Ich habe ganz entsetzt festgestellt, dass es noch gar keine Rezension zu Carson McCullers Roman „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ gibt. Das wird schleunigst geändert.
Inhalt:
Der Roman spielt im Staat Georgia, einer häßlichen heißen Innenstadt im Amerika der 50er Jahre. Es ist die Geschichte vielerlei Personen.
Die wahrscheinlich wichtigste Person des Buches ist der Taubstumme John Singer, um den sich die Bewohner der Kleinstadt scharen und dem sie sich anvertrauen: Da wäre zum Beispiel Mick Kelly's Traum vom Musizieren, der an der Armut der Familie scheitert oder Dr. Copelands Streben nach Gleichheit und Gerechtigkeit.
Carson McCullers' mitleidiges Engagement gilt den einsamen Sonderlingen und Außenseitern. Es sind Außenseiter, die nie losgelöst von ihrer Umwelt betrachtet werden; alle Charaktere beziehen sich aufeinander. So entsteht ein enges, verwobenes Netz an Personen der Stadt, die dem Leser mit jeder Seite mehr ans Herz wachsen und es mit dem Ende erschüttern.
Meine Meinung:
Aufmerksam wurde ich auf das Buch durch Elke Heidenreich, die es in fast jedem Interview, das ich mit ihr las, anpries und als eines ihrer Lieblingsbücher bezeichnete. Und da frau Heidenreich meinen Geschmack ziemlich oft trifft, dachte ich mir, dass ich das doch mal lesen müsste.
Und sie hatte Recht. Das ist ein ganz wunderbares, stilles Buch, das Zeit braucht, um einen mitzunehmen. Anfangs fand ich es recht fade; es schien nicht richtig in Fahrt zu kommen. Aber nach ca 150 Seiten wurden die Personen und besonders die Beziehungen der Personen untereinander zunehmend interessanter.
Ich glaube, ich habe noch nie in einem Buch von so runden Personen gelesen. Deswegen waren sie mir auch sehr sympathisch. Besonders Mick und ihre Familie oder der Taubstumme waren meine Lieblinge. Und beim Ende vergoß ich die eine oder andere Träne.
Fazit: Unbedingt lesen!