Tom Rob Smith - Kind 44 / Child 44

  • Das Buch zu kaufen traute ich mich nicht, aber die Neugier rief und so habe ich es vom Bestsellertisch der Bücherei mitgenommen. Mal sehen, ob ich es durchhalte.


    Gruß Wirbelwind


    :study: Tom Rob Smith, Kind 44
    :study: Bernhard Schlink, Der Vorleser

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • So habe "Kind44 "nun auch gelesen und fand es nicht ganz so scheußlich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nun dank eurer Beschreibung war ich ja dementsprechend vorgeimpft.
    Ich fand es extrem spannend und meine Gefühlsregungen schwankten von angewidert, angeekelt, aber auch fasziniert.
    Ansonsten kann ich Karthause nur beipflichten - ich kann es empfehlen, aber der dringende Hinweis um was es genau geht darf nicht fehlen.
    4 von 5 Sternen.
    Gruß Wirbelwind


    :study: Bernhard Schlink, Der Vorleser
    :study: Katharina Hagena, Der Geschmack von Apfelkernen

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Die Stimmung in der damaligen Sowjetunion, die Ängste der Bürger, die unbeschreibliche Brutalität und Rücksichtslosigkeit des Geheimdienstes und die Funktionsweise des Stalinregimes hat Smith m. E. hervorragend eingefangen und beschrieben. Die Kriminalfälle dagegen und das Ende des Buches erschienen mir etwas zu konstruiert.
    Die Sprache ist einfach und gut zu lesen. Dadurch rücken aber die Grausamkeiten, die beide Szenarien verbindet sehr deutlich in den Vordergrund. Beklemmung und Erschütterung ließen mich während des Lesens nicht los. Hinzu kommt das der Roman so geschickt aufgebaut ist, dass die Spannung stetig wächst und der Leser in der Handlung gefangen ist.
    Ich würde dieses Buch empfehlen, aber immer darauf hinweisen, dass kaum vorstellbare Gräueltaten dieses Buch prägen.


    4 von 5 Sternen

    Diese Meinung kann ich eigentlich nur unterschreiben. Eigentlich wollte ich meine Meinung ausführlich kundgeben, doch dafür habe ich keine Zeit. Habe das Buch vor einem Monat durchgelesen und es gefiehl mir sehr. An einigen Stellen lief es mir wirklich kalt den Rücken herunter und ich bin froh, dass ich nicht im Stalin-Regime lebe. Solche Bücher machen mein Leben erst richtig lebenswert - denn dann merkt man erstmal, dass es einem ja doch irgendwie gut geht ;)

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Zwei historische Ereignisse haben mich zu "Kind 44" geführt:
    Der Holodomor, die große Hungersnot 1932/33 hauptsächlich in der Ukraine, die das Umfeld des Romananfangs bildet und damit auch eine Art "Grundlage" (bereits nach den wenigen Seiten wusste ich, dass ich das Buch schnell ausgelesen haben würde, weil es Smith unglaublich schnell gelungen ist, diese für mich eigentlich vollkommen fremde, brutale Welt mit Worten in meinem Kopf wiederauferstehen zu lassen).


    Und dann der reale Fall des Serienmörders Andrej Tschikatilo, von dessen Geschichte ich irgendwann in den 90ern die Verfilmung gesehen habe (Citizen X). Auch Tom Rob Smith orientiert sich an diesem Fall, auch wenn er das Geschehen von Ende der 70er bis Anfang der 90er in die 50er Jahre verlegt. Von diesem zeitlichen Umfeld profitiert der Roman ungemein, denn die Krimihandlung an sich ist eigentlich eher schwach (mir geht es ähnlich wie Karthause, die Fälle sowie auch das Ende habe ich als konstruiert und auch ein wenig unwahrscheinlich empfunden). Das hat aber für mich beim Lesen kaum eine Rolle gespielt, weil die Atmospähre so unheimlich packend war, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und in einem Rutsch durchgelesen habe. Die sehr überzeugende Darstellung des Stalinregimes, die Angst vor Denunzation und gleichzeitig der zeitweilig blinde Glaube an den Staat ("das Wohl des Ganzen"...) machen beklommen, und mehr als einmal musste ich schon schwer schlucken. Und obwohl die Auflösung zumindest in Teilen vielleicht ein wenig vorhersehbar war, ist es Smith gelungen, die Spannung Seite für Seite aufrecht zu erhalten.


    Auch wenn ich mir immer noch nicht vorstellen kann und will, wie es sein muss, in einem Land zu leben, in dem man niemanden vertrauen kann, im Grunde nicht einmal der eigenen Familie, in dem man in ständiger Furcht vor dem Staat und dessen Willkür lebt, weil ein Leben nichts wert ist, hat mir das Buch trotzdem einen sehr guten Eindruck davon vermittelt. Zurück bleibt mir eine Menge Stoff zum Nachdenken, und das Bedürfnis, über den trotz allem fiktiven Roman hinaus etwas über die damalige Zeit zu erfahren.



    Fazit: Auch von mir 4 von 5 Sternen, und der Leseempfehlung in Verbindung mit der bereits mehrfach ausgesprochenen Warnung kann ich mich ebenfalls anschließen.

    In allem habe ich Ruhe gesucht und sie nirgends gefunden außer in einer Ecke mit einem Buch.
    - Umberto Eco

  • ich hatte mir diese buch auf empfehlung von enigma besorgt und ich muss sagen,enigma hat wieder einmal einen guten buchgeschmack bewiesen.


    ich bin zwar erst auf seite 170,aber ich kann das teil kaum aus der hand legen.


    da ich morgen in urlaub fahre,liegt es schon ganz oben im handgepäck.smile38.gif

  • Trotz der tatsächlich etwas konstruiert wirkenden Krimihandlung möchte ich diesem Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: nicht vorenthalten. Schockierende Einblicke in die Stalin-Zeit und keinerlei Hänger vom sehr guten Start bis zum bitteren Ende. Und was mich noch immer beschäftigt ist die Frage, wie es zusammenpassen soll, dass damals Kinder für die angeblichen Taten ihrer Eltern getötet oder in verlauste Waisenhäuser geschickt wurden und den Menschen trotzdem wichtig gewesen sein soll, dass der Mörder zur Strecke gebracht wurde. Man sollte meinen, es hätte ihnen egal sein können, ob der Staat die Kinder drangsaliert/tötet oder ein irrer Mörder. Selten denke ich über einen Thriller so lange nach.


    Der Nachfolger, "Kolyma", ist schon unterwegs zu mir.

    "Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler" (Philippe Dijan)


    Tauschgnom

  • Ich hab das Buch mal angefangen, aber nicht weitergelesen, bin einfach nicht reingekommen.
    Mir war´s zu trocken, hat mich einfach nicht fesseln können. :(


    Wo bitte ist dieses Buch trocken??? Schon der Anfang mit der Jagd auf den "Dachhasen" war doch klasse.

    "Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler" (Philippe Dijan)


    Tauschgnom

  • Wo bitte ist dieses Buch trocken??? Schon der Anfang mit der Jagd auf den "Dachhasen" war doch klasse.

    Ich hatte von Anfang an das Gefühl, daß mich das Buch nicht anspricht, mußte mich gleich durch die ersten Seiten durchkämpfen. Zum Glück hatte ich es eh nur geliehen, von daher hab ich es dann auch nicht weiter versucht. Geschmäcker sind halt verschieden.

  • Auch ich habe dieses Buch jetzt gelesen und schließe mich der hier schon oft geäußerten Meinung gern an: Ein sehr empfehlenswertes Buch! Ich war von Anfang bis Ende des Buches schockiert, betroffen, z. T. angeekelt - aber auch neugierig wie es weitergeht.
    Smith hat den Spannungsbogen sehr schön gehalten, es wurde nie langweilig oder langatmig.
    Mir hat auch die Geschichte um die Beziehung von Leo und Raissa sehr gut gefallen.
    Obwohl ich beim Lesen absolut nicht zimperlich bin (mein Kopfkino macht ja "meine" Bilder), ist dies eines der ganz wenigen Bücher, bei denen ich überlegt hatte, es wegzulegen bzw. das mir schlechte Träume bescherte. Aber ich musste weiterlesen und bin froh darüber.
    Dieses Buch erhält von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: !

    :study:




    Es gibt viele Wege zum Glück. Einer davon ist, aufhören zu jammern.

    Albert Einstein

  • "Kind 44" verbreitet in anschaulichster Weise die düstere Stimmung im stalinistischen Russland. In einer Zeit, in der jeder von jedem denunziert werden und durch ein falsches Wort der Folter und dem Tod zum Opfer fallen könnte. Einer Zeit, in der Vertrauen so gut wie gar nicht existent ist.
    Bitterste Armut und eine gnadenlose Hackordnung prägen das Gesellschaftsbild und verschlagen dem Leser förmlich die Sprache.
    Verbrechen gab es laut Regierung nicht, denn alle Menschen waren gleich und hatten somit gar keinen Grund um zu stehlen oder zu morden. Und wenn dann doch das ein oder andere Vergehen bekannt wurde, wurden sie entweder als Unfall vertuscht oder ohne irgendwelche Untersuchungen den Alkoholikern oder Homosexuellen angehängt, die durch ihre Abartigkeit in den Augen der Regierung keine vollwertigen Sowjetbürger waren - und somit ohnehin durch die Statistik fielen.


    Und dann ereignet sich diese gruselige Mordserie an weit über 50 Kindern.
    Weil nicht sein kann, was nicht sein darf macht der Staat die Augen zu und verfolgt stattdessen jene, die den Mörder zu fassen versuchen...


    Ein atemberaubend spannender, Gänsehaut hervorrufender Schmöker.


    Die Sprache ist einfach und gut zu lesen. Dadurch rücken aber die Grausamkeiten, die beide Szenarien verbindet sehr deutlich in den Vordergrund. Beklemmung und Erschütterung ließen mich während des Lesens nicht los. Hinzu kommt das der Roman so geschickt aufgebaut ist, dass die Spannung stetig wächst und der Leser in der Handlung gefangen ist.
    Ich würde dieses Buch empfehlen, aber immer darauf hinweisen, dass kaum vorstellbare Gräueltaten dieses Buch prägen.


    Ich habe das Buch jetzt zur Hälfte gelesen. Um nicht alles zu wiederholen, zitiere ich meine Vorschreiberinnen. Ich bin genauso schockiert wie ihr über die Brutalität dieses Buches. Es ist an manchen Stellen schwer für mich, weiter zu lesen. Ich kann Eure Rezies bloß noch unterschreiben, weil mir selbst fast die Worte fehlen.
    Wenn es nicht so gut geschrieben wäre, würde ich wahrscheinlich abbrechen! Ich will aber unbedingt wissen, wer hinter den Verbrechen steckt und ob Leo sich und seine Familie vor der Verfolgung durch den MGB retten kann 8-[
    Mein Freund scharrt mit den Hufen, weil er das Buch unbedingt lesen will. Er kennt sich mit dem geschichtlichen Hintergrund viel mehr aus als ich und ist schon sehr gespannt auf die Lektüre ...

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich vergebe für Kind44 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Meine Meinung:
    Geschockt war ich von der wahnsinnigen Brutalität dieses Thrillers. Hätte mich der Schreibstil nicht so gepackt, hätte ich das Buch bestimmt vor den ersten 100 Seiten weggelegt. Aber die Geschichte fesselt, lässt einen nicht mehr los. Ist packend geschrieben ... ein Thriller wie ich ihn selten gelesen habe.


    Leo ist gefangen in dem System der Stalinzeit. Was das Regime sagt, ist Gesetz. Eigenes Denken ist verboten, täglich werden Menschen hingerichtet, die nicht in dieses System passen. Wenn sie nicht getötet werden, werden sie gefoltert und wie Vieh in den Gulag nach Kolyma geschickt. Mir war klar, dass Stalin kein Waisenknabe war aber wie detailliert hier die Brutalität des Geheimdienstes und der Miliz beschrieben werden, so deutlich mar mir das wohl doch nicht. Der Hintergrund im Buch ist sehr gut recherchiert und man kann sich die Realität der damaligen Zeit gut vorstellen.


    Die wilde Verfolgungsjagd, die Flucht der Protagonisten ist so spannend beschrieben, dass ich kaum aufhören konnte zu lesen. Das ist ein Handlungsstrang. Der andere zeigt den Weg des Mörders, wie er ein Kind nach dem anderen tötet. Und Leo kommt ihm immer dichter auf die Spur.
    Die Art und Weise wie der Mörder vorgeht, ist kaum vorstellbar und grenzenlos brutal beschrieben. Einen Film könnte ich hier nicht ertragen. Aber warum mordet er? Das erfährt man - natürlich - am Ende des Buchs. 8)

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Nachdem das erste Kapitel sehr spannend und wohl auch ziemlich grausam war, mußte ich mich über die nächsten 150 Seiten hinwegquälen. Teilweise dachte ich, ich lese eine Abhandlung über das kommunistische Russland. Auch die ganzen Verschachtelungen, wer warum wann was macht oder gemacht hat und Leos Verfolgungsjagd, die Folterung(en), die Situation mit seiner Frau usw - all das ergibt im Hinblick auf das erste Kapitel keinen Sinn.


    Aber dann taucht doch die richtige Handlung auf, Leos Versuche den Mörder zu finden und dabei selbst immer in der Ziellinie zu stehen, verfolgt von einem rachsüchtigen "Kollegen" und mir nur wenig Unterstützung. Die Auflösung fand ich extem klasse, hier tat mir der Täter (wie wahrscheinlich vielen anderen) schon richtig leid.


    Alles in allem würde ich 4 Sterne vergeben.

  • Mein "Kind 44" ist nun auch bei mir eingetrudelt- bin ja mal echt gespannt, wie es mir gefallen wird! Auf jeden Fall eine dicke Schwarte und bin echt gespannt, da es hier ja doch stark diskutiert wurde! Kann dann mal losgehen, gelle? Ich werde berichten :study:

  • Ich habe das Buch heute Mittag angefangen und jetzt nachdem ich gut 100 Seiten gelesen habe wieder abgebroche, ich komm irgendwie nicht rein, ich weiß auch nicht wieso ich mich mit der Geschichte nicht anfreunden kann. Da ich das Buch nur geliehen habe, ist es nicht schlimm wenn ich es nicht beende, ich lese jetzt erstmal was anderes und überlege es mir dann nochmal

  • Ich habe das Buch vor ein ppa tagen angefangen zu lesen und ich finde es klasse!!


    Ich selbst komme aus Russland und kenne die Namen und die dazugehörigen Organisationen und was sie bedeuten. ich finde es allerdings schwierig für andere Leser, die nicht russisch sprechen können.


    beziehungsweise wäre es mir lieber, wenn der Autor mehr über diese Dinge schreibt..


    Aber das kann ja noch kommen. Bin ja noch nicht sooo weit.

  • So, das Buch habe ich diesen Monat von LisaM geschenkt bekommen und ich werde heute Abend mit dem Lesen anfangen. Deswegen wollte ich mich schon mal vorab im Thread informieren und bin ganz froh, dass ich das gemacht habe, denn so kann ich mich schon mal darauf einstellen, dass es wohl sehr blutig werden wird. €nigmas Vergleich mit McFadyen hilft mir da sehr weiter, da ich immerhin eines der Bücher kenne. Mal sehen, wie es wird, ich werde berichten. ;)