, Gewalt, Kinderstrich und ihren Träumen. Ihre Unbefangenheit und ihre einzigartige Art, Dinge beim Namen zu nennen, machen ihre eigenen Narben zu den Zeichen der Verletzung einer ganzen Gesellschaft.
Zur Aurorin
Der Roman basiert auf autobiographischen Erlebnissen der Autorin. Geboren 1988, wuchs sie irgendwo zwischen Heim, Mutter, Stiefvater und der Straße auf. Am zwölften Geburtstag begann ihre Drogenkarriere und damit kurze Zeit später auch die Beschaffungskriminalität. Der Straßenstrich wurde zu ihrer Heimat. Einen Selbstmordversuch, zwei fehlgeschlagene Schwangerschaften und zahllose Freier hat sie in ihrem Tagebuch festgehalten. Das Leben in einer Parallelwelt, die nur einen kleinen Schritt von der unsrigen entfernt ist, zu nahe, um sie totzuschweigen oder zu ignorieren.
Meine Meinung
Die gerade volljährige Autorin erzählt ihre Lebensgeschichte: Das lieblose Elternhaus, die sexuellen Übergriffe des Stiefvaters, die Selbstverstümmelung durch das Ritzen, die ersten Drogen mit zwölf Jahren, den Teufelskreis aus den Drogen und deren Beschaffung auf dem Drogenstrich, fehlgeschlagene Schwangerschaften, Selbstmordversuch und letztlich den Ausstieg und den Neubeginn in einem bürgerlichen und drogenfreien Leben.
Das vorliegende Buch ist hart, bis an die Grenzen hart.
Das fängt mit einer sehr direkten Sprache an, die die Dinge bei ihren unschönen Namen nennt und unverändert aus dem Tagebuch der Autorin übernommen wurden. Dies wird auch noch grafisch adaptiert, in dem einzelne Worte oder Passagen wie Schreie handschriftlich in den Text eingearbeitet wurden.
Zum anderen sind auch die beschriebenen Ereignisse nicht unbedingt zarten Gemütern zu empfehlen. Nachdem die Autorin über Jahre in dem Teufelskreis aus Drogen, Prostitution und Selbstverstümmelung gefangen war, werden die einzelnen Stationen in immer neuen Variationen in allen Einzelheiten geschildert. Sei es das Verlangen nach Schmerzen zur Selbstkasteiung und um überhaupt etwas zu fühlen. Die Sucht nach den Drogen, die sie sich aber nur durch die Prostitution erkaufen kann. Die widerwärtigen und erniedrigenden sexuellen Praktiken der Freier, die sie allerdings auch nur unter Drogen ertragen kann. Und dann wieder die Selbstbestrafung.
Das alles steht dann stets im harten Kontrast zu ihren lichten Momenten, wenn sie in der Schule ist und mit der Hoffnung auf Schulabschluss und geregelter Arbeit dem Horror entrinnen möchte. Wenn sie ihre Misere erkennt, allerdings dann doch keine Alternative erkennt, als ihren Teufelskreis weiter über Jahre hinweg zu durchleben.
Betroffen und regelrecht krank macht allerdings nicht nur das geschilderte Leben eines jungen und nahezu gebrochenen Menschen. Sondern auch die Tatsache, wie diese Drogenszene, der Kinderstrich, die Verwahrlosung in der Familie, die Teilnahmelosigkeit im Umfeld des Mädchens direkt vor unseren Augen tagtäglich existieren können.
Ebenso unbegreiflich ist für mich aber leider auch die reißerische Vermarktung durch den UBooks-Verlag, obwohl das Cover in deren Gesamtprogramm passt, als auch die Tatsache, dass dieses Buch wohl in vielen Buchhandlungen unter ‘Erotische Literatur’ einsortiert wird.
Mir hat dieses Buch ein Betriebsratskollege im ‘Arbeitskreis Sucht‘ geschenkt, der von dem Buch derart angewidert war, dass er es los haben wollte. Ich kann ihn mittlerweile durchaus verstehen.