David Mitchell - Der Wolkenatlas / Cloud Atlas

  • amazon Kurzbeschreibung
    Ozeanien, um 1850: Ein englischer Forschungsreisender rettet einen jungen Polynesier vor der Sklaverei und macht die ernüchternde Erfahrung, dass einem Menschenliebe nicht gelohnt wird. Zwanzigstes Jahrhundert, Belgien: Ein junger Brite flieht vor seinen Gläubigern, wird Schreibgehilfe eines weltbekannten Komponisten und Liebhaber von dessen Frau und Tochter. Korea, in nicht allzu ferner Zukunft: Eine genmanipulierte, auf effiziente Arbeit getrimmte «Fabrikantin» kommt wegen des Verbrechens vor Gericht, ein Mensch sein zu wollen. Wandlungsreich und mit präziser Ironie erzählt David Mitchell vom allzumenschlichen Wunsch, gegen alle Widerstände glücklich zu werden. «Der Wolkenatlas» ist ein ganzer Weltentwurf; er spricht mit vielen Stimmen, findet in der Unordnung die Ordnung, im Gegenwärtigen das Vergangene und Zukünftige. «Leute, lasst euch gesagt sein, Mitchell ist ein Genie. Das ist so klar wie Kloßbrühe. Er schreibt, als stünde er am Ruder einer Traummaschine! . Und offenbar kann er alles. Einen Roman zu schreiben, der nicht schon irgendeinem anderen, bereits geschriebenen ähnelt, ist schwer genug. Mitchell hat es hingekriegt. » (The New York Times Book Review)


    Über das Produkt
    Ein amerikanischer Forschungsreisender macht Mitte des 19. Jahrhunderts auf einem Schiff im Pazifik die Erfahrung, dass, wer Gleichheit und Brüderlichkeit predigt, leicht gekreuzigt, gevierteilt und verbrannt wird. Einen jungen britischen Musiker verschlägt es 1931 auf der Flucht vor Gläubigern nach Belgien, wo er nicht nur einem berühmten Komponisten beim Verfassen seines Meisterwerks hilft, sondern auch dessen Frau begattet. Ein Atomwissenschaftler in den siebziger Jahren ist auf der Flucht vor seinen Mördern und spielt einer schönen Journalistin Berichte über Sicherheitslücken in einem neuartigen Atommeiler an der amerikanischen Westküste zu. In der Jetztzeit landet ein Londoner Schund-Verleger irrtümlich in einem Irrenhaus. In naher Zukunft wird eine geklonte koreanische "Fabrikantin" wegen des Verbrechens verhört, ein Mensch sein zu wollen. Und im Hawaii einer fernen Zukunft wird ein junger Ziegenhirt Zeuge des endgültigen Falls der Menschheit. Sechs Leben in fast tausend Jahren: und doch ein einziges Abenteuer - denn diese Geschichten sind allesamt miteinander verbunden, bedingen einander, entwickeln sich aus einander. "Der Wolkenatlas" ist ein ebenso raffiniert wie unterhaltsam fabulierter globaler Kontinuum-Roman, der nichts weniger als Gegenwart und Zukunft der westlichen Zivilisation zum Thema hat. Von der naiven Welterkundungssehnsucht des 19. Jahrhunderts über das Geniedenken und das Scheitern des Individuums im 20., die industriellen Allmachtsphantasien im 21. und schließlich die fällige Zerstörung der Welt in der Zukunft - Mitchell erfindet für all das eine eigene Ausdrucksform, ja eine eigene Sprache und Gattung. Thomas Pynchon klingt hier mit, aber auch William Gibson und Philip K. Dick. Mit einem Wort, ein Meisterwerk, das in seiner bizarren Grandezza selbst schon wieder wirkt wie ein Werk aus vergangenen, größer denkenden Zeiten und das doch äußerst modern ist - und immer süffig, faszinierend, spannend. Ein Pageturnerfür Literatursüchtige.


    Meine Meinung
    Ich habe in der Buchhandlung meines Vertrauens nach einer Empfehlung gefragt und dann blind gekauft. Anfangs war ich skeptisch, teilweise etwas verwirrt, aber zum Schluss mehr als zufrieden!


    Sprachlich hebt sich dieses Buch um Längen von der grauen Masse der Bestsellerlisten ab. Von Wortwahl über Satzbau bis hin zu den Beschreibungen ist alles sehr schön und stimmig geschrieben und dann auch noch sehr flüssig zu lesen, fast ein Pageturner. Dem Übersetzter sei Dank! Einige Male musste ich mitten in der Nacht nur wegen des nächsten Arbeitstages abbrechen.


    Die einzelnen Geschichten können von den Charakteren, die alle sehr fein und glaubwürdig gezeichnet sind, sowie den Themen des jeweiligen Plots unterschiedlicher kaum sein. Darin liegt für mich das einziges Manko des Buches. Dass die verschiedenen Handlungen, eben auch durch die unterschiedlichen Zeitpunkte, kaum Verbindung miteinander haben, sie eigentlich auch als eigenständige Geschichten durchgingen. Ein durchgehender Erzählstrang hätte mir besser gefallen.


    Insgesamt ein Buch, wie man es selten findet. Da steckt viel Herzblut und Seele des Autoren drin, das wurde nicht heruntergetippt.

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Sehr schön. Ich muss das Buch ja erst noch kaufen und lesen, aber ich habe schon jetzt ein verdammt gutes Gefühl. Du dürftest zu denjenigen gehören, mit denen ich eine recht große Schnittmenge im Buchgeschmack habe. Ich hoffe, die steigt mit diesem Buch an.

  • kfir:


    Das, was mir auch an dem Buch aufgefallen ist, hast Du schon hervor gehoben: Meiner Meinung nach handelt es sich hier in erster Linie um sechs Erzählungen und weniger um einen Roman. Ich habe bis zum Schluss auf eine nähere Erläuterung/Auflösung der "Parallelen" gehofft. Leider mehr oder weniger vergeblich.


    Dieses "Verbindungs-Konstrukt" schmälerte für mich auch ein wenig das Vergnügen an einem ansonsten fasziniernden, spannenden und sehr gut geschriebenen Werk.


    Auffällig war übrigens noch für mich die große Ähnlichkeit zu Michael Cunninghams "Helle Tage": Nicht nur die Ideen, die hinter beiden Büchern stecken, gleichen sich sehr, sondern auch die Geschichte(n), die utopisch angehaucht sind, haben inhaltlich sehr viel gemeinsam. Hier die Rezi dazu: Helle Tage - Michael Cunningham.


    Bei Mitchell faszinierten mich v.a. die beiden letzten, in der Zukunft spielenden Stories, was allerdings auch mit meinem Faible für SF zusammen hängen kann, ;-)


    PS: Wer allerdings dieses Vernetzungs-Spielchen mochte, sollte den Wolkenatlas gründlich lesen. Denn dann könnte er in Mitchells letztem (auch sehr empfehlenswertem) auf deutsch erschienen Buch "Der dreizehnte Monat" ein Deja Vu erleben... :)

  • Ich bin auf das Buch gestoßen, nachdem ich vorgestern im Kino den Trailer zu dem Film mit Tom Hanks und Halle Berry gesehen habe. Nun bin ich hin- und hergerissen: Soll ich das Buch lesen oder nicht :-k ?


    Auf der einen Seite klingt es ja total interessant, auf der anderen interessieren mich Seefahrtgeschichten gar nicht...


    Der Kompromiss wird wohl die Bibliothek sein!

  • Habe die Verfilmung am Freitagabend gesehen. War der absolute Hammer. Das Buch bringt mir jetzt der Nikolaus. Bin schon total gespannt und freue mich total.
    Allerdings hatte ich es heute morgen bereits im Buchhandel in der Hand und habe beim Durchblättern entdeckt, dass die Episoden abgeschlossen sind. Also nacheinander und in sich abgeschlossen? Ich bin jedenfalls gespannt und fieber jetzt dem Advent entgegen.

  • Ein einzigartiger & zeitloser Roman!


    Von David Mitchells großartigen Roman hörte ich zugegebenermaßen erst, als bereits die Verfilmung ihren Kinostart feierte. Und ehrlich gesagt hätte ich weder den Trailer zum Film angeschaut, als auch das Buch gelesen, wäre ich nicht zu einer Kinovorstellung von "Cloud Atlas" eingeladen worden. Da ich es nicht mag, eine Literaturverfilmung anzuschauen ohne das Buch zu kennen, kaufte ich mir kurzerhand "Der Wolkenatlas" und begann zu lesen. Zwar schaffte ich es nicht vor dem Film, aber die ersten Geschichten im Roman konnten mich bereits überzeugen - und auch nach der Verfilmung verlor der Roman keinesfalls mein Interesse.


    Sechs verschiedene Geschichten, Schreibstile, Epochen erzählen von den Leben und Schicksal sechs verschiedener Menschen. Da ist das Expeditionstagebuch von Adam Ewing, die Briefe des jungen Komponisten Robert Frobisher an seinen lieben Freund Rufus Sixsmith. Die Journalistin Luisa Rey, die auf einer Party auf den alten Rufus Sixsmith trifft und von ihm etwas erfährt, das ihre Neugier weckt. Der ein wenig kuriose Verleger, Timothy Cavendish, der von seinem Bruder in ein Altenheim gesperrt wird. Eine leider sehr realistische Version einer möglichen Zukunft, von der eine genomierte Duplikantin erzählt. Und schließlich eine noch erschreckendere Geschichte von dem jungen Zachry, der in einer Welt lebt, in dem unsere jetzige Welt verschwunden ist und die Menschheit wieder zu ihren Ursprüngen zurückkehrt.


    Auf den Inhalt möchte ich nicht näher eingehen - ich kann nur jedem Einzelnen ans Herz legen, diesen einzigartigen Roman selbst zu lesen. Im ersten Teil werden abwechselnd die sechs Geschichten bis zur Hälfte erzählt - geordnet nach der Jahreszahl, in der sie spielen - bis auf die letzte Geschichte. Diese wird in einem Zug erzählt und bildet den Wendepunkt des Ganzen. Hinter jedem Satz steckt - leider - sehr viel Wahres dahinter und ich denke, man wird nicht alles beim ersten Lesen verstehen. Doch nach der sechsten, vollständig erzählten Geschichte, werden in umgekehrter Reihenfolge nun die restlichen Geschichten und Schicksale dieser Menschen zu Ende erzählt. Es ist faszinierend, wie sich eine Geschichte in die andere fügt. Sowohl im ersten als auch im zweiten Teil. Die Aussage dahinter ist simpel: die Schicksale wiederholen sich und jede unserer Handlungen bestimmt unsere als auch die Zukunft unserer Kinder und Mitmenschen.


    Die verschiedenen Schreibstile mögen den ein oder anderen Leser verwirren, mir hat diese Abwechslung sehr gut gefallen. Es steigert die Spannung und vor allem aber zeigt es sehr deutlich die Unterschiede - spielt jede Geschichte schließlich zu einer anderen Zeit. Da ist es natürlich, dass das Expeditionstagebuch eine altertümlichere Sprache trägt, als die Briefe im Jahr 1931.


    Was kann man hier noch mehr sagen? Nichts. Ich lege "Der Wolkenatlas" jedem ans Herz, es sollte jeder gelesen haben, ob man lieber Fantasy, Jugendbücher, Krimis oder doch nur Biografien liest. Meiner Meinung nach ist dieser Roman absolut zeit- und genrelos und David Mitchell hat unfassbar großartige Arbeit geleistet. Sehr viele, kaum wahrnehmbare Kleinigkeiten sind in die einzelnen Geschichten verwoben, einige Anspielungen und noch mehr, was eine sehr präzise Arbeit und eine genaue Wahrnehmung des Lesers erfordert. Aber es lohnt sich, jedes einzelne Wort zu lesen. Und da die Verfilmung zum jetzigen Zeitpunkt läuft ist meine Empfehlung: den Roman zu lesen, wenn im Hintergrund der Soundtrack der Verfilmung läuft. Wem der Film gefallen hat: Buchvorlage bitte auch lesen!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ja, das Buch ist definitiv etwas Besonderes.
    Mich hat erst der Film zum Buch gebracht, den habe ich nämlich ganz untypisch für mich gleich zweimal angesehen und bin immer noch hin und weg davon. Da musste das Buch folglich her. :)


    Die Form ist schon ungewöhnlich und die Geschichte wirklich schön durchdacht. Interessanter Weise ist die Geschichte im Buch wesentlich klarer und straffer aneinander gebunden als im Film, der doch deutlich andere Akzente setzt - mir gefallen beide Varianten.
    Nur ob es eine gute Idee war, das Buch auf Englisch zu lesen ist die zweite Frage. Dafür muss man gerade im chronologisch ersten und letzten Kapitel ziemlich versiert sein. Ich dachte bisher jedenfalls, mit Englisch des 19. Jahrhunderts könnte man mich nicht mehr aus der Fassung bringen, aber hier habe ich seit Langem mal wieder ein Wörterbuch neben mich gelegt, um das erste (letzte) Kapitel zweifelsfrei zu verstehen.

  • Ja, das Buch ist definitiv etwas Besonderes.
    Mich hat erst der Film zum Buch gebracht, den habe ich nämlich ganz untypisch für mich gleich zweimal angesehen und bin immer noch hin und weg davon. Da musste das Buch folglich her.

    Der Film hat mir auch richtig gut gefallen. Aber ich habe mich noch nicht an das Buch heran getraut, weil ich mich immer von dem dünnen Einband abschrecken lasse. Der Film wirkte so vielschichtig und das Buch so kurz und klein und schnell weggelesen. Ich denke jedoch, dass mich mein Eindruck täuscht, zumal nachdem ich eure Rezis alle gelesen habe.


    Und da die Verfilmung zum jetzigen Zeitpunkt läuft ist meine Empfehlung: den Roman zu lesen, wenn im Hintergrund der Soundtrack der Verfilmung läuft.

    Ich denke, so werde ich das dann auch handhaben. Die Filmmusik ist so unendlich schön und lässt sich sicher prima neben der Lektüre hören.

  • Mitte des 19. Jahrhunderts freundet sich ein US-amerikanischer Notar auf einem Kauffahrteischiff, das in der Südsee unterwegs ist, mit einem geflüchteten neuseeländischen Ureinwohner an, der ein von den Kolonialherren sanktioniertes Massaker überlebt hat.


    1931 flieht ein junger Spieler vor seinen beträchtlichen Schulden aus England nach Belgien und wird dort Gehilfe eines schwerkranken Komponisten, der nicht mehr ohne fremde Hilfe arbeiten kann.


    Eine Journalistin versucht in den 70er Jahren einen üblen Vertuschungsskandal um einen US-Atomreaktor aufzudecken und sticht dabei in ein gefährliches Wespennest.


    Ein angejahrter Verleger landet gegen seinen Willen in einem Altenheim und setzt alles daran, sich aus dieser misslichen Lage wieder zu befreien.


    In der näheren Zukunft entwickelt eine koreanische Klonfrau, die eigentlich auf Gehorsam getrimmt ist, plötzlich Kritikfähigkeit und hinterfragt die Glaubenssätze ihrer engen Lebenswelt in einer gnadenlos durchkommerzialisierten Gesellschaft, in der man unter "Seele" nur noch einen implantierten Bezahlchip versteht. Die herrschende Klasse sieht das natürlich gar nicht gerne.


    Einige hundert Jahre nach unserer Zeit lebt ein Junge in einer primitiven Zivilisation. Das Zeitalter der Technologie ist lange vorbei, die Menschheit ist wieder auf einfachste Verhältnisse zurückgeworfen. Da taucht plötzlich eine Fremde auf und sorgt für Aufruhr.


    Diese sechs ganz unterschiedlichen Lebenswege in verschiedenen Zeiten stellt David Mitchell in einem ausgeklügelt konstruierten Roman einander gegenüber. Auf den ersten Blick haben sie nicht viel gemeinsam außer ein paar kleinen Berührungspunkten, die aufmerksamen Leser*innen nicht entgehen dürften, doch bei genauerem Hinsehen verbindet sie doch ein roter Faden: es geht immer gewisser Weise um Ausbeutung (sei es Ausbeutung der Natur oder von Menschen vermeintlich "niedrigerer" Herkunft, Diskriminierung, Unterdrückung, Fremdbestimmtheit. Flucht ist auch immer ein Thema, ebenso wie die Suche nach Wahrheit in einem Umfeld, das genau das verhindern möchte.


    Stil und Sprachebene wechselt Mitchell wie ein Chamäleon, je nachdem, wer gerade erzählt, und passt teils sogar die Rechtschreibung an seine jeweiligen Protagonisten an. Das ist einerseit genial und verleiht den verschiedenen Abschnitten ganz besondere Farbe, andererseits liest es sich streckenweise sehr anstrengend, vor allem bei dem Jungen in ferner Zukunft, der sich einer versimpelten Sprache mit eigenwilliger Orthographie bedient.


    Die Konstruktion des Romans ist perfekt und die einzelnen Geschichten lesen sich alle auf ihre Weise spannend, nicht zuletzt wegen der gesellschaftlichen und moralischen Fragen, die dabei angesprochen werden - aber trotzdem blieb bei mir am Ende auch ein kleines Fragezeichen hängen, weil sich mir der tiefere Sinn des Ganzen dann doch nicht so recht erschlossen hat und ich mich nicht völlig des Eindrucks von "style over substance" erwehren konnte.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „David Mitchell - Der Wolkenatlas“ zu „David Mitchell - Der Wolkenatlas / Cloud Atlas“ geändert.
  • ### Inhalt ###

    In Wolkenatlas erlebt der Leser die Schicksale von sechs verschiedenen Hauptpersonen in fünf völlig unterschiedlichen Zeitperioden. Die Schicksale hängen lose miteinander zusammen. Es geht um Adam Ewing, einem amerikanischen Notar, der für eine Geschäftsreise in den Pazifik in den 1830ern auf die Prophetess einschifft. Dann haben wir Robert Frobisher, einem jungen Liederjan, der aufgrund seines musikalischen Talents bei einem berühmten Komponisten in den 1930er Jahren eine Stelle als Assistent annimmt. Luisa Reys schließt sich mit ihrer Geschichte aus den 1970er Jahren an. Sie muss die Machenschaften der Swannicke Firma aufdecken, die ein Atomkraftwerk betreiben möchte, welches aufgrund eines vertuschten Sicherheits-Berichts des Wissenschaftlers Sixsmith vor der Schließung bewahrt werden soll. Timothy Cavendish, einer betagter Verleger hat einen späten Glücksgriff (2000er?) gelandet mit dem Verlegen eines Buches von einem Autor, der einen spektakulären Mord begangen hat. Ein Klon namens Sonmia in einer fernen Zukunft kämpft für das Recht aller Klone auf ein gleichberechtigtes Leben in Freiheit. In einer noch entfernteren Zukunft, in der es nur noch wenige Menschen gibt und in der Existenz der Menschheit insgesamt bedroht ist, berichtet ein Ziegenhirte namens Zackry von der Begegnung mit Meronym, einer Prescient, die sich mit ihm auf eine Reise macht, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern.



    ### Meinung ###

    Ich finde die Idee des Romans und den Anspruch des Autors spektakulär gut. Er erzählt von den Schicksalen der o.g. Hauptperson mit einer großen Tiefe und über lange Zeitspannen hinweg. Dabei gelingt es ihm für jede Zeit eine andere passende Sprache anzuschlagen, sodass man sich wunderbar in die entsprechenden Zeiten hineinversetzen kann. Die Geschichten an sich sind alle interessant, für mich war der inhaltliche Zusammenhang der Geschichten jedoch zu lose. Mal sind es die Tagebuchaufzeichnungen von Adam Ewing, die von Robert Frobisher aus Zeitvertreib gelesen werden, die aber ansonsten keinen Einfluss auf seine Leben haben. Mal ist es ein Muttermal in der Nähe des Schlüsselbeins, welches sich an verschiedenen Protagonisten aus den verschiedenen Zeitperioden wiederfindet, welches die Verbindung herstellen soll. Luisa Rey findet das von Frobisher komponierte Wolkenatlas-Sextett und ist auf magische Weise angetan davon und hat es auch schon vorher, woher auch immer, in ihrem Kopf gehabt. Von daher muss ich sagen, dass das Konzept des Romans nicht so richtig für mich aufgegangen ist. Mir fehlte da ein Zusammenhang, der die geschilderten Schicksale auf eine zwingendere Weise miteinander verwebt.



    ### Fazit ###

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Eine tolle Idee, aus der jedoch aus meiner Sicht mehr hätte gemacht werden können.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • Kurzmeinung:


    Das war nun mein zweiter Anlauf, ich hatte den Wolkenatlas vor zwei oder drei Jahren schon mal angefangen. Damals kam ich überhaupt nicht ins Buch rein und war dann eigentlich froh, die Verfilmung gesehen zu haben.

    Jetzt wollte ich es nochmal versuchen, auch weil die Kritiken so gut sind. Vielleicht war ich damals auch bloß nicht in der richtigen Stimmung, dachte ich.


    Leider muss ich berichten, dass ich dieselben Schwierigkeiten hatte. Ich wurde einfach nicht mit dem Stil warm und fand auch die erste Storyline, rund um Adam Ewing, nicht sonderlich gelungen. So schnell wollte ich aber nicht wieder aufgeben.

    Nachdem ich mich durch das erste Kapitel gekämpft hatte, veränderte sich auch meine Stimmung. Die Frobisher Geschichte liest sich wesentlich besser und ist interessanter.

    Der Autor bedient sich hier eines ganz anderen Stils - wie in jedem neuen Kapital bzw. bei den Figuren.

    Der Satzbau ist immer noch etwas merkwürdig, aber daran gewöhnt man sich schnell. Ist man erstmal investiert, zieht die Geschichte einen in ihren Bann und gibt schließlich immer mehr Zusammenhänge preis. Mir hat es viel Freude bereitet, immer mehr davon zu erkennen, wie eine Detektivin die durch die Jahrhunderte streift.

    Am besten haben mir die Parts in der Zukunft gefallen und die Geschichte um Sonmi 451 - ich bin eben ein alter Trekkie durch und durch.

    Besonders gefreut habe ich mich als ich durch Googeln erfahren habe, dass meine Theorie stimmt und der Name eine Anspielung auf Fahrenheit 451 ist.

    Man findet einige solcher Verweise, vor allem natürlich quer durch die sechs Geschichten, die immer wieder Bezüge zueinander haben.


    Das ist auch die große Stärke des Romanes und ich kann nur meinen Hut ziehen.

    Eine so große Geschichte über einen so langen Zeitraum zu erzählen, im Grunde nur aus Versatzstücken und trotzdem alles logisch zu verweben - das muss man erstmal schaffen.

    Ich hatte großen Spaß beim lesen.

    Gerade weil das Buch gar nicht erst versucht leichte Kost zu sein und pure Unterhaltung.

    Mit seinen Ecken und Kanten kommt es sehr spröde daher und möchte von aufmerksamen Lesern erschlossen werden.

    Ganz toll, ich wünschte, ich hätte es schon eher gelesen. Am besten ohne den Film vorher gesehen zu haben. Den bekommt man leider nicht mehr aus der eigenen Fantasie.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor