Jonathan Coe – Allein mit Shirley / What a carve up!

  • Original: What a carve up! (englisch, 1994)


    Michael Owen war mit zwei Erstlingswerken gut aufgefallen und wurde dann von der alten Tabitha Winshaw beauftragt, eine Chronik ihrer reichen Familie zu schreiben. Insbesondere im Thatcher-England der 80iger Jahre sind die verschiedenen Glieder der Dynastie in allen Bereichen der englischen Gesellschaft taetig und an Machtpositionen. Dabei zeichnet sie alle ein grosser Zynismus, Opportunismus und ein absoluter Mangel an Skupellosigkeit aus. Ihr Tun beruehrt sowohl die Politik, das Gesundheitswesen, die Landwirtschaft, die Kunst, die Medien als auch die Schwerindustrie. Dieses Buch vereint in sich sowohl Elemente des Krimis (denn es geht auch um unaufgeklaerte Verbrechen) als auch eine bissige Kritik gewisser Gesellschaftsentwicklungen des « establishments ». Nach und nach wird dem Leser und auch dem Verfasser der Chronik, Michael Owen, klar, wie sehr die eigennuetzigen Entscheidungen seiner Protagonisten auf den verschiedenen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens konkrete Auswirkungen auf das Leben von Menschen hat. Ja, Owen wird entdecken, dass er in vielerlei Hinsicht Teil der Geschichte ist, die er zu schreiben versucht.


    In einem ganz anderen Stil als im von mir gelesenen « Haus des Schlafes » erzaehlt Jonathan Coe brilliant nicht nur eine absolut ferne Intrigengeschichte, sondern schreibt eine m.E. sehr kritische und bissige Satire. Als waschechter Englaender verliert er mitten in den Ungeheuerlichkeiten nie seinen Humor und so kann man von einer Pointe zur anderen lesen und ich habe oft an mich halten muessen. Sehr gekonnt wird die « grosse » Geschichte verbunden mit den Konsequenzen im Leben Einzelner.


    Was fuer eine herrliche Mischung zwischen britischem Humor, Spannung und offensichtlicher Kritik! Ich habe das Buch verschlungen!


    Jonathan Coe wurde 1961 in Birmingham geboren, studierte in Cambridge und lehrt in Warwick. (Siehe auch: http://en.wikipedia.org/wiki/Jonathan_Coe )


  • Dabei zeichnet sie alle ein grosser Zynismus, Opportunismus und ein absoluter Mangel an Skupellosigkeit aus.


    Natürlich muss es heissen: ein Mangel an Skrupel, bzw. eine grosse Skrupellosigkeit! Tolle Fehlleistung - amüsant!

  • Im Englischen also "What a carve up!"


    A brilliant noir farce, a dystopian vision and the story of an obsession. Michael is a lonely, rather pathetic writer, obsessed by the film, 'What A Carve Up!' in which a mad knifeman cuts his way through the inhabitants of a decrepit stately pile as the thunder rages. Inexplicably, Michael is commissioned to write the family history of the Winshaws, an upper class Yorkshire clan whose members have a finger in every establishment pie. But as a murderous maniac stalks the family, Michael realizes that his favourite film is coming true. (Produktbeschreibung bei amaz.de)

  • Danke für die Erinnerung an dieses herrlich böse und witzige Buch. Es ist schon ewig her, dass ich das gelesen habe, aber ich kann mich immer noch sinngemäß an den ersten Satz erinnern, in dem es ungefähr heißt " ...verlor Tante Tabitha den Verstand und hat ihn bis heute nicht wiedergefunden" :D


    Könnte ich glatt mal wieder lesen.