Alex Capus - Fast ein bisschen Frühling

  • Kurzmeinung

    Mojoh
    Besser als erwartet, typischer Capus. Wo gräbt der nur immer seine Geschichten aus ? ;)
  • Seitenzahl: 175


    Inhalt:
    Die wahre Geschichte der arbeitslosen Ingenieure Kurt Sandweg und Waldemar Velte, die im Winter 1933/34 Nazideutschland verlassen wollen, nach einem mörderischen Bankraub aber in Basel stranden.
    Dort macht das Gangsterpärchen Furore, bis die zärtliche Verehrung für eine kleine Schallplattenverkäuferin ihnen zum Verhängnis wird.


    Meine Meinung:
    Durch "Eine Frage der Zeit" auf den Autor aufmerksam geworden, habe ich nun diese Story entdeckt.
    Die dreißiger Jahre sind deutlich spürbar, die Geschichte an sich originell geschrieben, gesellschaftskritisch und ironisch, aber die Charaktere der beiden "Bankräuber" sind merkwürdig. Auf der einen Seite verkörpern sie die braven, gut erzogenen, aufmerksamen und freundlichen jungen Männer, auf der anderen die brutalen, skrupellosen Mörder, die keinerlei Spur von Reue oder Schuld aufzeigen. Der Wechsel erfolgt übergangslos.
    Ihre Beute ist minimal, weil sie nur das Dargebotene mitnehmen ohne mehr zu fordern. Man hat den Eindruck sie wären nie so richtig bei der Sache, aber der Griff zur Waffe vernichtet diesen Eindruck wieder.
    Zwei Träumer mit einem Hass auf die Gesellschaft?!
    Alex Capus lockerer, leichter Schreibstil läßt die Ernsthaftigkeit bewußt nie zu sehr in den Vordergrund treten. Und trotz diesem Widerspruch der beiden Männer liest sich das Buch recht spannend. Kein typischer Krimi, daher meine Entscheidung es unter Erzählungen zu setzen.
    Eine ungewöhnliche Geschichte für einen unterhaltsamen Abend.


    Gruß Wirbelwind


    :study: Hugo Hamilton, Der Matrose im Schrank

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Das Buch habe ich im letzten Monat auch gelesen. Es gefiel mir nicht besonders. Die beiden Bankräuber waren mir einerseits zu blass charakterisiert (bis zum Schluss habe ich die beiden ständig verwechselt), andererseits erschienen sie mir seltsam verklärt dargestellt als eine Art tragische Helden, die aufgrund der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umstände im alltäglichen Leben gescheitert sind und daher kriminell wurden. Banken überfallen ist das Eine, Menschen töten (und dazu ohne Grund, weil ihnen das Geld ja ausgehändigt wurde) das Andere.


    Die von Elke Heidenreich und in den Amazon-Rezensionen ausgesprochenen Lobeshymnen habe ich nicht nachvollziehen können.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Marie ist wieder da. :cheers:


    Natürlich auch ein HALLO an Wirbelwind.


    Ich hatte mir dieses Buch auch auf meine Merkliste gesetzt. Da ich aus Platzgründen etwas Kaufzurückhaltung üben muss, ist es sicher ausreichend, wenn ich dieses Buch ausleihe und mit nicht zu großen Erwartungen ans Lesen gehe. Ein Bibliotheksbuch kann ich deutlich problemloser zur Seite legen.

  • Hallo Marie,
    schön von dir zuhören - auch wenn dir das Buch nicht gefallen hat.
    Mit den Bankräubern hatte ich ja auch so meine Probleme. Es passte nichts so recht zusammen und die Morde wurden verharmlost.


    Hallo Karthause,
    ich hatte meine Ausgabe auch aus der Bücherei. Also zum Weglegen sah ich keinen Grund, auch wenn ich das Ganze ein wenig merkwürdig fand.
    Ums so schöner war dann "Glaubst, dass es Liebe war?" trotz kitschigem Titel.
    Als nächstes will ich "Munzinger Pascha" lesen.


    Insgesamt mag ich Alex Capus Schreibstil - ganz schlicht und einfach, wirkt oft leichter als es ist.


    Gruß Wirbelwind


    :study: Hugo Hamilton, Der Matrose im Schrank

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Nachdem ich nun dieses Buch gelesen habe muss ich sagen es war etwas langweilig. Alex Capus schafft es hier leider nicht allzu grosse Spannung ins Leben zu rufen.
    Wie schon Marie sagte:

    Zitat

    Die beiden Bankräuber waren mir einerseits zu blass charakterisiert…

    Nicht nur die Bankräuber sondern alle Beteiligten bleiben unpersönliche Figuren in einer tragischen, tatsächlich passierten Geschichte.
    Man könnte ebenso gut die Geschehnisse hier nachlesen:
    Quelle: Basel-Stadt Sicherheitsdepartement
    http://www.sid.bs.ch/newsdetail?newsid=6009


    Schade denn nach dem ich das Buch
    Eine Frage der Zeit
    gelesen hatte, welche mich völlig begeisterte, hätte ich mehr erwartet.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ich kann die Kritik der blassen Figuren nur in Teilen nachvollziehen. Auf den paar Seiten kann Capus meines Erachtens nach gar nicht so in die Tiefe gehen. Ausserdem bin ich von ihm auch nicht wirklich einen anderen Erzählstil gewohnt, es macht ihn im Gegenteil aus, so kurz und knapp zu erzählen. Trotzdem schafft Capus es mit seinen skizzenhaften Charakteren, seiner unverwechselbaren Sprache und seinen immer interessanten Geschichten wieder, mich einzufangen, auch bei diesem Buch. Mich hat es einfach fasziniert, wie er es schafft, dass ich den beiden faktisch herzlos mordenden Verbrechern trotzdem hin und wieder eine gewisse Symphatie entgegen bringen konnte; wohlwissend, dass es sich im Kern um eine wahre Geschichte handelt.
    Ich gebe euch insofern Recht, dass es nicht sein stärkstes Buch war, aber mich hat es gut unterhalten und mir eine spannende Geschichte, die mir bis dato unbekannt war, erzählt. Deher gibts von mir gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Alex Capes - Fast ein bißchen Frühling“ zu „Alex Capus - Fast ein bisschen Frühling“ geändert.