Agatha Christie - Die Kleptomanin / Hickory, Dickory, Dock / Hickory, Dickory, Death

  • Agatha Christie: Die Kleptomanin; Scherz Verlag München 1996; 196 Seiten; ISBN: 3-502-50660-4


    Bei einer normalen Sekretärin sind drei Tippfehler in einem Brief nicht mehr als eine Fehlleistung. Doch nicht so bei Hercule Poirot. Schließlich ist seine Sekretärin unfehlbar. Poirot gelingt es auf Anhieb, die richtigen Rückschlüsse aus diesem menschlich-beruflichen Versagen zu schließen. Bei Hercule Poirot ist es dabei selbstverständlich, daß er dabei keinen einzigen Denkfehler begeht. Er ist ja nicht umsonst ein begnadeter Meisterdetektiv.
    So gut lesbar das Buch auch ist, so sehr weicht es doch von den üblichen Romanen der Christie ab. Das Buch spielt nicht in den sonst üblichen feinen Kreisen, die so oft in den anderen Büchern auftauchen. Nein, diesmal sind es die Studenten, mit denen sich Hercule Poirot beschäftigen muß. Doch er sieht nicht etwa eine Universität von innen. Die abgeschottete Welt eines Studentenwohnheims ist es, mit der er sich beschäftigen muß. Die Unachtsamkeit seiner Sekretärin (ihre verwitwete Schwester arbeitet in dem Studentenheim) läßt ihn vermuten, daß sie so etwas wie ein Privatleben besitzt und in dem Studentenheim etwas nicht in Ordnung sein könnte. Wie oft kommt das im wirklichen Leben vor? Keine Ahnung.
    Macht aber nichts. So ungewöhnlich wie der Beginn ist auch das Ende. Wir erfahren die Beschreibung des Verbrechens nicht aus dem Munde des Verbrechers bzw. des Detektivs, sondern quasi durch andere Beteiligte. Bemerkenswert ist das schon. Christie liebt ansonsten doch den Showdown, in dem der allwissende Detektiv den Fall klärt und der Täter sein Geständnis ablegt.
    Und ansonsten? Viel wird mir nicht in Erinnerung bleiben. Es ist eines jener Bücher, die man schnell liest und dann beiseite legt.

  • Also ich habe dieses Buch nicht gelesen und gleich beiseite gelegt. Mir ist es noch ziemlich präsent, auch wenn es schon länger her ist, dass ich es gelesnen habe.
    Ich fand den Fall durchaus spannend und weiß noch wie amüsant/interessant ich dass Leben in dem Studentenwohnheim fand - verglichen mit meinem und sicher auch heutigem Studentenleben liegen da Welten zwischen.
    Ich fand dieses Buch klasse - auch wenn mir andere noch besser gefielen, habe ich es mit fünf Sternen bewertet.


    grüße von missmarple

  • Hallo Andreas,
    ich könnte mich auch Tuppence nennen, weil ich auch die Bücher mit den Beresfords mag ... :loool:
    Prinzipiell mag ich Miss Marple aber lieber als Poirot, doch auch Krimis mit ihm schätze ich sehr.


    grüße von missmarple, die sich zur Goldmine gerade im dortigen Thread geäußert hat und die dir sehr dankbar ist, dass du Christies Bücher hier vorstellst :winken:

  • Zitat

    Prinzipiell mag ich Miss Marple aber lieber als Poirot, doch auch Krimis mit ihm schätze ich sehr.


    Was die Filme betrifft, finde ich aber Margaret Rutherford noch besser als die Schauspielerin in Deinem Avatar.
    Bist Du das in einem anderen Bücherforum mit einem anderen Miss Marple-Avatar, oder gibt es mehrer Miss Marples im WWW ?

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ja, ich bin auch die missmarple mit der Margaret Rutherford im Atavar.
    Klar, die Filme mit der Rutherford sind einzigartig, auch wenn sie sich kaum an die Buchvorlage halten. Da sind die anderen Filme genauer.
    Doch wenn Rutherford ihren Umhang schwingt und mit Mr. Stringer, den es ja in den Büchern auch nicht gibt, loszieht, das ist einfach unübertroffen.


    grüße von missmarple

  • Ich habe mir in den Ferien auch so einen alten Schinken mit der schrulligen Margaret Rutherford reingezogen. Sogar unser 20-jähriger Sohn findet die Frau cool. 8)

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  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Agatha Christie. Die Kleptomanin“ zu „Agatha Christie - Die Kleptomanin / Hickory, Dickory, Dock / Hickory, Dickory, Death“ geändert.
  • Mit etwas mehr Seiten als die üblichen Poirot Krimis hat mich dieser Band wieder bestens unterhalten! Dieses Mal führt es den belgischen Detektiv an einen etwas ungewöhnlichen Schauplatz: Ein Studentenwohnheim in der Hickory Street. Hier gab es in letzter Zeit einige mysteriöse Diebstähle und da Mrs Lemons Schwester dort Heimleiterin ist und ungern die Polizei einschalten würde, nimmt sich Poirot der Sache an.


    Es dauert auch nicht lange, bis man dem eigentlich recht unsinnig erscheinenden Verbrechen auf die Spur kommt und alles geklärt scheint - doch dann wird eine Leiche entdeckt!


    Ich kenne ja schon die Verfilmung mit David Suchet, weshalb die Auflösung keine Überraschung für mich war. Dennoch hat es mir viel Spaß gemacht das Lösen des Rätsels zu verfolgen. Grade der Handlungsort mit den unterschiedlichen Figuren, den Studenten aus aller Welt, war höchst interessant. Jeder von ihnen hat seinen ganz eigenen Charakter und auch wenn es anfangs etwas unübersichtlich erscheint, lernt man jeden von ihnen durch die Befragungen recht gut kennen.

    Sehr interessant fand ich hier wieder die vielen Vorurteile aus dieser Zeit, Ausländern gegenüber, die die Autorin mit eingestreut hat. Das Bemühen der jungen Generation um Verständnis und Toleranz, das aber durch die gesellschaftlichen Einflüsse von Befangenheit immer wieder untergraben wird. Zum Glück hat sich das ja mittlerweile gewandelt, auch wenn es noch immer zu viele Menschen gibt, die gerne alles und alle über einen Kamm scheren.
    Zu sehen, wie Agatha Christie dies in ihrer Zeit hier mit eingeflochten hat, war schon aufschlussreich.


    Poirots Augenmerk auf die Psychologie und Motive der einzelnen Figuren spielt natürlich wieder mit und ich war erstaunt und auch amüsiert über seinen Ausspruch:


    Zitat

    "... dass ein Mädchen durchaus das Recht hat, zu extremen Mitteln zu greifen, um seinen Mann zu bekommen." Zitat Seite 62


    Soso ^^ Ich denke mal, dass das heute immer noch so ist und man es nicht unbedingt manipulativ nennen sollte, sondern eher, jemanden seinem Glück zuführen :D

    Der Fall selbst ist sehr undurchsichtig und hat verschiedene Fäden, die es erst auseinander zu pflücken gilt. Ich hatte hier jedenfalls sehr viel Spaß, der Aufklärung zu folgen, den Studenten auf den Zahn zu fühlen und nach und nach hinter ihre vielen Geheimnisse zu kommen.