Simon Singh - Fermats letzter Satz

  • Singh, Physiker und Wissenschaftsjournalist, versucht, was schon viele vor und nach ihm versucht haben: eine populärwissenschaftliche Darstellung über Mathematik. Ein schwieriges Unterfangen, das er - im Gegensatz zu den meisten anderen - überaus erfolgreich meistert, unter anderem auch wenn man die Verkaufszahlen als Maßstab nimmt.


    Die Fermatsche Vermutung aus dem 17 Jahrhundert und ihr Beweis Anfang der 90er Jahre durch Andrew Wiles ist sein Thema. So einfach das Problem zu verstehen ist, so schwierig und lang ist sein Beweis - Singh unternimmt keinen ernsthaften Versuch ihn zu erklären. Gut so, denn ein solches Unterfangen wäre sicher zum Scheitern verurteilt. Stattdessen erzählt er Geschichten: Fermats und Wiles natürlich, aber auch die vieler Mathematiker der dazwischen liegenden drei Jahrhunderte, die zum Beweis beitrugen und/oder an ihm scheiterten. Menschlich Tragisches, Heiteres, Skurriles, von einem echten Duell und einem fiktiven Triell. Da dürfen natürlich auch Pythagoras, ein kleiner Ausflug zu Cantor, Hilbert, Gödel und Gauß nicht fehlen.
    Das Ganze erzählt im Plauderton, spannend zu lesen, praktisch ohne Formeln, die wenigen Beweise dezent in den Anhang gepackt, um auch ja niemanden zu erschrecken.


    Singh hat einen guten, bei Erscheinen hoch aktuellen Stoff gewählt - geheimnisvoll beginnend mit Fermats berühmter Randbemerkung, endend mit Wiles, der sich sieben Jahre lang auf den Dachboden begibt, um dort an diesem einen Beweis zu arbeiten - und ein weiteres Jahr, um die gefundene Lücke zu schließen. Der Autor hat aber auch den Anspruch, dem Leser zu erklären, wie moderne Mathematik funktioniert.
    Über die für solche Art Sachbuch üblichen kleineren mathematischen Unsauberkeiten kann ich locker hinwegsehen, denn Singh erzählt eine spannende Geschichte, unterhält gut. Dass er dabei die Bedeutung des Satzes, auch seiner Teile (Taniyama-Shimura-Vermutung) für die Mathematik als Ganzes übertreibt, auch die Entwicklungen der Mathematik des 20. Jahrhunderts zu sehr aus diesem Blickwinkel schildert, ist schade, aber nicht wirklich störend.
    Aber genug der Kritik: das Buch hat mir wirklich Spaß gemacht und ich denke und hoffe, dass es auch Nicht-Mathematikern Spaß machen wird. Über weite Strecken liest es sich eher romanhaft, mathematisches Vorwissen ist nicht nötig. Ein ansprechendes Literaturverzeichnis rundet den Band ab und bietet vertiefte Lektürehinweise sowohl im populären als auch im wissenschaftlichen Bereich.


    Katia


    P.S. Und wer noch nicht genug hat, kann mit der erst 2003 bewiesenen Poincare-Vermutung gleich weiter machen. Die englische Ausgabe steht schon auf meinem Wunschzettel.

  • Ich habe das Buch vor knapp zwei Jahren gelesen und fand es auch gut! Das mit der Poincaré Vermutung steht auch schon auf meiner Wunschliste ;-), besonders da ich für meine Diplomarbeit auch Literatur über das Thurston Programm zur Geometrisierung von 3-Mannigfaltigkeiten (was ja eine Verallgemeinerung der Poincaré Vermutung ist) lesen musste!

    Ich :study: gerade:
    Astrid Lindgren - Los Hermanos Corazón de León
    Donal O'Shea - The Poincaré Conjecture
    Mary Janice Davidson - Undead and Unwed
    Charlotte Link - Die Rosenzüchterin

  • @ missmarple
    Big Bang gibt es jetzt auch als Taschenbuch. Hast Du schon mal einen Blick draufgeworfen? Ich finde ja das Cover grausig und bin froh, dass ich nicht gewartet habe, sondern gleich beim gebundenen Buch zugeschlagen habe.


    @ Katia
    Schöne Rezension. Ich würde glatt wieder drin lesen, wenn ich es nicht ausgeliehen hätte.

  • Hier "Geheime Botschaften" von Simon Singh ist übrigens der Link zu einem weiterem interessantem Buch vom selben Autor.


    Ich habe mein derzeitiges WG-Zimmer nicht nur möbliert, sondern auch mit einem gefüllten Regal gemietet (Gottlob auch einem leeren, so dass wenigstens ein Teil meiner Bücher mit einziehen durfte :D ) und da ist unter anderem Singhs "Geheime Botschaften" dabei, das ich als innerhalb der nächsten Monate sicher mal lesen werde 8)


    Katia

  • Katia,
    das ist ja witzig, ein möbliertes Zimmer mit gefülltem Bücherregal! Da hast du ja Glück, dass es nicht mit "Nackenbeißern" o.ä. bestückt ist.


    Wann,
    danke für den Tipp. Ich habe Big Bang noch nicht, vielleicht bringt es mir ja der Osterhase ...


    grüße von missmarple

  • Katia,
    das ist ja witzig, ein möbliertes Zimmer mit gefülltem Bücherregal! Da hast du ja Glück, dass es nicht mit "Nackenbeißern" o.ä. bestückt ist.


    OT: Ja, ich fand's auch lustig, vor allem weil gar nicht so schlechte Sachen dabei sind, viel Philosophie auch, Gedichte, Kunstbände :D . Die Porschebücher u.ä. habe ich aber in eine Kiste gepackt, den Rest in die zweite Reihe verbannt und einen Teil meiner eigenen Bücher davor gestellt :mrgreen:


    Katia

  • katja

    Zitat

    vor allem weil gar nicht so schlechte Sachen dabei sind, viel Philosophie auch, Gedichte, Kunstbände


    "neidischguck" :winken:
    Super Freude für jeden Buchliebhaber.... und eine Wohnung noch dazu :!:
    LG

    2024: Bücher: 87/Seiten: 38 703

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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