Knud Romer - Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod

  • Klappentext:


    Knud Romer hat mit seinem ersten Roman in Dänemark einen Skandal ausgelöst. Er erzählt die so dramatische wie gewöhnliche Geschichte seiner deutsch-dänischen Familie und schreibt sich den Alptraum seiner Jugend im dänischen Nykobing von der Seele. Ein "deutsches Schwein" ist Knud für seine Mitschüler in Nyk, weil er anders ist als die anderen: Er trägt Lederhosen, singt deutsche Lieder und bekommt in Dänemark unübliche Pausenbrote mit in die Schule. Und ausgerechnet seine Mutter, deren erster Verlobter als Mitglied der "Roten Kapelle" von den Nazis hingerichtet wurde, wird als "Hitlerliebchen" beschimpft. Quer durch Dänemark und Deutschland führt die Geschichte seiner Familie über drei Generationen. Der dänische Großvater scheitert bei all seinen Unternehmungen und sitzt am Ende nur noch am Bahnhof und schaut den Zügen hinterher. Dessen Sohn, Knuds Vater, hingegen ist so bemüht, alles korrekt und vorbildlich zu erledigen, daß er sogar dem deutschen Heer beim Einmarsch in Dänemark behilflich ist und den Soldaten den rechten Weg nach Kopenhagen zeigt. Die deutsche Großmutter wird beim Bombenangriff auf Magdeburg schwer verletzt; grausam entstellt, ist sie für den Enkel trotzdem eine Figur von klassischer Schönheit. Onkel Hermann schließlich aus Oberfranken schenkt Knud bei jedem Besuch Splitter einer Handgranate, die ihm nach und nach aus der Haut wachsen und liefert damit das Material für Knuds großen Befreiungsschlag ...


    Autor und Meinung:


    Knud Romer ist 1960 geboren und ist einer der bekanntesten Werbefachleute Dänemarks, hat kulturhistorische Bücher geschrieben und spielte in von Triers Idioten mit.


    Angeblich hat er seine Wohnung verloren, danach seine Freundin und auch noch seinen Job, indem er darüber herzog, wieviel Geld Leute für schlechte Werbekampagnen ausgeben. Dann hat er sehr dem Wodka zugesprochen und seine jetzige Freundin kennengelernt, die es ihm ermöglichte, das zu tun, was er schon immer tun wollte, nämlich schreiben.


    Ob das alles stimmt oder ob sich da jemand selbst inszeniert, kann ich nicht beurteilen.
    Mit seinem Erstlingswerk hat er jedenfalls einige Preise gewonnen, stand monatelang auf Platz 1 der dänischen Bestsellerliste und hat in seiner Heimat eine öffentliche Diskussion ausgelöst.
    Die Frage ist, inwiefern der Roman autobiographisch ist oder nicht.
    Ein Ich-Erzähler, der Knud heißt, erzählt in Episoden von sich, seiner Mutter und seinen Großeltern und Verwandten. Er erzählt von den Erlebnissen in Nykøbing, dem Ort, in dem Knud Romer wirklich aufgewachsen ist. In der dänischen Ausgabe wurde das Buch auch als Tatsachenroman bezeichnet.
    Und daraufhin haben sich ehemalige Klassenkameraden zu Wort gemeldet, und behauptet, dass das damals gar nicht so schlimm gewesen wäre und Romer übertreibe.
    Wie dem auch sei, die deutsche Ausgabe trägt nur die Bezeichnung Roman. Und es ist schon hart, wenn Romer wie auf Seite 112 schreibt:
    „Der zweite Weltkrieg hatte niemals aufgehört, wenn es um Mutter, Vater und unsere Familie ging, Nykøbing war noch immer besetzt.“


    Auf jeden Fall ist es eine interessante Frage, inwieweit reale Dinge, die in einem Roman auftauchen auch der Realität entsprechen müssen oder sollten. Und falls es nicht stimmt, darf man Menschen so diffamieren.


    Auch unabhängig von der Diskussion ist der Roman ein gutes Buch: ernst, komisch, übertreibend und auf jeden Fall das Lesen wert.

  • Hallo Herbstsonne,


    ob ich mir das Buch zulege, weiß ich noch nicht, ich bin zwiegespalten dem Thema gegenüber, ABER, egal, wie ich mich entscheide, du hast eine sehr gute Rezension geschrieben, die genug preisgibt und doch nicht zuviel, die neugierig macht, einen aber nicht überredet.


    =D>


    Viele Grüße und danke, Tanni

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Jawoll, ich habe das Buch auch gelesen und ich stimme der Rezensentin zu. In allen Punkten. Dank für die schöne Rezi. :winken: Das Buch lohnt sich allemal, auch wenn ich sagen muss, dass es durchaus auch zwei- oder dreihundert Seiten mehr hätte haben dürfen.

    Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beissen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch.
    Zitat: Mark Twain