Seitenzahl: 175
Inhalt:
Die wahre Geschichte der arbeitslosen Ingenieure Kurt Sandweg und Waldemar Velte, die im Winter 1933/34 Nazideutschland verlassen wollen, nach einem mörderischen Bankraub aber in Basel stranden.
Dort macht das Gangsterpärchen Furore, bis die zärtliche Verehrung für eine kleine Schallplattenverkäuferin ihnen zum Verhängnis wird.
Meine Meinung:
Durch "Eine Frage der Zeit" auf den Autor aufmerksam geworden, habe ich nun diese Story entdeckt.
Die dreißiger Jahre sind deutlich spürbar, die Geschichte an sich originell geschrieben, gesellschaftskritisch und ironisch, aber die Charaktere der beiden "Bankräuber" sind merkwürdig. Auf der einen Seite verkörpern sie die braven, gut erzogenen, aufmerksamen und freundlichen jungen Männer, auf der anderen die brutalen, skrupellosen Mörder, die keinerlei Spur von Reue oder Schuld aufzeigen. Der Wechsel erfolgt übergangslos.
Ihre Beute ist minimal, weil sie nur das Dargebotene mitnehmen ohne mehr zu fordern. Man hat den Eindruck sie wären nie so richtig bei der Sache, aber der Griff zur Waffe vernichtet diesen Eindruck wieder.
Zwei Träumer mit einem Hass auf die Gesellschaft?!
Alex Capus lockerer, leichter Schreibstil läßt die Ernsthaftigkeit bewußt nie zu sehr in den Vordergrund treten. Und trotz diesem Widerspruch der beiden Männer liest sich das Buch recht spannend. Kein typischer Krimi, daher meine Entscheidung es unter Erzählungen zu setzen.
Eine ungewöhnliche Geschichte für einen unterhaltsamen Abend.
Gruß Wirbelwind
Hugo Hamilton, Der Matrose im Schrank