Eines Tages erhält die junge Bibliothekarin Jane Kerry einen Umschlag mit einem Fünfzig-Dollar-Schein und der Aufforderung, sich an einem ominösen "Spiel" zu beteiligen: Wenn sie jeweils um Mitternacht eine bestimmte Aufgabe löst, dann verdoppelt sich ihre Belohnung. Sie macht mit. Die ersten Aufgaben sind noch leicht, doch sie werden härter - bis es für Jane kein Zurück mehr gibt: Das "Spiel" artet zu reinstem Terror aus... (Klappentext)
Zu viel Besinnlichkeit zu Weihnachten schadet nur, also kann man mit einer Lektüre wie Laymons „Das Spiel“ der Besinnlichkeit entgegenwirken. Bei dem Plot des Buches musste ich unweigerlich an SAW denken, gewisse Parallelen lassen sich da nicht verhehlen, wobei Laymon hier wohl der Vorreiter war, sein Buch ist ja immerhin schon von 2001.
Das Buch selber lässt sich super in einem Rutsch durchlesen. Keine komplizierten Sätze, über die man vielleicht mal nachdenken müsste, keine „unnötige“ Charakterisierung, keine Landschaftsbeschreibungen – die Handlung bewegt sich ganz gradlinig nach Vorne ohne größere Ausschweifungen. Dazu schafft Laymon es auch, eine dauerhafte Spannung zu erzeugen, so dass man das Buch nur ungern zur Seite legt – ein Effekt der auch bei Ketchums Evil auftrat: simpel, aber irgendwie fesselt.
Mit tollen Charakteren kann Laymon definitiv nicht Punkten. Der Hauptcharakter, Jane, wurde mir über das komplette Buch hinweg eigentlich nicht so recht sympathisch. Zu wenig erfährt man, zu fragwürdig sind ihre Handlungen, zu unklar ihre Motivation. Ihr männlicher Sidekick Brace, mit dem sie ab und an mal schlafen darf, bleibt total platt und ist wohl nur drin,.damit man die obligatorische Liebelei zweier Charaktere in das Buch bekommt. Die Handlung ist anfangs noch recht glaubwürdig, kippt dann aber spätestens als sich Jane und der Unbekannte mittels Kritzeleien auf Janes Körper „unterhalten“, die sie im Schlaf unbemerkt verpasst bekommt. Die Station in der Villa wirkt extrem konstruiert, war aber wohl nötig um Laymon Fans wenigstens eine kranke Situation zu präsentieren ;) Dass beim (übertriebenen) Showdown Jane dann zu einer Art ein-Frau-Armee mutiert ist, stört dann gar nicht mehr weiter – die Glaubwürdigkeit ist eh schon dahin ;)
Extreme oder kranke Brutalität findet man, sieht man vom Villen-Kapitel mal ab, eigentlich nicht, da gibt es sicherlich brutales. Sexuelle Anspielungen gibt es dafür genug, hier sollte man als Leser vielleicht nicht allzu prüde sein (ich fand es interessant, wie oft man in einem Buch das Höschen der Hauptfigur in die Handlung mit einbinden bzw. erwähnen kann) ;)
Allzu hohe Ansprüche an die Handlung darf man auch nicht stellen, davon abgesehen dass der Schluss eigentlich nicht existent ist (zumindest klärt er keine Fragen), auch einige Episoden (Clays Haus) sind im Nachhinein einfach sinnfrei – also am besten nicht weiter drüber nachdenken.
Irgendwie macht das Buch einem eine Bewertung nicht so einfach. Ja, es ist unrealistisch, unlogisch, unglaubwürdig, liefert keine Erklärungen und beinhaltet oberflächliche, eindimensionale Charaktere. Trotzdem fand ich es extrem spannend und kurzweilig ;) Man ließt es in einem Rutsch durch, hat seinen Spaß dabei und denkt im Nachhinein: „Eigentlich war das ja ziemlicher Stuss – aber witzig wars trotzdem“. Definitiv Geschmackssache (love it or hate it ;)), aber ich werde mir bestimmt noch einen Laymon zulegen.