Arne Dahl - Ungeschoren

  • Dies ist das neueste in Deutschland erschienene Buch des schwedischen Autors Arne Dahl


    Wieder ist die "A-Gruppe" die Ermittlerin, also eine Gruppe hoch angesehener Spezialisten, die sich um mehrere Morde kümmern muss.
    Ihr ehemaliger Chef ist in Rente, man trifft sich dort auf einer Feier, der andere Leiter ist gewechselt zur Abteilung für interne Ermittlungen.


    Es passieren 4 Morde: an einem Fernsehchef, an einer polnischen Krankenschwester, an einem brutalen Fotografen, an einem seit langem in Schweden lebenden Kurden.


    Für alle vier Morde gibt es eine(n) Verdächtige(n), aber Dahl wäre nicht Dahl, wenn alles so wäre, wie es scheint.
    Die Gruppe unter der neuen Leitung von Herstin Holm kommt erst spät dahinter, dass die vier Morde zusammenhängen


    Das ist der eine Handlungsstrang im Buch, es gibt noch zwei weitere: Einer der Gruppe wird anonym verdächtigt, viele Drogen zu konsumieren (ein Fall für die internen Ermittlungen), einer der A-Gruppe wird in Posnan in Polen durch Messerstiche schwer verletzt.


    Und Dahl wäre nicht Dahl, wenn nicht auch die drei Handlungsstänge zusammenhingen.



    Genauso verwirrend wie sich das alles anhört ist es auch, ich war die ersten 200 Seiten immer wieder versucht zu sagen "Was soll das alles", bis das Buch dann richtig Fahrt aufnahm und ich es nicht mehr weglegen konnte.


    Und Dahl wäre nicht Dahl, wenn er nicht auf ein Happy-End verzichtete und seinen Finger auf die gesellschaftlichen Misstände läge.


    Ohne dass es eine Kopie ist, hat das Buch mich sehr an die 10 Klassiker von Sjöwwall/Wahlöö erinnert.


    Ein Meisterwerk mit leider einigen Längen zu Anfang


    ****

  • @morse,


    Danke für die interessante Beschreibung dieses neuen Dahl-Krimis.
    Ich lese gerne etwas verworrene Geschichten, und die Skandinavischen Krimis überhaupt - da werde ich mal nach diesem Buch Ausschau halten.


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Ich habe dieses Buch vor einiger Zeit von der Bücherei ausgeliehen und kann mich der Meinung von @morse nur anschließen. Am Anfang habe ich mir auch gedacht, was das alles soll. Zur Mitte des Buches, wie mir dann bewußt wurde, dass alle Handlungsstränge zusammen gehören sollen, habe ich mich gefragt, wie Herr Dahl das zu einem logischen und sinnvollen Ende bringen will. Zum Ende hin wurde das Buch dann richtig spannend und die Auflösung des Ganzen hat mir sehr gute gefallen. Nach diesem Buch werde ich bestimmt noch mehr Bücher von Arne Dahl lesen.

  • Ich habe dieses Buch gerade fertig gelesen. Ich habe ziemlich lange auf die Taschenbuch-Ausgabe gewartet, und hatte - da ich die anderen Bücher über die A-Gruppe kannte - ziemlich hohe Erwartungen. Die leider zunächst enttäuscht wurden. Ich kann mich Morse nur anschließen: am Anfang ist das alles sehr verwirrend, und durchaus anstrengend zu lesen, v.a. die endlosen Gedanken der verschiedenen Ermittler über die neu zusammengesetzte A-Gruppe und ihre jeweilige private Situation. Zwar machen diese Einblicke in das Privatleben der verschiedenen Polizeibeamten durchaus den besonderen Reiz der Bücher von Arne Dahl aus, aber hier hätte man für meinen Geschmack doch etwas kürzen können. Aber wer die ersten 200 Seiten durchhält, wird belohnt, denn in der zweiten Hälfte des Buches verdichtet sich die Handlung, man sieht die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Handlungsstränge und das Ganze wird richtig spannend.


    Mein Fazit: Sicher nicht Arne Dahls bestes Buch, aber durchaus ein lesenswerter Krimi.

  • Nach der Entdeckung, dass ich doch nicht alle Bände der Reihe um das A-Team gelesen habe, begab ich mich froh gelaunt nach Stockholm und war von der ersten Seite an sofort in der Handlung. Dass der Einstieg für Leser, die mit der Truppe und ihren Familien- und anderen Verhältnissen nicht vertraut sind, schwer ist, kann ich mir vorstellen: Bei der Abschiedsfeier für Jan-Olov Hultin werden kunterbunt sämtliche A-Teamler mit Frauen und Kindern vorgeführt.



    Dass in den ersten Kapiteln meistens ein vorerst Unbekannter sich rüstet, ein Verbrechen zu begehen und dabei kryptische Gedanken äußert, gehört auch zu Dahls „Masche“. Ebenso wie die ganzen andern Gedankengänge der einzelnen Team-Mitglieder mit ihren mitunter überirdischen Geistesblitzen.
    Der Autor übertreibt ein wenig mit dem, was die Einzelnen in punkto One-night-stands parallel erleben und auch das gemeinsame innere Empfinden von splitterndem Glas – etwas parapsychologisch. Aber an Mittsommer scheinen die Uhren in Schweden ohnehin anders zu gehen.



    Insgesamt also wieder ein typischer Dahl-A-Team-Krimi. So gut und so schlecht wie halt alle anderen auch. Nur was die Auflösung angeht, ist mir immer noch nicht klar, wie der Täter das alles organisieren und ausführen konnte. Auch hier ein Mittsommer-Wunder?


    Jetzt habe ich entdeckt, dass mir noch ein Band fehlt, "Rosenrot", das seit ewigen Zeiten in meinem Regal steht. Ich war überzeugt, es schon gelesen zu haben, aber "Ungeschoren" hat mich auf fehlende Teile in meiner A-Team-Chronologie gebracht. :cheers:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Kurzfassung


    Vier Morde, vier Täter: sie hatten das Motiv, die Gelegenheit und wurden zweifelsfrei überführt. Oder liegen diese Fälle doch nicht so eindeutig wie es im ersten Moment schien?


    Handlung


    Vieles hat sich verändert in der A-Gruppe: Jan-Olov Hultin ist pensioniert, an seiner Stelle übernimmt Kerstin Holm die Leitung der A-Gruppe. Außerdem gibt es zwei Neuzugänge in der Ermittlergruppe, die sich mehr oder weniger leicht in die Gruppendynamik einbinden lassen. Die Aufklärung der vier Mordfälle stellt sie alle vor große Herausforderungen. Auch Paul Hjelm wird in seiner neuen Position bei der internen Ermittlung direkt auf eine harte Probe gestellt: ein anonymer Hinweisgeber beschuldigt ein Mitglied der A-Gruppe in Drogengeschäfte verwickelt zu sein. Hjelm ist gezwungen zu ermitteln und das ausgerechnet gegen seinen besten Freund Jorge Chavez.


    Charaktere


    Die Hauptprotagonisten der A-Gruppe entwickeln sich auch im sechsten Buch dieser Reihe vor den Augen des Lesers weiter und werden dadurch nahbarer. Ich mag diese verschrobenen Charaktere unheimlich, die alle ihr eigenes Päckchen zu tragen haben, und dennoch als Team immer besser harmonieren.


    Schreibstil


    Bei Arne Dahls Romanen handelt es sich um Kriminalromane, die sich durch ihr sprachliches Niveau von anderen Thrillern und Krimis ganz klar abheben. Dies gilt auch für „Ungeschoren“.


    Fazit


    "Ungeschoren" lässt sich leicht lesen, schafft es aber leider nicht, mich völlig zu überzeugen. Die Story wirkt auf mich zu gewollt und zu konstruiert, die Auflösung lässt mich enttäuscht zurück. All diese Morde für dieses Resultat???


    Obwohl jedes Buch dieser Reihe einen in sich abgeschlossenen Fall behandelt, empfehle ich, die Romane der A-Gruppe in der chronologischen Reihenfolge zu lesen. Mitzuerleben wie die Ermittler sich privat und beruflich entwickeln, das ist für mich die herausragendste Eigenschaft dieser Krimireihe.