Ken Follett - Die Tore der Welt / World without end

  • Sehr gerne habe ich nach den Kapiteln der von mir zitierten Texte gesucht, €nigma, weil es mich auch interessieren würde, was Ken Follett tatsächlich geschrieben hat.

    Beide Textstellen befinden sich im 6. Teil der gedruckten Ausgabe, die erste zu Beginn von Kapitel 69, die zweite gleich am Anfang von Kapitel 79.

    Sie entspricht nicht dem Idealbild, das die Männer zu dieser Zeit von Frauen hatten.

    In mehreren Büchern habe ich gelesen, dass der mittelalterliche Mensch den Stand, in den er hineingeboren worden war als gottgegebene Ordnung empfand, die es aufrechtzuerhalten und nicht zu ändern galt. Zuletzt ist mir dieser Gedanke im Buch von Karlheinz A. Geißler "Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine" untergekommen. Emanzipation war im Mittelalter wahrscheinlich noch nicht einmal im Unterbewusstsein der Menschen (weder der Männer noch der Frauen) verankert. Auch die meisten Männer blieben aus Mangel an Alternativen ihrem Stand treu. Außerdem bot dieser die Sicherheit, die der Mensch in einer Welt, die ihm noch viel rätselhafter als uns erschienen sein muss, zum Überleben wohl unbedingt brauchte.

    Natürlich gebe ich Dir recht, wenn Du auf Ausnahmen verweist, wie die streitbare Margareta Porete, aber die Tochter eines Kaufmanns hätte im Regelfall wohl den Mann geheiratet, den der Vater für sie bestimmt hat. Deshalb ärgere ich mich über all die historischen Romane zunehmend, in denen die Frauen stets alles das tun, was sie in der Realität wohl nie getan hätten. Meines Wissens ist es für diesen Umbruch im Mittelalter einfach noch zu früh.

    Und so warte ich unverdrossen auf DEN historischen Roman, der der Realität in dieser Hinsicht endlich einmal nahe kommt und dennoch spannend ist. Schließlich steht hinter jedem erfolgreichen Mann auch eine starke Frau, und stark waren wir Frauen sicher schon immer - besonders im Mittelalter.

  • Die erste zitierte Stelle befindet sich in meiner Ausgabe auf Seite 843 und lautet so:

    Zitat

    Wulfric went to investigate and came back to report that a visiting priest, Father Derek, had arrived; so Gwenda washed the boys´faces quickly and they all went out.

    Die zweite Stelle ist bei mir auf Seite 966 und liest sich so:


    Zitat

    A year later most of the trees were established, and came out in a scatter of brave leaves.

    Im Englischen sind das ganz normale Sätze, der Übersetzer hat mal wieder Blödsinn geschrieben. Bei der Übersetzung von Ken Folletts Buch "Winter of the world" wurden sogar Sätze verändert. Im Original bekamen die Verwandten der von den Nazis getöteten Behinderten einen Brief, demzufolge die Behinderten in der Klinik an Blinddarmentzündung gestorben seien, der Übersetzer hat daraus Masern gemacht.


    In mehreren Büchern habe ich gelesen, dass der mittelalterliche Mensch den Stand, in den er hineingeboren worden war als gottgegebene Ordnung empfand, die es aufrechtzuerhalten und nicht zu ändern galt.

    Das ist richtig. Die Kirche und die Adeligen waren daran interessiert, das feudale Gesellschaftsmodell (König--->Adel/ Kleriker---> Bauern) aufrecht zu erhalten, deshalb predigte die Kirche, dass jeder Mensch an dem Platz bleiben müsse, an den Gott ihn gestellt habe. Die meisten Bauern haben das akzeptiert, sie wurden ja auch erfolgreich von jeglicher Bildung ferngehalten und konnten nicht mal dem Gottesdienst folgen oder die Bibel lesen, da beides auf Latein präsentiert wurde.
    Es gab aber auch Bauern, die (lange vor den Bauernkriegen im frühen 16.Jhdt) das nicht als gottgegeben akzeptieren wollten, so z.B. Wat Tyler (Peasants´Revolt 1381). Nach dem Wüten des Schwarzen Todes Mitte des 14.Jahrhunderts wurden die Arbeitskräfte knapp, diese Lage versuchten viele der überlebenden Bauern ebenfalls auszunutzen, indem sie "frech" wurden und Forderungen stellten.


    Emanzipation war im Mittelalter wahrscheinlich noch nicht einmal im Unterbewusstsein der Menschen (weder der Männer noch der Frauen) verankert.

    Das Wort "Emanzipation" war sicherlich unbekannt, aber es gab doch Frauen, die auch im Beruf (Handwerk in den Städten) erstaunliche Privilegien hatten und ihren Mann standen. Die ganze Seidenherstellung war in England z.B. in der Hand von Frauen. Auch die Beginen waren keinem Mann untertan. Im Buch "Frauen im Mittelalter" von Edith Ennen kann man zu dieser Thematik erstaunliche Dinge lesen.
    Ich finde es legitim, wenn Autoren in ihren Romanen eher außergewöhnliche Persönlichkeiten thematisieren und das Besondere hervorheben.

    Und so warte ich unverdrossen auf DEN historischen Roman, der der Realität in dieser Hinsicht endlich einmal nahe kommt und dennoch spannend ist.

    Dann empfehle ich Dir "Die Farben des Jahres" von Ann Baer, das die harten Lebensbedingungen der mittelalterlichen Bauernfamilien schonungslos realistisch darstellt. Ein bedrückendes, Wut erzeugendes und sehr gutes Buch!

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Und hier ist der Link zu "Die Farben des Jahres". Im Büchertreff wurde dieses Buch auch schon vorgestellt, wenn auch nur in der Kurzfassung.
    :arrow: Klick

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke, €nigma, für die Buchempfehlungen! Sind schon auf meiner WL.


    Wenn Autoren in ihren Romanen außergewöhnliche Persönlichkeiten vorstellen wollen, bin ich ja ganz einverstanden damit. Nicht einverstanden bin ich aber mit einer gewöhnlichen Kaufmannstochter, die sich außerdem noch recht zickig benimmt. Das hat Mr. Follett mit dieser Caris meiner Meinung nach nun mal nicht gut hingekriegt.


    Danke für das Zitieren der englischen Version, womit ja erwiesen wäre, dass hier die Übersetzer gepfuscht haben. Versteh ich nicht, wie man solche Sätze formulieren kann. Oder stehen die so unter Druck, dass sie einfach hinschreiben, was ihnen zu allererst in den Sinn kommt?!

  • muss ich nicht viel dazu sagen. Lesenswert. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Kein bisschen enttäuscht und jede Seite genossen.

    2024: Bücher: 99/Seiten: 43 438

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Lese gerade:

    Macdonald, Helen/Blaché, Sin - Prophet

  • Nachdem ich jetzt auch "Die Tore der Welt" gelesen habe, muss ich sagen, dass mir die Geschichte etwas besser gefällt als "Die Säulen der Erde". Das zweite Buch ist einfach spannender und die Charaktere sind mir auch sympathischer als im ersten Buch. Ich wollte gar nicht, dass das Buch zu Ende ist. Was lese ich nun bloß...
    Von mir gibt es volle 5 Sterne. Einfach top!

  • Ich bin höchst elektrisiert beim Gedanken daran, dass es im September 2017 endlich mit Kingsbridge weitergeht. :lechz: Allerdings werde ich mir die Originalausgabe zulegen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Allerdings werde ich mir die Originalausgabe zulegen.

    Die deutsche Aushgabe erscheint dann bestimmt erst wieder Jahre später :roll: Obwohl ich gar nicht weiss oob ich die überhaupt lesen mag. "Die Tore der Welt" hatte ich damals abgebrochen, das war sowas von öde und langatmig :sleep: und kam imho überhaupt nicht an das wunderbare "Die Säulen der Erde" heran. Zumindest habe ich das so empfunden.

  • Die deutsche Aushgabe erscheint dann bestimmt erst wieder Jahre später

    Der 12.September 2017 ist bereits der Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe. Seltsamerweise führt die Eingabe der ISBN zur deutschen Ausgabe hier im BT zu einer Verlinkung zu einem englischsprachigen Titel.


    Die englische Ausgabe erscheint erst am 21.September :scratch: , was mir aber recht ist, da wir am 12. nach Stockholm fliegen und ich das Buch dann nicht selbst entgegennehmen könnte.
    Dass Du "Die Tore der Welt" abgebrochen hast, finde ich sehr verwunderlich. Vielleicht hat der Übersetzer etwas vermurkst? Mir haben jedenfalls beide Kingsbridge-Romane sehr gut gefallen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Der 12.September 2017 ist bereits der Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe. Seltsamerweise führt die Eingabe der ISBN zur deutschen Ausgabe hier im BT zu einer Verlinkung zu einem englischsprachigen Titel.

    Oh, ok, danke Dir ! Ich habe da. ehrlich gesagt, gar nicht draufgeklickt weil ich die englischee Ausgabe sah. :lol: Ja, die Verlinkung ist hier manchmal seltsam und nicht nachvollziehbar, ist mir vor allem bei unterschiedlichen Covern schon öfter aufgefallen.


    Dass Du "Die Tore der Welt" abgebrochen hast, finde ich sehr verwunderlich. Vielleicht hat der Übersetzer etwas vermurkst?

    Ich hab keine Ahnung, ist ja auch schon etliche Jahre her. Vielleicht sollte ich es einfach nochmal probieren. Den Backstein gibt es bestimmt auch als ebook. Als ich das damals las kannte man den Begriff und das Objekt Objekt "ebook-reader" noch gar nicht :lol:


    Mir haben jedenfalls beide Kingsbridge-Romane sehr gut gefallen.

    Wie gesagt, "Die Säulen der Erde" fand ich Klasse und hab ich verschlungen. :thumleft:

  • Den Inhalt setze ich hier voraus.


    Das Mittelalterepos um Kingsbridge geht fulminat weiter


    Mir hat der Schunken gefallen.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)