Agatha Christie: Das Geheimnis der Goldmine; Scherz Verlag München 2002; 256 Seiten; ISBN: 3-502-50497-0
Für Mr. Rex Fortescue ist die Teestube heilig. Jeden Morgen bringt ihm seine Privatsekretärin seinen Tee ins Büro. Doch diesen Morgen soll alles anders sein. Schon nach wenigen Schlucken windet sich der Besitzer einer Goldmine in heftigen Krämpfen. Kurze Zeit später ist er tot. Und was findet die Polizei in seinen Jackettaschen? Es sind Getreidekörner. Während die Polizei im Dunkeln tappt, kann sich nur Miss Marple einen Reim auf diesen seltsamen Vorfall machen.
Der Roman erschien 1953 im englischen Original. Der englische Kinderreim "Sing a song of Sixpence" bildet offensichtlich die Grundlage für diesen Roman. Christie hatte diesen Kinderreim schon zwei Mal zuvor genutzt, nämlich in den Kurzgeschichten "Sing a song oft Sixpence" aus dem Jahre 1934 und "Four-and-twenty blackbirds" aus dem Jahre 1948.
Inspektor Neele ist der Polizist, der in diesem Roman auftaucht. So nebenbei bemerkt ist dies aber auch der einzige Roman, in dem er auftaucht. Die Hobbydetektivin Miss Marple unterstützt ihn dabei aktiv und findet schließlich - wen wundert`s? - die Lösung. Schauplatz der Handlung ist das Haus "Zur Eibe", das der Familie Fortescue gehört. Christie orientierte sich dabei an ihrem eigenen Wohnsitz in Sunningdale.
Soviel zum Hintergrundwissen. Wurde das Buch von der Kritik noch gut aufgenommen, erscheint es heute doch sehr rückständig. Moderne rechtsmedizinische und Kommunikationstechnologie würde in unseren Tagen eine schnellere und einfachere Lösung des Falles ermöglichen. Der Detektiv greift zum Handy und Computer und erhält in kürzester Zeit die gewünschten Informationen. So bleibt der fade Beigeschmack, daß Miss Marple zwar den Täter findet, es aber letztendlich Inspektor Neele überlassen muß, den entsprechenden Täter zu überführen. Für einen eingefleischten Krimifan ist ein solcher Plot unbefriedigend. Schließlich gesteht der Täter nicht sein Verbrechen. Als Leser möchte ich schon bestätigt bekommen, ob die Lösung auch stimmt. Dafür ist der Krimi doch da, oder?
Kann man einen Kriminalfall nur durch Gespräche und mit Vergleichen zu Ereignissen im Heimatdorf lösen? Wenn man den Berichten im Fernsehen glauben darf, nicht. Im täglichen Leben muß viel handwerkliche Arbeit geleistet werden. Zeugenaussagen müssen genauso verglichen werden wie Blutproben genommen und DNS - Proben erstellt werden. Auch wenn die moderne kriminalistische Technik damals noch fehlte (weil sie unbekannt war), wäre es vielleicht doch besser gewesen, Miss Marple nicht zu einer ältlichen Jungfer zu machen. Dann wäre es ihr auch möglich, im Laufe der Jahre moderne Ermittlungsmethoden kennenzulernen und aktiv an den Ermittlungen teilzunehmen. Dann wäre es ihr auch möglich, ihre Ermittlungsergebnisse vernünftig zu begründen. Aber was soll`s? Agatha Christie ist über 30 Jahre tot; sie kann den Roman daher nicht mehr überarbeiten.