Friedrich Dürrenmatt - Das Versprechen

  • Inhalt (aus Amazon):
    Kommissar Matthäi bleibt nicht viel Zeit. Eine Dienstreise nach Jordanien steht kurz bevor, doch vorher will er den grausamen Mord an der kleinen Gritli Moser aufklären. Er hat ihren Eltern versprochen, den Mörder zu finden, und schon bald verfolgt er eine heiße Spur: Der vorbestrafte Hausierer von Gunten steht im dringenden Verdacht, die Tat verübt zu haben. Als dieser sich dann in seiner Zelle erhängt, scheint der Fall abgeschlossen zu sein. Doch Matthäi forscht auf eigene Faust weiter. Gritlis Mitschüler erzählen ihm von einem mysteriösen Riesen, und der Kommissar findet ein rätselhaftes, von Gritli gemaltes Bild, auf dem er einen dunklen Wagen und ein gehörntes Tier erkennt – reiner Zufall oder ein Schlüssel zu dem Verbrechen?


    Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman „Das Versprechen“ (1957) war ursprünglich eine Auftragsarbeit, die Sexualvergehen an Kindern an den Pranger stellen sollte. Dürrenmatt arbeitete den Text zu einem Drehbuch um, das in der Folge vier Mal verfilmt wurde, unter anderem mit Gerd Fröbe und Heinz Rühmann unter dem Titel „Es geschah am hellichten Tag“.



    Es wundert mich jetzt eigentlich, daß es zu Das Versprechen noch keine Rezension gibt :scratch: . Aber über die Suchfunktion hab ich nichts gefunden. Falls ich nur unfähig war, entschuldige ich mich gleich.


    Über das Buch Das Versprechen kam ich eigentlich durch die (für mich gelungene) Verfilmung mit Jack Nickolson. Ich war dann neugierig, wie das Buch aufgebaut ist und ob Inhalt und vor allem Ende gleich sind oder nicht.
    Tatsächlich ist die Verfilmung relativ nah an das Buch gehalten, aber natürlich modernisiert. Das Versprechen von Dürrenmatt zieht nichts desto trotz kräftig seine Leser in den Bann. Die Umstände, wie der Kommissar in den Fall hineinschlittert und ermittelt finde ich ausgesprochen gut ge- und beschrieben. Mir ist bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich auch noch nie ein Krimi in dieser Art, vor allem mit so einem Ende, untergekommen. Man ist froh über das Ende und ist es aber auch irgendwie nicht.


    Alles in allem ein Klassiker, der in jedem Fall gelesen werden sollte.

  • Vielen Dak für die tolle Rezension. :thumleft:


    Ich habe das Buch gleich mal auf meinen Wunschzettel gesetzt, und auch für die KLR vorgemerkt.
    Ich wollte schon immer mal was von Dürrenmatt lesen.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Ich habe "Das Versprechen" vor einigen Jahren gelesen. Es war mein Einstieg in das Werk von Dürrenmatt. Mir hat das Buch damals sehr gut gefallen. Es ist flüssig geschrieben und zieht in seinen Bann. Natürlich ist es irgendwie seltsam einen Krimi zu lesen, der so alt ist. Irgendwie gehe ich als Leser heute fast schon davon aus, dass man ein Handy dabei hat, immer erreichbar ist. Dieses Buch ist dagegen vom Charakter her fast schon nostalgisch. Beim Lesen wird man automatisch in die Vergangenheit versetzt.


    Ich denke, dass "Das Versprechen" ein gutes Einstiegswerk in Dürrenmatts literarisches Schaffen darstellt.


    @ Scarlett: Die Rühmann-Verfilmung ist, meiner Meinung nach, die gelungendste Verfilmung des Buches.

  • "Das Versprechen" ist nicht die direkte Romanvorlage zum Film "Es geschah am hellichten Tag". Beide entstanden parallel.


    Wikipedia:
    Es geschah am hellichten Tag ist ein schweizerisch-deutsch-spanischer Spielfilm aus dem Jahr 1958 von Ladislao Vajda nach einem Drehbuch, das Vajda, Hans Jacoby und Friedrich Dürrenmatt nach dessen Idee geschrieben haben. Dürrenmatts Romanerzählung „Das Versprechen“ wurde gleichzeitig mit dem Drehbuch geschrieben, wurde aber erst veröffentlicht, nachdem der Film schon ins Kino gekommen war. Die Handlung des Romans folgt der des Drehbuchs, variiert jedoch am Schluss. Der Film wurde von der schweizerischen Praesens-Film AG in Zusammenarbeit mit der CCC-Film aus Berlin und der Chamartín SA aus Madrid produziert, und an Originalschauplätzen in der Schweiz gedreht.


    Das Versprechen (1958 ) ist ein Kriminalroman des Schweizer Autors Friedrich Dürrenmatt, der aus seiner Drehbuchvorlage zum Film Es geschah am hellichten Tag entstand. Dürrenmatt war mit dem Film und seinem Ende durchaus zufrieden, wollte jedoch die Geschichte jenseits ihrer pädagogischen Funktion weiter denken.
    Aus diesem Grund schrieb er auf der Grundlage seines eigenen Filmskripts den Roman Das Versprechen, den er im Untertitel als Requiem auf den Kriminalroman bezeichnete, da in und mit ihm die gängigen Regeln eines Krimis zur Diskussion gestellt werden.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hallo!

    Ich wusste gar nicht, dass der Rühmann-Film auf einer Romanvorlage beruht.
    Ich bin mal gespannt, das klingt wirklich interessant!


    :cyclopsani: Ich bin total überrascht. Das hätte ich auch niemals gedacht! :uups:


    Zitat von Suspiria

    Ich wollte schon immer mal was von Dürrenmatt lesen.


    Ich auch!


    Das Buch wandert schleunigst auf den Wunschzettel und genauso schleunigst auf meinen SUB! Das will ich lesen! :cheers:

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Das Buch wurde vor ein paar Monaten beim Radiosender meines Vertrauens in der Lesezeit gesendet; da ich nur die ersten Teile hören konnte, habe ich mir dann das Buch angeschafft und letzte Woche gelesen.


    Es war mein erstes Buch von Dürrenmatt; ich fand es sehr schön zu lesen und die Handlung sehr spannend.
    Am schönsten fand ich zu Beginn den "Vortrag" des Kommisars, inwieweit sich wirkliche Kriminalarbeit von der in den Büchern dargestellte (und inzwischen auch die im Fernsehen) unterscheidet.


    LG,
    Casoubon.

  • Inhalt:
    Eigentlich sollte sich Kriminalkommissär Matthäi, der auf der Höhe seiner Karriere angelant ist, zum Flug nach Jordanien fertigmachen, um dort ein ehrenvolles Amt zu übernehmen. Da erreicht ihn ein Anruf aus Mägendorf, einem kleinen Ort in der Nähe von Zürich: Ein ihm bekannter Hausierer teilte ihm mit, er habe im Wald die Leiche eines Mädchens, von einem bislang unbekannten Verbrecher grausam verstümmelt, gefunden. Matthäis Abflug ist in drei Tagen fällig, doch er fährt nach Mägendorf und verspricht den Eltern des Kindes "bei seiner Seligkeit" nicht zu rasten, bis er den Täter entlarvt hat.


    Es geschah am hellichten Tag
    Sexualverbrechen an Kindern - ein Thema mit trauriger Aktualität. "Dürrenmatt geht es um das Verbrechen an sich, um die verbrecherische Anlage als klinischsoziologisches Problem, das keineswegs nur kleinbürgerlich-hintertreppige Früchte zu zeitigen braucht..." Die Tat, Zürich


    Meine Meinung:
    Erstmal vorweg, ich MUSSTE das Buch in der 10 Klasse lesen, im Deutschunterricht und hatte sehr große Zweifel daran, dass es mir gefallen wird, weil meine Deutschlehrerin eigentlich nicht die Bücher mag, die ich bevorzuge.
    Mir hat das Buch wirklich sehr, sehr gut gefallen. Wie gesagt, normalerweiße, lese ich solche Bücher gar nicht, bzw. ich komm überhaupt nicht darauf, solch ein Buch überhaupt zu kaufen, aber da es eine Lektüre war musste ich es, nach langem widerstreben, wohl oder übel doch lesen und das tat ich auch. Ich hatte natürlich Vorurteile, weil mir schon das Cover nicht gefiel und wenn mir ein Cover nicht gefällt, nehme ich ein Buch normalerweiße nicht in die Hände. Aber als ich erstmal angefangen hab zu lesen konnte ich nicht mehr aufhören. Ich wollte unbedingt wissen,

    Außerdem finde ich die Schreibweiße von Dürrenmatt sehr schön, es ist eigentlich noch ziemlich altmodisch, aber es hat eine gewissen Zeitlosigkeit und das finde ich sehr anregend, den das macht die Geschichte aus. Die Idee ist immer Zeitgemäß und sehr aktuell, obwohl er dieses Buch schon vor Jahren geschrieben hat und die Methoden von damals noch sehr gering waren, kann man es auch heute noch als Wahr empfinden. Jedoch hat mir der Schluss nicht wirlich vom Hocker gerissen, ehrlich gesagt, hat er mich sogar ziemlich enttäuscht, den

    Ich war sehr enttäuscht von dem Schluss, weil es mich einfach nur verwirrt hat und der ganze Inhalt vorher für mich vollkommen umsonst war. [-X


    Aber trotzdem gibts von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:. Weil einfach die Idee alles überschattet. Der Schluss ist zwar leider nichts für mich, aber vielleicht denken andere ja anders darüber. Über eine andere Meinung würde ich mich freuen.


    Liebe Grüße
    KleiineAnn

    Alle guten Wörter dieser Welt stehen in Büchern

    Einmal editiert, zuletzt von KleiineAnn ()

  • es ist eigentlich noch ziemlich altmodisch,


    Was bitte genau ist an Dürrenmatts Schreibweise altmodisch?


    vielleicht denken andere ja anders darüber.


    Dürrenmatt sagt in seinem Nachwort, dass er sich nach der Arbeit an Drehbuch und Film das Manuskript nochmal vornahm. "Ich griff die Fabel aufs neue auf und dachte sie weiter, jenseits des Pädagogischen. Aus einem bestimmten Fall wurde der Fall des Detektivs, eine Kritik an einer der typischsten Gestalten des neunzehnten Jahrhunderts, ..." Es geht nicht - wie in den "üblichen" Krimis - um die Ermittlung und Ergreifung des Täters,

    Der Untertitel ist nicht umsonst "Requiem auf den Kriminalroman".

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)




  • Was bitte genau ist an Dürrenmatts Schreibweise altmodisch?



    Dürrenmatt sagt in seinem Nachwort, dass er sich nach der Arbeit an Drehbuch und Film das Manuskript nochmal vornahm. "Ich griff die Fabel aufs neue auf und dachte sie weiter, jenseits des Pädagogischen. Aus einem bestimmten Fall wurde der Fall des Detektivs, eine Kritik an einer der typischsten Gestalten des neunzehnten Jahrhunderts, ..." Es geht nicht - wie in den "üblichen" Krimis - um die Ermittlung und Ergreifung des Täters,

    Der Untertitel ist nicht umsonst "Requiem auf den Kriminalroman".

    Bestimmt Wörter finde ich einfach altmodisch und nicht mehr gängig benutzt. Aber das kannst du ja anders sehen, immerhin hat jeder seine eigene Meinung, da braucht man nicht darüber streiten [-( , entschuldige wegen dem "ß" statt dem "s".


    Ja, dass ist ja gut wenn er das gesagt hat, aber für mich ist der Schluss einfach nicht das wahre, mir gefällt er eben nicht!!!! [-X


    Liebe Grüße
    KleiineAnn


  • Ich hielt das für ein ernstgemeintes Diskussionsangebot. Sorry.

    Upps. Tut mir leid, dass wusste ich nicht, ich dachte du wärest irgendwie sauer, weil ich diese Meinung habe und du bzw. Dürrenmatt selbst sich dazu geäußert haben. Gerne können wir darüber diskutieren, wenn du noch lust hast :) ???


    Ganz liebe Grüße
    KleiineAnn


  • Schon der Untertitel des Romans „Ein Requiem auf den Kriminalroman“ (also Abgesang) macht deutlich, dass man keinen klassischen Krimi erwarten sollte. Das wird auch schon nach den ersten Seiten klar, denn in der Rahmenhandlung weist der leitende Polizeibeamte den Schriftsteller daraufhin, dass es in der Realität niemals so strukturierte Verbrechen inkl. Auflösung gibt wie in der Fiktion. Daraufhin erzählt er ihm zum Beweis den vorliegenden Fall. Ein geschickter literarischer Schachzug:) (witzig fand ich übrigens, dass der Kommissar dem Autor am Ende sagt, dass er eigentlich Max Frisch lieber mag).


    „Das Versprechen“ lädt quasi dazu ein, sich auf eine andere Form des Krimis einzulassen, wie sie allerdings heute öfter zu finden sind als noch 1958. Damals war ein Krimi, der so stark in die Psyche der Ermittler eindringt und sie v.a. fehlbar zeigt, die große Ausnahme.

    4,5 Sterne von mir.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Das Versprechen von Friedrich Dürrenmatt“ zu „Friedrich Dürrenmatt - Das Versprechen“ geändert.