Ann Cleeves - Die Nacht der Raben / Raven Black

  • Inhalt:
    Winter auf den Shetland-Inseln. Still ruht die Welt unter einer weißen Decke. Das Mädchen im Schnee trägt einen roten Schal um den Hals. Um sie herum sitzen Raben. Als Fran Hunter die Leiche der Sechzehnjährigen findet, ist es um die Dorfidylle geschehen. Ein Schuldiger ist schnell gefunden: Die Polizei verhaftet Magnus Tait, einen menschenscheuen Sonderling. Doch dann verschwindet während des Wikingerfestivals Up Helly Aa Frans kleine Tochter Cassie



    Meine Meinung:
    Exotisches Setting. Nachdem es schon jede Menge Krimis gibt, die auf Island spielen und Krimis von den Färöern oder Åland, spielt dieser Krimi auf den Shetland-Inseln. Drei weitere Krimis sollen folgen, und die vier dann die Jahreszeiten abdecken. Die Autorin selbst kommt gar nicht von den Shetland- Inseln, was aber ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss.


    Catherine wurde ermordet. War es Magnus, der sonderbare, autistische Mann, der ganz in der Nähe des Tatorts wohnt? Er wurde schon Jahre vorher verdächtigt, die kleine Catriona getötet zu haben. Nachweisen konnte man ihm den Mord damals zwar nicht, doch trotzdem hielt man sich seitdem von dem Mann fern. War es derselbe Täter, und wenn ja, war es Magnus? Eigentlich ähneln sich die beiden Morde kaum. Catriona war viel jünger und ihre Leiche ist nie aufgetaucht, Catherines Leiche hingegen wurde sofort gefunden. Magnus wird festgenommen und dann verschwindet auch noch die kleine Cassie. Wieder ein Mädchen, wieder beginnt der Vorname mit C. Zufall?


    Toller und atmosphärisch dichter Krimi, der neben dem Mord und dessen Aufklärung auch davon handelt, wie es ist, als Fremder oder Fremde in eine eingeschworene Gemeinschaft zu kommen und wie es ist, einsam zu sein.
    Auch die Auflösung ist überraschend.


    Sehr zu empfehlen.

  • Ich habe das Buch auch gelesen und stimme Herbstsonne zu. :)
    Dieses Buch ist wirklich ein lesenswerter Kriminalroman, atmosphärisch sehr dicht und mit Charakteren, die einem noch lange in Erinnerung bleiben. Toll sind die verschiedenen Fährten, die gelegt werden. Immer wieder führt die Autorin einen auf falsche Fährten und die Auflösung fand ich wirklich super und überzeugend.
    :thumleft:


    Ich finde es auch schön, dass dieses Buch Spannung aufbaut und trotzdem vollkommen ohne Schockmomente oder blutig-grausame Szenen und Beschreibungen auskommt. :thumleft:


    Absolut empfehlenswert! :D

  • Eine gute Rezension Herbstsonne! Vielen Dank, sie hat mich dazu gebracht, das Buch zu bestellen...


    ...was ich ausserdem sehr schön an dem Buch finde ist, dass die Schriftstellerin es versteht, sowohl junge, als auch alte Menschen zu beschreiben, ohne irgend einen unfreundlichen Beigeschmack zu hinterlassen, weder Häme, noch Bevormundung. Ich konnte mich sowohl in den Polizisten, wie in das junge Mädchen hinein versetzen, und habe darum gebangt, dass der alte Magnus nicht im Gefängnis bleiben muss :D ...mir vorstellend, er würde dort sehr schnell sterben. :cry: ...so nah kamen die Figuren beim Lesen!


    Und du hast recht Strandläuferin: die Protagonisten bleiben lang im Gedächtnis haften, als gehörten sie plötzlich zum eigenen Bekanntenkreis. Ich habe sogar eine Weile lang überlegt, wie der Sally zu helfen wäre, da sie ja ein paar sehr unangenehmen Jahren entgegensehen musste...


    Jetzt habe ich den zweiten Krimi von Ann Cleeves bestellt, und freue mich schon drauf :bounce:

  • Hatte schon lange Zeit keinen Krimi mehr gelesen, der letzte war der erste "Larsson", und bin dem Rat einer Kollegin gefolgt.


    Im ersten Moment war ich ein wenig enttäuscht. Dachte, ich würde ein weiteres Mal plum auf eine angebliche Fährte gelockt, die mich glauben machen soll, der erste Tatverdächtige (der durch seine Außenseiterstellung natürlich dafür herhalten muss) sei der wahre Mörder und ist es natürlich NICHT.


    Hab gedacht, ich gebe dem Roman nach den ersten Kapiteln voller Mißtrauen eine Chance und siehe da: ich wurde belohnt. Sowohl die Aufklärung des Falls, als auch Stimmung, Atmosphäre und Charaktere (Entwicklung,Konstellation,...) sind absolut überzeugend.


    Die Idee, vier Bände nach Jahreszeiten (und damit vermutlich für die Shetland Inseln sehr charrakteristischen natürlichen Gegebenheiten) zu konstruieren, finde ich sehr kraetiv und gelungen. Man kann sich auf weitere Fälle freuen, die die Geschichte um das Land und seine Einwohner weiterstrickt und gleichzeitig auf Abwechslung hoffen. Und man weiß ebenso schnell, dass es keine Endlos-Reihe wird, in der noch Kindeskinder als Ermittler in die Fußstapfen ihrer Eltern treten, nur um weitere Romane auf die selbe Stufe des Erstlings stellen zu können.



    Kann jemand schon etwas über den zweiten Bnd berichten?

    Ich habe alles was ich brauche. Nur keinen Charakter. Und keinen Plan.


    Wir glauben nichts mehr, und weil wir nichts mehr glauben, glauben wir jeden Mist.
    (Lehnartz: Global Players)

  • Ich habe das Buch als Hörspiel im Radio gehört, und ich war wirklich total gefesselt. Manchmal habe ich sogar regelrecht vor Spannung gezittert. Am nächsten Tag bin ich ab in die Stadtbücherei und habe auch noch gleich das Buch ausgeliehen und verschlungen. :thumright:

    "Werter Herr, die Tatsache, dass ein Buch in einer öffentlichen Bibliothek zugänglich ist, tröstet mich keineswegs. Wäre es nicht der Gesetze wegen, ich würde sie stehlen. Wäre es nicht meiner Börse wegen, ich würde sie kaufen."
    --Harold Laski

  • Brigitte: Dankeschön! :love: Ich wusste nicht einmal, dass ein eine Fortsetzung gibt. 8-[

    "Werter Herr, die Tatsache, dass ein Buch in einer öffentlichen Bibliothek zugänglich ist, tröstet mich keineswegs. Wäre es nicht der Gesetze wegen, ich würde sie stehlen. Wäre es nicht meiner Börse wegen, ich würde sie kaufen."
    --Harold Laski

  • Ich habe das Buch aufgrund euer Empfehlungen aus meinem Regal gekramt und - in fast einem Rutsch gelesen. Ein sehr überzeugendes Buch, gut dargestellte Charaktere, eine (bzw. mehrere) schlüssige Handlungen, eindeutige Motivlagen, tolle Überraschungsmomente gegen Schluss und ein für mich gelungenes Einfangen der Atmosphäre der Shetland-Inseln


    Danke für die Rezi


    Ich werde mir die Folgebände jetzt auch besorgen


    Von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Dieses Buch (das englische Original) hatte ich letzte Woche aus der Bücherei entliehen . Ich konnte damit gar nicht warm werden und habe es nach ca 50 Seiten gelangweilt abgebrochen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Die Geschehnisse werden aus der Sicht mehrerer Personen wiedergegeben. Zu Anfang brauchte ich etwas bis ich mich an diese Herangehensweise gewöhnt hatte, da der erzählende Personenkreis nicht nur Ermittler einschließt, einige Dorfbewohner kommen ebenfalls zu Wort.

    Durch die unterschiedlichen Perspektiven erhält man nicht nur Einblick in den Alltag, die Teilhabe an Gedachtem ermöglicht ein differenziertes Bild der handelnden Figuren. Die Erzählweise macht den Reiz des Buches aus und eignet sich bestens zur Auslegung unterschiedlichster Fährten. Ich fühlte mich gut unterhalten. Die Auflösung ist schlüssig, wenn auch nicht überraschend.

    Einziger Wermutstropfen: Obwohl die Autorin traditionelle Feste der Shetlands einbaut, konnte ich kein Gespür für das Typische entwickeln. Dieser Krimi hätte auf jeder rauen Insel spielen können.


    Fazit

    Guter Krimi, der durch seine Erzählweise besticht :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ein ruhiger Kriminalroman, der mich begeistert hat


    Buchmeinung zu Ann Cleeves – Die Nacht der Raben


    Die Nacht der Raben ist ein Kriminalroman von Ann Cleeves, der 2007 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Tanja Handels erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet Raven Black und ist 2006 erschienen.


    Zum Autor:
    Ann Cleeves lebt mit ihrer Familie in West Yorkshire und ist Mitglied des «Murder Squad», eines illustren Krimi-Zirkels. Für ihren Kriminalroman «Die Nacht der Raben» erhielt sie den «Duncan Lawrie Dagger Award», die weltweit wichtigste Auszeichnung der Kriminalliteratur. 2017 wurde sie für ihr exzellentes Lebenswerk mit dem «Diamond Dagger» ausgezeichnet. Sowohl die «Vera Stanhope»-Reihe, als auch Cleeves zweite Serie um das Shetland-Quartett, sind verfilmt worden.


    Zum Inhalt:
    Es ist Winter auf den Shetland-Inseln und im Schnee liegt die Leiche einer Sechzehnjährigen, die von Raben umgeben ist. Der einheimische Kommissar Jimmy Perez erhält Unterstützung vom Festland und bald steht der Sonderling Magnus Tait unter Verdacht. Doch Jimmy Perez hegt noch Zweifel.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist nicht nur ein spannender ruhiger Kriminalroman sondern auch eine Milieustudie der Inselbewohner. Meist folgen wir der Perspektive und den Gedanken von Jimmy Perez, der fast sein gesamtes bisheriges Leben auf den Shetlands verbracht hat. Er geht bedacht vor und will alle Möglichkeiten prüfen und sich nicht zu früh festlegen. Ich mag diese Figur sehr, zumal auch private Dinge eine Rolle spielen. Es gibt die Möglichkeit auf seiner Geburtsinsel einen Bauernhof zu übernehmen und damit auf die Insel seiner Eltern zu ziehen. Beruflich redet Jimmy Perez viel mit den Menschen und sein Eindruck von den Betroffenen ist für ihn wichtig. Aber die Geschichte wird auch aus anderen Perspektiven erzählt. So erkennt man bald, dass die Einwohner diverse Geheimnisse hüten und viele Menschen mit Problemen zu kämpfen haben. Die Figuren sind durch die Bank komplex mit Ecken und Kanten gezeichnet und bieten Raum für Überraschungen. Manche Figuren sind wenig sympathisch, haben aber Einfluss. Jimmy Perez bleibt hartnäckig und deckt so manches Geheimnis auf. Zum Ende hin erhöhen sich Erzähltempo und Spannung deutlich. Die glaubhafte Auflösung ist tragisch und unerwartet.


    Fazit:
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht der sympathische Kommissar Jimmy Perez, der verstehen will, warum etwas geschehen ist. Der Plot ist komplex und gibt dem Kommissar viele Angriffspunkte. Die dunkle Grundstimmung passt sehr gut zur Erzählung. Mit hat der Titel begeistert und deshalb vergebe ich gerne fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln